Zähl Pixel
Neues von drei Goslarer Baustellen

GZ Plus IconGanztag-Probleme: Bei der Okeraner Grundschule fliegen die Fetzen

Fassade eines dreistöckigen Gebäudes mit mehreren Fenstern, zwei grünen Türen und Silhouetten von Menschen davor.

Zukunftsausblick nach schier endloser Vorgeschichte: Wenn alles fertig ist, soll der zehn Millionen Euro teure Anbau mit Mensa an der Okeraner Grundschule so aussehen. Foto: Stadt Goslar

Neubau der Kita Hahndorf, umstrittener Anbau für die Goetheschule, Verspätung beim Anbau der Okeraner Grundschule: Im Goslarer Schulausschuss flogen zeitweise die Fetzen.

author
Von Frank Heine
Donnerstag, 04.12.2025, 16:00 Uhr
Über den Neubau der Kita Hahndorf und vor allem den Anbau der Goslarer Goetheschule auf dem Parkplatz Bolzenstraße hatte sich die Politik schon fast zwei Stunden lang kontrovers ausgetauscht bis offen gestritten. Es waren schon gar nicht mehr alle Mitglieder des Ausschusses für Bildung, Familie und Soziales da, als Okers Grundschulrektorin Claudia Kohl am Donnerstagabend bei der Frage der Ganztagsbetreuung Tacheles redete und wiederum Fachbereichsleiter Sven Busse zur Weißglut trieb.

Es waren nur gut zehn Minuten. Aber die hatten es in sich. Laura Niemeyer, neue Vorsitzende des Stadtelternrates für die Grundschule, hatte noch die Botschaft mitgebracht, dass sich die Okeraner Eltern auf Ganztag und neues Gebäude freuten und schon planten, als Busse und Oliver Heinrich als Chef des Goslarer Gebäudemanagements (GGM) von einer Bauverzögerung wegen einer Rüge im Vergabeverfahren berichteten. Folge: Es dauert wohl vier Wochen länger und zwei davon, wenn das neue Schuljahr schon begonnen hat. Tenor: nicht schön, aber auch nicht so schlimm. Was Kohl nach vielen Jahren des Wartens auf ein Ende der Container-Lösungen komplett anders sah.

„Erheblicher Vertrauensverlust“

Nach ihrer Darstellung habe es zunächst geheißen, dass die Einführung der Ganztagsbetreuung auf das Halbjahr ab Februar verschoben werden sollte. Trotzdem sähen es die Okeraner Akteure nicht so gelassen wie die Verwaltung. „Für uns ist dies keineswegs eine Bagatelle, sondern eine Entwicklung mit gravierenden Folgen für unsere gesamte Schulgemeinschaft“, erklärte Kohl. Sie sprach von einem „erheblichen Vertrauensverlust“, weil den Eltern bislang stets „der Ganztag zum neuen Schuljahr“ zugesagt sei. Ein Teil der Klassen müsse weiterhin in den Metallcontainern von „unzureichender Qualität“ unterrichtet werden. Und noch einmal: „Verlässlichkeit ist die Grundlage von Vertrauen. Dieses Vertrauen steht nun auf dem Spiel. Bitte zeigen Sie, dass Sie die Verantwortung gegenüber den Schulkindern und ihren Familien ernst nehmen.“

Busse seinerseits war „sprachlos und erstaunt“, dass Kohl dieses Szenario öffentlich machte. Der Ganztag stehe nicht infrage, die Mensa sei ab dem ersten Tag bereit, es gehe lediglich um warme Mittagessen und eine Verzögerung von ein „paar wenigen Wochen“. Was Kohl da tue, sei „unverantwortlich“. Die Rektorin wollte sich aber „nicht den Mund verbieten lassen“. Dr. Christine Rose (SPD) mahnte Busse, verbindlicher und freundlicher zu sein. Renate Lucksch gab den Auftrag, „vernünftig miteinander zu sprechen“. Für den Ganztag ab August 2026 sprachen sich alle aus.

Bei der Goetheschule war zuvor auch schon heiß hergegangen. Bislang galten die Wanddurchbrüche als problemlos. Plötzlich geht es um die Zukunft der Bücherei und Platz für die Ganztagsangebote. Mit Ute Kesten und Nicole Wagener saßen frühere und aktuelle Rektorin auskunftsbereit im Raum. Wenn es zu eng werde, sei es doch ein Beleg dafür, dass man außen Platz schaffen müsse, erklärte Rüdiger Wohltmann (Linke) und warb für den Anbau. „Ihr bläht die Schule unnötig auf, nur deshalb braucht sie einen Anbau“, entgegnete Lucksch. Grundsätzliches prallte aufeinander.
Eine Kartenansicht zeigt, wo sich die einzhelnen Gebäude am Standort der Goetheschule platzieren.

Plan A für die Goetheschule: Auf dem Parkplatz Bolzenstraße sollen eine Mensa und neue Fachräume entstehen. Foto: Created with Datawrapper

Alle Parkplätze weg?

Neu war der Antrag von CDU, Grüner Partei 42, Linken und den Ratsherren Niklas Prause und Henning Wehrmann, die Erweiterung um eine Mensa, zwei Unterrichtsräume sowie Schulhofflächen auf dem Parkplatz Bolzenstraße und auf der Bolzenstraße im Grundsatz zu beschließen – allerdings ohne Stelzenbauweise. „Dann sind alle Parkplätze weg, wenn man ebenerdig baut“, meldete sich GGM-Mann Heinrich. Bislang gebe es nur eine Ideenskizze zum Stelzenbau. Später formulierte Heinrich vorsichtiger. Nicht vertrauensbildend: Wehrmann hatte festgestellt, dass im Plan ein Klassenraum vergessen wurde beziehungsweise zweimal die Raumnummer drei vergeben war. Es gibt also 13 und nicht nur zwölf Räume im Bestand. Als Michael Deike (CDU) erklärte, „wir wollen diese Schule hübsch machen“, und gegen die SPD austeilte, zog Vorsitzende Lucksch einen Ordnungsruf in Betracht. Was wiederum Wohltmann auf den Plan rief. Ergebnis: „Eventuelle Durchbrüche“ sind befürwortet, der Rest geht nicht abgestimmt in Verwaltungsausschuss und Rat.
Eingang mit Glastür an roter Fassade, rechts bunte Kinderzeichnung mit mehreren Figuren an der Wand.

So soll sie einmal aussehen: Ein Schnitt zeigt von links das Krippenhaus, zwei Gruppenhäuser und das Haupthaus der neuen Hahndorfer Kita. Foto: Stadt Goslar

Alte Kita muss durchhalten

Und Hahndorf? Dort ist der Kita-Weg mit Projektfeststellung schon weiter begangen. Jetzt soll gebaut werden, vielleicht auch in Holzmassivbauweise, wie die Grüne Partei 42 einbrachte. Wenn es nicht mehr kostet oder länger dauert. Die Zeit drängt. Zwei Jahre wird laut Heinrich gebaut. Die alte Kita muss durchhalten – Prinzip Hoffnung. Auch wenn schon im Hintergrund von Ersatzplanspielen mit der neuen Mehrzweckhalle die Rede ist.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Themen aus der Region