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Misstöne beim Heimatfest

GZ Plus IconOberharz: Wenn der SPD-Bürgermeister mit AfD-Rhetorik punkten will

Ortsbürgermeister Alexander Ehrenberg verwundert mit seinem Ton beim Heimatfest.

Ortsbürgermeister Alexander Ehrenberg verwundert mit seinem Ton beim Heimatfest. Foto: Neuendorf

Das Altenauer Heimatfest war ein voller Erfolg – zumindest fast. Wenn nur nicht die Rede des Ortsbürgermeisters gewesen wäre, die an die Rhetorik von rechts außen erinnerte. Das ist auf vielen Ebenen bedauerlich, kommentiert GZ-Redakteur Sören Skuza.

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Von Sören Skuza
Mittwoch, 24.09.2025, 12:00 Uhr

Altenau. Man hätte einfach nur feiern können. Ein Bierchen am Freitag, ein Tänzchen am Samstag und dann Abmarsch zum Umzug am Sonntag. Das wäre gut gewesen, niemand hätte sich daran gestört. Schließlich sollte das Altenauer Heimatfest Menschen zusammenbringen und Oberharzer Traditionen feiern. Doch es wurde – mal wieder – völlig unnötig politisch.

Eklat im Jahr 2000

Nun ist zwar nicht wie vor 25 Jahren ein „Deutscher Gruß“ des „Führers“ in der Festschrift zum Heimatfest gelandet, der 2000 für teils heftige öffentliche Auseinandersetzungen gesorgt hatte. Und dass das Heimatfest auch auf den noch immer weithin gefeierten Maler Karl Reinecke-Altenau zurückgeht – der dem Nationalsozialismus mindestens nützlich war –, ist ja auch schon fast geschenkt. Dafür allein muss man kein Fass aufmachen. Jedenfalls nicht jetzt, wenn es doch vermeintlich nur um das Feiern geht. Doch dann kommt mal wieder eins zum anderen.

Filmaufnahmen vergangener Heimatfeste hätten am Donnerstag im Haus der Kirche gezeigt werden sollen, Bilder aus den 1930er und 1940er Jahren. 1930er und 1940er Jahre? War da was? Kurz vor knapp ist doch noch aufgefallen, dass man zu dieser Zeit schwerlich einen öffentlichen Ort filmen konnte, ohne dass irgendwo im Hintergrund ein Hakenkreuz im Winde weht. „Historische Zeitdokumente“, könnte man noch wohlwollend argumentieren. Die Kirche sah das anders und verbot, den Film in ihrem Haus zu zeigen. Stattdessen ein Film aus dem Jahr 1995, ist ja quasi auch schon fast historisch.

Kein Fingerspitzengefühl

Kann jetzt bitte endlich mal alles eitel Sonnenschein sein? Natürlich nicht. Ausgerechnet in dieser Großwetterlage beweist Ortsbürgermeister Alexander Ehrenberg (SPD) ein bemerkenswert schwaches Fingerspitzengefühl. Verglichen mit Berlin, Duisburg und Frankfurt sei in Altenau „Deutschland noch Deutschland“, meinte er in seiner Rede am Heimatabend. Was das heißen soll, blieb der Interpretation der Zuhörer überlassen. Vereinzelte Buh-Rufe aus der hinteren Ecke des Festzelts, ein Hinweis der Bundestagsabgeordneten und Parteifreundin Frauke Heiligenstadt, dass andere Menschen durchaus auch Großstädte ihre Heimat nennen, und zurück zur Tagesordnung. Schließlich muss ein Fass aufgemacht – Pardon – angestochen werden.

Das Heimatfest, betonte Ehrenberg, sollte für die alteingesessenen Altenauer sein, ebenso wie für die zugezogenen. Ein Paar aus Köln nannte er als gelungenes Beispiel. Köln, „das ist die Stadt, in der man eine Armlänge Abstand halten sollte“, so der Ortsbürgermeister. Hatte das eine politische Botschaft? War es nur ein platter Witz? Gelacht hat jedenfalls niemand. Derartige Anspielungen ohne wirklich greifbare Aussagen kennt man sonst vor allem aus eher bläulichen Bereichen der Politik. Ob solch billige Rhetorik von den Sozialdemokraten noch mitgetragen werden kann, müssen die Oberharzer Genossen unter sich ausmachen, zumal das bei weitem nicht Ehrenbergs erster Ausfall in diese Richtung war.

Bärendienst für das Thema

Viel bedauerlicher ist aber, dass er einer eigentlich schönen Sache einen Bärendienst erweist. In Zeiten, in denen der Heimatbegriff zunehmend von rechten bis rechtsextremen Akteuren gekapert wird, sodass manch einer schon bei Erwähnung des Wortes „Heimat“ Schnappatmung bekommt, hätte das Festwochenende ein wichtiges Zeichen sein sollen. Dass Heimat eben nichts Unanständiges oder gar Rechtes ist, dass Heimat ein Gefühl der Verbundenheit ist.

Stattdessen übernimmt der sozialdemokratische Bürgermeister eine Rhetorik, die genau das Gegenteil bewirkt. Und das, obwohl das eigentliche Fest doch so schön war, und es überhaupt keine Not gab, für irgendwelche Seitenhiebe in Richtung Berlin. Immerhin sollte es um Altenau gehen.

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