Zähl Pixel
Kontroverse Themen

GZ Plus IconPrahljust, Museum und Co.: Was im Oberharz auf dem Spiel steht

Zu sehen ist eine rot-weiße Schranke dir vor einem Gebäude steht.

Aktuell sieht es so aus, dass der Campingplatz Prahljust zum Jahreswechsel den Betrieb einstellt. Foto: Neuendorf/Archiv

Vom geplatzten Prahljust-Deal bis zur Rettung des Oberharzer Bergwerksmuseums: Clausthal-Zellerfeld bewegt etliche Themen. Einige könnten bald ein Ende finden.

author
Von Sören Skuza
Sonntag, 30.11.2025, 04:00 Uhr

Clausthal-Zellerfeld. Die Rettung des Oberharzer Bergwerksmuseum, der gescheiterte Verkauf des Geländes auf dem Campingplatz Prahljust, die Erweiterung der „Harz-Urlaubs-Alm“ – viele Themen bewegen den Oberharz seit Monaten, andere schon seit Jahren. Eine Übersicht über den aktuellen Stand.

Klar ist: Wer in die Stadthalle kommt, wenn der Rat der Berg- und Universitätsstadt am 4. Dezember ab 18 Uhr seine nächste Sitzung abhält, sollte vor allem eines mitbringen: Zeit. Die Tagesordnung ist voll wie lange nicht. Auch wenn einige Punkte eher Formsache sind und wahrscheinlich keiner großen Diskussion bedürfen, so sind doch einige Themen dabei, die in der Vergangenheit für mächtig Furore gesorgt haben.

Bergwerksmuseum

Ein Dauerbrenner ist das Oberharzer Bergwerksmuseum, wenngleich eine Lösung in Aussicht ist. In gleich mehreren Tagesordnungspunkten können die Ratsmitglieder die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die traditionsreiche Einrichtung in Zellerfeld künftig von einer neu gegründeten gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung geführt wird. Sollte der Rat nicht zustimmen, müsste das Museum zum 31. Dezember dieses Jahres schließen, diese Möglichkeit gilt aktuell aber als unwahrscheinlich.

Der Rat entscheidet in der nächsten Sitzung einerseits darüber, ob die Gebäude des Museums an die Gesellschaft verpachtet werden. Andererseits geht es auch um die Finanzierung. Diese soll – vorbehaltlich der Zustimmung des Rates – über die Gästebeitragskalkulation gesichert werden (die GZ berichtete). Konkret geht es um 200.000 Euro und eine Erhöhung des Gästebeitrags in Höhe von 20 Cent pro Person und Nacht.

Campingplatz Prahljust

Seit gut anderthalb Jahren ist der Campingplatz Prahljust Gegenstand hitziger Debatten. Der Campingplatz liegt zum Teil auf Flächen der Betreiberfamilie Landers, zum Teil auf städtischen. Die Stadt hatte beschlossen, den auslaufenden Pachtvertrag nicht zu verlängern und stattdessen ihre Grundstücke zu verkaufen. In einem Interessenbekundungsverfahren hatte die Überland-Camping-Gruppe 1,8 Millionen Euro für die zehn Hektar große Fläche geboten, Familie Landers 1 Million Euro. Später zeigte sie sich bereit, 2 Millionen zu zahlen, waren somit wieder im Rennen. Doch dann hieß es: Die Bank sagt den Kredit nicht zu, die Finanzierung ist gescheitert.

Kurz darauf folgte die Nachricht, die Stadt wolle die Räumungspflicht bis zum 31. März verlängern, allerdings unter zwei Bedingungen: Zum einen soll Familie Landers auf ihr beim Amtsgericht eingetragenes Vorkaufsrecht verzichten, zum anderen Gespräche mit drei potenziellen Käufern für ihre eigenen vier Hektar großen Campingplatzflächen führen. Die Pächter kündigten dennoch an, den Campingbetrieb zum Jahreswechsel einzustellen. Bislang ist der Campingplatz noch nicht auf der Tagesordnung für die nächste Ratssitzung zu finden, von mehreren Seiten ist allerdings zu hören, dass sich dies noch ändern soll.

Zweimal Satire

Auf die Tagesordnung geschafft hingegen haben es zwei Satire-Anträge von Carsten Rehling (Die Partei). Weil aus dem Bauamt der Stadt mehrfach zu hören war, dass etwa Zebrastreifen am neuen Minikreisel zwischen Adolph-Roemer-Straße und Kronenplatz nicht zur Debatte stehen, möge die Verwaltung laut Rehling alternative Möglichkeiten prüfen, wie vor allem Kinder sicher über die Straße kommen. Drei Möglichkeiten sieht er vor: Das Errichten einer Fußgängerbrücke, den Bau eines Fußgängertunnels im Stil eines Erzstollens und das Errichten einer Seilbrücke, „von Podesten hoch über den Kreisel gespannt, an denen mit einer gesicherten Einhängevorrichtung die Fußgänger sicher zur anderen Seite herüberrutschen können.“

Zu sehen ist ein Kreisverkehr von ob mit Autos und Bäumen am Rand.

Am Kronenplatz-Kreisel gibt es keinen Fußgängerüberweg. Das sei gerade für Kinder gefährlich, findet Carsten Rehling. Foto: Neuendorf/Archiv

Ebenfalls satirisch zu verstehen ist Rehlings Antrag, den Kronenplatz auf Süd-, West- und Nordseite mit einem Zaun abzusperren. „Die auf dem neu gestalteten Kronenplatz verschraubten Fahrbahnmarkierungen haben durch ihre Höhe von circa zwei Zentimeter bereits für viele ‚Stolperer‘ und Stürze bei FußgängerInnen gesorgt. Ursächlich ist ein unsachgemäßes Betreten des Kronenplatzes, zum Beispiel die Querung von der Bushaltestelle zur Seite der alten Post. Es wird weitgehend von den FußgängerInnen missachtet, dass sie dort eine Einbahnstraße queren, da sich die Fahrbahnmarkierungen optisch nicht abheben, wenn man von der Seite kommt“, schreibt Rehling dazu.

Rossmann und Lidl

Zurück zu ernst gemeinten Vorhaben. Der Drogeriemarkt Rossmann will sich vergrößern und dafür von der Adolph-Roemer-Straße in die Bauhofstraße ziehen. Es ist ein Doppelprojekt, denn auch der dort bereits vorhandene Lidl-Markt will wachsen. Dazu sind Neubauten in Planung, Vertreter beider Ketten haben bereits im Ausschuss für Bau und Stadtentwicklung darüber berichtet. Für die Gebäude sollen keine neuen Flächen erschlossen werden, sondern das schon bestehende Gelände an der Bauhofstraße genutzt werden.

Die Beratung im Bauausschuss war lediglich der erste Schritt in einem voraussichtlich lang andauernden Prozess. Derzeit geht es politisch darum, den bisherigen Bebauungsplan aufzuheben, weil dieser das Gebiet nur teilweise abdeckt und die geplanten Erweiterungen deshalb nicht zulässig wären. Zudem muss der übergeordnete Plan entsprechend angepasst werden. Der Rat entscheidet am 4. Dezember über das Einleiten des Verfahrens.

„Harz-Urlaubs-Alm“

Wie lange sich solche Prozesse hinziehen können, zeigt das Beispiel der „Harz-Urlaubs-Alm“. Die Buntenbock-Invest-Gesellschaft plant wie mehrfach berichtet bereits seit Längerem, die „Harz-Urlaubs-Alm“ um 15 weitere Ferienhäuser zu vergrößern. Dazu hat sie schon Ende März 2022 den entsprechenden Antrag zur Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans gestellt, die Politik hat ein gutes Jahr später den Weg für das Verfahren freigemacht.

Zu sehen sind drei Häuser in einer verschneiten Landschaft.

Die Buntenbock-Invest-Gesellschaft plant seit langer Zeit eine Erweiterung um mehrere Ferienhäuser. Foto: GLC

Vollständig beschlossene Sache ist die Erweiterung zwar immer noch nicht, aber nach der jüngsten Bauausschusssitzung sieht es zumindest danach aus, dass die Oberharzer Politik ihrerseits den Weg für die Pläne der Gesellschaft freimacht. Es gibt aber auch von Anfang an einige kritische Stimmen, die bereits angekündigt haben, dem Punkt im Rat nicht zuzustimmen.

August-Tiemann-Sportplatz

Ein Bauvorhaben ganz anderer Art sorgt ebenfalls seit Jahren für Schlagzeilen: das geplante Wohnquartier auf dem August-Tiemann-Sportplatz. Seit 2019 beschäftigt sich die Clausthal-Zellerfelder Politik mit dem entsprechenden Antrag auf Änderung des Bebauungsplans. Demnach soll auf dem einstigen Sportplatz zwischen Adolf-Ey-Straße und Kutschenweg ein „Wohnquartier für alle Generationen“ entstehen. Während es in der Vergangenheit immer wieder mal zu hitzigen Diskussionen gab, ist es nach der erneuten Öffentlichkeitsbeteiligung im Jahr 2024 wieder ruhiger um das Thema geworden. Die Mitglieder des Bauausschusses haben bereits grünes Licht gegeben.

Zu sehen ist ein verwahrloster Sportplatz.

Auf dem August-Tiemann-Sportplatz könnte ein Wohnquartier entstehen. Foto: Neuendorf/Archiv

Werk Tanne

Windräder auf dem Gelände der ehemaligen Rüstungsfabrik Werk Tanne: Dieses Vorhaben der Halali-Verwaltungsgesellschaft steckt noch immer in einer relativ frühen Phase, Details, ob und wie das zu realisieren ist, sind entsprechend rar. Aber gerade bezüglich des Standortes haben einige Oberharzer Bedenken, wie berichtet bildete sich eine Bürgerinitiative, die zum Unterzeichnen einer entsprechenden Petition aufgerufen hat. Die Petition soll im Rahmen der Sitzung am 4. Dezember der Bürgermeisterin überreicht werden, heißt es aus Kreisen der Bürgerinitiative.

Bürgermeisterwahl

Apropos Bürgermeisterin: Für Petra Emmerich-Kopatsch (SPD) ist es eine der letzten Sitzungen in dieser Funktion, sie steht wie berichtet für eine zweite Amtszeit nicht mehr zur Verfügung. Aktuell haben allein die Grünen mit Wolfram Haeseler ihren Kandidaten offiziell ins Rennen geschickt, die SPD entscheidet voraussichtlich im Januar zwischen Alexander Ehrenberg und Markus Finck. Die Ratsmitglieder indes haben am 4. Dezember darüber zu entscheiden, ob die Bürgermeisterwahl zeitgleich mit den Kommunalwahlen am 13. September 2026 stattfinden soll.

„Eine Zusammenlegung der Wahlen auf einen Tag bietet den Vorteil, dass der organisatorische, personelle und damit auch der finanzielle Aufwand gegenüber separaten Wahltagen deutlich verringert wird“, heißt es dazu in der Vorlage, die Abstimmung dazu sollte reine Formsache sein. Der nächste Stadtrat wird im übrigen kleiner sein als bisher, aufgrund der Ergebnisse des Zensus sitzen fortan nur noch 30 Vertreter im Stadtparlament.

Sonstiges

Es stehen noch weit mehr Punkte auf der Tagesordnung. Zu Beginn der Sitzung etwa hält TU-Präsidentin Dr. Sylvia Schattauer einen Redebeitrag zum Thema „Gemeinsame Zukunftsperspektiven der Universität und der Stadt“. Ebenfalls haben Bürger der Stadt Clausthal-Zellerfeld wie in jeder Sitzung die Gelegenheit, in der Einwohnerfragestunde ihre Fragen an die Verwaltung loszuwerden.

Zu sehen ist eine Häuserreihe mit Schaufenstern von Läden in der untersten Etage.

Rossmann plant den Rückzug aus der Adolph-Roemer-Straße. Foto: Neuendorf/Archiv

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Themen aus der Region