Goslarer Weihnachtsmarkt: Wie ein „Glühweinfenster“ für Ärger sorgt

Goslar. „Einen Glühwein, bitte.“ „Das macht vier fünfzig.“ So sollte es sein an den Ständen und Buden auf dem Goslarer Weihnachtsmarkt, darauf hatten sich etliche Standbetreiber verständigt. Doch hinter den Kulissen gab es Gegrummel und Spekulationen. Die bohrenden Fragen: Warum verkauft die „Alte Münze“ gegenüber der Marktkirche ihren Glühwein vom Fenster aus? Darf das Hotel die Fläche davor in der Fußgängerzone einfach in Beschlag nehmen? Und warum kostet der Glühwein dort weniger?

Wer bestimmt den Glühweinpreis?

Da staunte der Fachmann, und mancher Laie wunderte sich. „Ich finde das unfair“, sagt etwa Willi Robben, Standbetreiber im benachbarten Weihnachtswald. „Enttäuschend“, meint Detlef Schlüter, Betreiber der Caipi-Hütte auf dem Marktplatz, wenn ein so schönes Hotel wie die „Alte Münze“ seinen Glühwein aus dem Fenster anbiete und dabei noch die Preise unterbiete. Ähnliches war auch von anderen Standbetreibern zu hören. Allerdings, räumt Willi Robben ein, kann jeder seine Glühweinpreise selbst festlegen.

Wer darf die Flächen beim Weihnachtsmarkt nutzen?

Vielmehr kursierte hinter den Kulissen eine ganz andere Preisfrage: Die öffentliche Fläche vorm „Glühweinfenster“ der „Alten Münze“ sei mit Weinfässern, Adventsdeko und Holzhackschnitzeln zwar sehr schön hergerichtet, aber bezahlt das Hotel dafür auch eine Nutzungsgebühr? „Ja“, bestätigt Marina Vetter, Chefin der Goslar Marketing-Gesellschaft, die über Standverteilung und Flächen beim Weihnachtsmarkt wacht.

Somit sieht es nicht nur gediegen aus vor der „Alten Münze“, sondern es ist auch regulär. „Alles ist genehmigt, auch die Treppe vor dem Fenster“, erklärt Hotel-Chefin Rosemarie Prien. „Ich weiß wirklich nicht, warum sich jemand darüber aufregt.“ Zumal auch andere den Glühwein für 50 Cent weniger anböten.

Überraschung am „Glühweinfenster“

Wie fast alles im Leben hat die Sache eine Vorgeschichte. Viele Gastronomen nutzen das Jahr über im Herzen Goslars öffentliche Flächen vor den Restaurants und Cafés. Für diese Sondernutzung müssen sie bezahlen. Beim Weihnachtsmarkt und anderen Festen gelten aber geänderte Bedingungen: Die GMG kann in diesen Zeiträumen über die gesamten Außenflächen verfügen, um die Märkte und Feste zu organisieren. Die Standbetreiber müssen für die Flächen dann gesondert zahlen.

Wer bestimmt über die Standplätze?

Die „Alte Münze“ hatte im Vorfeld bei der GMG eine solche Fläche auf dem Weihnachtsmarkt beantragt und dafür alternativ zwei Standorte benannt. Die GMG betrachtete beide indes kritisch – ob Enge, Sicherheit oder Brandschutz.

In der Folge fragte die „Alte Münze“ nach, ob das Konzept mit „Glühweinfenster“ und dem Platz vorm Hotel in Ordnung sei. Der Antrag ging aber nicht an die zuständige GMG, sondern an die Stadtverwaltung. Somit wurden die GMG und andere Standbetreiber überrascht, als die „Alte Münze“ plötzlich ihr „Glühweinfenster“ und die Außenfläche dekorierte. Erst im Nachgang wurde die Sondernutzung dann vereinbart.

Was das Hin und Her in jedem Falle zeigt: Der Goslarer Weihnachtsmarkt gehört zu den schönsten in ganz Deutschland und lockt Zehntausende in die Kaiserstadt. Entsprechend begehrt sind Standplätze und Glühweinausschank, aber die Flächen dafür sind endlich.