Was sagt der Firmenchef zu den vielen Bränden bei Electrocycling?
Dieser Schrotthaufen brennt in der Nach zu vergangenem Sonntag. Foto: Schlegel
Wieder hat es bei Electrocycling gebrannt, und wieder stellt sich die Frage, warum das so ist. Die GZ hat vom Geschäftsführer Antworten gefordert und sie auch bekommen.
Harlingerode. Und wieder einmal hat es bei Electrocycling (ECG) gebrannt und wieder einmal fragt sich jeder, wann die Firma das endlich mal in den Griff bekommt. Einfache Antwort: genau genommen nie. Brände wie dieser lassen sich in der Branche nicht vollständig verhindern. Aber das Ausmaß kann eingedämmt werden, so widersprüchlich es klingt: Bei dem jüngsten ist das schon gelungen.
Was brennt da eigentlich?
Electrocycling an der Landstraße zwischen Harlingerode und Oker verarbeitet im Jahr rund 60.000 Tonnen Elektroschrott. Das reicht von der batteriebetriebenen Zahnbürste über Staubsauger bis hin zu Computern. Das Material wird angeliefert, gelagert, anschließend sortiert und später in seine Einzelteile zerlegt.Blaulicht in Harlingerode
Nächster Brand bei Electrocycling: Löschanlage verhindert Schlimmeres
Die einzelnen Materialien können wiederverwertet werden. Wenn es brennt, dann sind es große Haufen von bis zu 20 Tonnen bunt gemischte Elektrogeräte. Durchschnittlich alle zwei Tage brennt es laut Sellin irgendwo auf dem Gelände der ECG. Das Gros dieser kleineren Entstehungsbrände wird rechtzeitig entdeckt und gelöscht.
Warum brennt es überhaupt?

Der ECG-Geschäftführer vor einem der drei Wasserwerfer, die automatisch Brände entdecken. Foto: Schlegel
Denn der Harlingeröder Betrieb sei wahrlich nicht der einzige, der mit der Brandproblematik zu kämpfen habe. Mitunter gehen laut Sellin ganze Lkw-Ladungen auf irgendwelchen bundesdeutschen Autobahnen in Flammen auf, weil der transportierte Elektroschrott beispielsweise auf Wertstoffhöfen nicht ordentlich vorsortiert wurde. Und auch der Verbraucher sei in der Pflicht. Batterien und batteriehaltige Geräte gehören nun einmal nicht in den Hausmüll. Bei der ECG seien schon Waschmaschinen abgegeben worden, in deren Trommel jemand daheim massenweise alte Batterien gelagert hatte.
Was tut Electrocycling gegen die Brände?

Einer der Werfer in Aktion. Foto: Electrocycling
Über dem ganzen Gelände sind Löschwasserleitungen verlegt, dazu gibt es Wärmebildkameras. Zuletzt wurde für rund 750.000 Euro eine automatische Löschanlage eingebaut. Entdeckt eine Kamera ein Feuer, richten sich riesige Werfer auf den Brandherd und blasen jeder bis zu 3000 Liter Wasser auf die Flammen.
Und das über eine Distanz von bis zu 75 Metern.Harlingeröder Firma sorgt vor
Ist die Gefahr von Großbränden bei Electrocycling jetzt gebannt?
Funktioniert das System?
Am Wochenende hat dieses System funktioniert. Der Brand wurde laut der Feuerwehr von dem Kamerasystem entdeckt und zwei Werfer fluteten den betroffenen Schrotthaufen. Die Feuerwehr kam trotzdem und setzte zusätzlich Löschschaum ein. Da der Brand tief im Inneren des Haufens ausgebrochen war, musste der Schrott mit einem Bagger auseinandergezogen werden. Alles in allem war die Sache nach gut zweieinhalb Stunden erledigt.
Ist die Bevölkerung gefährdet?
Bei jedem Brand entstehen Rauchgase und die sind immer gefährlich. Das ist bei einem Gebäudefeuer so und natürlich erst recht, wenn tonnenweise Elektroschrott brennt, bei dem ja auch viel Kunststoff in Flammen aufgeht. Am vergangenen Wochenende habe sich allerdings durch die Löschanlage die Rauchentwicklung in engen Grenzen gehalten, sagt Stadtbrandmeister Marcus Saß. Eine Bevölkerungswarnung sei deshalb nicht nötig gewesen, das hätten Messungen vor Ort ergeben.
Wie geht ECG mit der öffentlichen Schelte um?
Gerade in den sozialen Netzwerken bekommt die Firma nach jedem Brand einiges um die Ohren gehauen. Das geht so weit, dass eine Schließung gefordert wird, sogar der „warme Abriss“ wird unterstellt. Für Geschäftsführer Sellin hat das wenig mit nachvollziehbarer Kritik zu tun, es zeuge einfach von mangelnder Kenntnis um die Zusammenhänge und Hintergründe. Niemand bei Electrocycling wolle, dass es brennt.
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