Zähl Pixel
Schlag gegen Drohmail-Gruppe

GZ Plus IconErmittlungserfolg: Auch Goslarer Bombendrohungen sind zuzuordnen

Blaulicht auf dem Dach eines Polizeiautos, verschwommene Aufnahme mit reflektierenden Fenstern.

Drohmails auch mit Goslar-Bezug: Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main vermelden einen Ermittlungserfolg. Foto: Carsten Rehder/dpa (Symbol)

Sie sollen Hunderte von Drohmails bundesweit verschickt haben: Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft ermitteln gegen ein Quartett. Es gibt Goslarer Fälle.

author
Von Frank Heine
Donnerstag, 27.11.2025, 18:00 Uhr

Goslar. Ein bundesweiter Ermittlungserfolg, der sicherlich auch Goslarer Direktoren, Lehrer und Schüler aufatmen lässt: Nach Durchsuchungen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bei vier mutmaßlichen Mitgliedern einer Online-Gruppe wegen wiederholter Bombendrohungen lassen sich ihnen nach Auskunft von Dr. Benjamin Krause derzeit zwölf Drohsachverhalte gegenüber Goslarer Schulen im September 2024 und im Januar 2025 zuordnen.

Komplexe Nachweise

Der Pressesprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität und Leitende Oberstaatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main nannte namentlich die Goethe- und die Worthschule. Aufgrund der Komplexität der Sachverhalte und der technischen Sicherheitsvorkehrungen der Gruppierung zur Verschleierung ihrer Identität sei bei vielen bekannt gewordenen Drohsachverhalten eine eindeutige Zuordnung aber noch nicht möglich. Bislang werden den Mitgliedern der Gruppierung laut Krause mehrere hundert Drohsachverhalte zwischen Mai 2024 und Januar 2025 vorgeworfen.

Geschlossene Messenger-Gruppe

„Schweinetreff“ lautete der Name einer geschlossenen Messenger-Gruppe, die sich nach Ermittlungen des Bundeskriminalamtes und der Generalstaatsanwaltschaft wie berichtet rein virtuell zusammengeschlossen hatte. Den Beschuldigten wird die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Ihr Ziel soll es gewesen sein, mit Drohmails gegen Schulen, Bahnhöfe, Kaufhäuser und andere Einrichtungen den öffentlichen Frieden zu stören, größtmögliche Polizeieinsätze und Verunsicherung in der Bevölkerung auszulösen. Mutmaßlich um die Aufmerksamkeit zu verstärken, hätten die Drohmails häufig auch einen islamistischen Bezug aufgewiesen. Ein religiös motivierter Hintergrund sei aber nicht belegt.

Mitte Januar ist Goslar dran

Diese Tatmerkmale stimmen mit den letzten bekannt gewordenen Fällen in Goslar überein. Mitte Januar hatten mehrere Schulen eine Bombendrohung per E-Mail erhalten. Der Goslarer Polizei-Sprecher Thorsten Ehlers bestätigte damals, dass ein elektronisches Schreiben um 7.15 Uhr eingegangen sei. Betroffen waren das Ratsgymnasium, das Schulzentrum Goldene Aue, die Adolf-Grimme-Gesamtschule in Oker, die Berufsbildenden Schulen am Stadtgarten und die Grundschule Worthschule. In Clausthal-Zellerfeld ging die Mail in der Polizeistation ein. Nach GZ-Informationen gingen die Schulen ganz unterschiedlich mit der Drohung um – die einen zogen ihre Brandschutzübung aus dem Februar vor, andere organisierten Spaziergänge. Wieder andere ignorierten die Mail. Ein Schwerpunkt der Drohmails hatte damals auch im Braunschweiger Raum gelegen. Aber auch in Brandenburg war es zu Vorfällen gekommen. Medien berichteten von acht Schulen, die entsprechende Mails erhalten hätten.

Echte Gefahrenlagen drohen unterzugehen

Bei den Durchsuchungen stellten die Ermittler zahlreiche elektronische Geräte und Speichermedien sicher. In einer Pressemitteilung sind als konkrete Vorfälle unter anderem die Evakuierung des Einkaufszentrums am Limbecker Platz in Essen im Mai 2024, die Räumung des MDR-Funkhauses in Magdeburg und weitreichende Straßensperrungen im Oktober 2024 sowie die Räumung und Schließung einer Schule im hessischen Bad Hersfeld im Dezember 2024 aufgelistet. Auch wenn die mutmaßlichen Täter nur leere Drohungen ausgestoßen hätten, sei durch die Evakuierungen in Deutschland ein immenser Sachschaden im hohen fünfstelligen Bereich entstanden. Daneben wirkten sich Evakuierungen und Polizeieinsätze besonders in Schulen psychologisch belastend auf Schüler und Lehrkräfte aus, heißt es weiter. Auch bestehe die Gefahr, dass aufgrund der vielen Drohmails diejenigen untergehen, die eine tatsächliche Gefahr darstellten. Neben Deutschland sei auch Österreich von vergleichbaren Fällen betroffen gewesen.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Themen aus der Region