Alte Molkerei in Bad Harzburg bietet Raum für Kunst aus Emotionen

Künstler Christian Holz in seinem Atelier in der Alten Molkerei in Bettingerode, die er zur Galerie ausbauen möchte. Foto: Nachtweyh
Der Künstler Christian Holz will ein altes Industriegebäude in Bettingerode zu einer Galerie mit Atelier umbauen. Es soll ein Ort für Begegnungen werden, wo er seine Kunst der Emotischen Abstraktion zeigt. Was genau steckt dahinter?

„Mickey Mouse ist tot“ heißt dieses Bild von Christian Holz. Foto: Nachtweyh
Ein Denkmal ist das frühere Molkereigebäude nicht, aber allemal ein geschichtsträchtiger Ort: Mitte der 1960er Jahre hatte die Central-Molkerei Bettingerode ihren Betrieb eingestellt, der Schornstein gehörte zum einstigen Kesselhaus. Im November 1894 hatten 23 Landwirte aus den umliegenden Dörfern die Produktionsanlage gegründet. Bis in die 1960er Jahre belieferte die Central-Molkerei zehn mobile Milchhändler, die mit Sahne, Quark, Butter und Joghurt beladen in die Städte fuhren. Für die Produktion von Harzkäse stellte die Molkerei außerdem den Sauermilchquark her. Doch als mit dem Wohlstand die Butterberge wuchsen und die Überproduktion von Milch nicht aufzuhalten war, waren kleine Molkereien wie die in Bettingerode kaum mehr überlebensfähig. Auch eine Fusion mit der Molkerei Goslar brachte keine Rettung.
Projekt in drei Schritten
Den besonderen Charme dieses Ortes wollte Christian Holz unbedingt bewahren, als er 2020 mit der behutsamen Sanierung begann. Zunächst hatte er sich im größten Produktionsraum sein Atelier eingerichtet, inzwischen ist er damit in den hinteren Gebäudeteil umgezogen. Denn vorn, hinter der ehemaligen Verladerampe, soll das 250 Quadratmeter große Herzstück der Molkerei in einem ersten Schritt in einen Galerie- und Veranstaltungsraum umgewandelt werden. In einem zweiten Schritt sollen zwei weitere ehemalige Produktionsräume im Erdgeschoss, im dritten Schritt dann der Keller ausgebaut werden – insgesamt rund 750 Quadratmeter für die Kunst.
Noch viel Arbeit: Die ehemaligen Produktionsräume sollen für besondere Kunstpräsentationen hergerichtet werden. Foto: Nachtweyh
In den vergangenen Jahren habe er jeden Cent und jede freie Minute in die Sanierung der Anlage gesteckt, sagt Christian Holz. Im Obergeschoss enstanden drei Wohnungen, der gesamte Komplex erhielt neue Fenster, aus Keller und Erdgeschoss mussten containerweise Sachen entsorgt werden. Was nun ansteht, um aus der Molkerei einen öffentlichen Ort für die Kunst zu machen, ist kostspielig: Trockenbau, Elektrik, Heizung, Sanitäranlagen. Für die Anschubfinanzierung will der 60-Jährige eine Kollektion seiner eigenen Kunstwerke verkaufen – sie umfasst 20 Gemälde und 5 Skulpturen. Aber auch ohne Kunstkauf könnten sich interessierte Unterstützer seines Vorhabens bei ihm melden, fügt Holz hinzu.
Emotische Abstraktion
Der Künstler will die Molkerei auch nutzen, um die von ihm entwickelte Kunst der „Emotischen Abstraktion“ anderen Menschen zu vermitteln. Holz bezeichnet sich selbst als Individualisten und Freigeist, der als Autodidakt seinen künstlerischen Weg jenseits akademischer Strukturen beschritten hat. Seine wichtigste Inspirationsquelle sei das Leben, seine künstlerische Ausdrucksform die Emotische Abstraktion. Christian Holz erklärt es so: „Die Emotische Abstraktion verlangt vom Künstler nicht nur technisches Können, sondern ein hohes Maß an innerer Wahrnehmung, psychologischer Sensibilität und konzeptueller Klarheit. In ihr kulminiert das Paradox der Kunst, das Unsichtbare sichtbar zu machen, ohne es zu entleeren.“
Der Schornstein und die Verladerampe erinnern bis heute an die Geschichte des Gebäudes. Foto: Nachtweyh
Seinen künstlerischen Stil habe er in den vergangegen 15 Jahren entwickelt, sagt Christian Holz, der lange in den USA und Kanada gelebt hat. „Ich arbeite nicht an einem Bild, ich arbeite an einem Gefühl“, sagt er über seinen Schaffensprozess. Inzwischen sind hunderte Bilder, meist in Acryl, und auch dutzende Skuplturen entstanden. Nicht nur seine eigenen, sondern auch Arbeiten junger Künstler zu zeigen, ist die Idee für eine Galerie in der alten Molkerei. Auch Licht, Musik und Gerüche sollen bei der Präsentation eine Rolle spielen. Nicht zuletzt aber soll das einstige Fabrikgebäude wieder zu einem Ort der Begegnung werden – in den sanierten Räumen genauso wie im alten Obstgarten drumherum.
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