Prahljust: Rat macht Weg für Käufer frei – Camper schlagen Alarm
Der Rat entscheidet, dass die Überland-Gruppe aus Berlin die städtischen Flächen des Campingplatzes Prahljust kauft. Doch nicht alle sind einverstanden. Foto: Neuendorf
Die Entscheidung ist gefallen: Der Campingplatz Prahljust soll an Überland verkauft werden. Die Camper wehren sich dagegen und appellieren nun an die bisherigen Pächter.
Buntenbock. Nach einem monatelangen Hin und Her fiel am Donnerstagabend die Entscheidung über den Campingplatz Prahljust bei Buntenbock: Der Stadtrat verkauft die städtischen Flächen für 1,86 Millionen Euro an die Überland-Immobilien-Gesellschaft. Die Diskussion im Rat blieb überraschend überschaubar, doch die Camper bleiben nach wie vor aktiv. Sie meldeten sich am Tag nach der Sitzung wieder mit einem offenen Brief zurück.
Stadtrat entscheidet
Streit um Prahljust: Zwei Investoren buhlen um den Campingplatz
Eigentlich wollten die bisherigen Pächter, die Familie Landers, den Campingplatz für 2 Millionen Euro übernehmen, doch die Bank lehnte den Kredit ab, erinnerte Lars Weitemeyer (CDU), der in der Sitzung den Ratsvorsitz übernahm. Anschließend dankte er der Stadtverwaltung, dass sie die beiden verbleibenden Kaufinteressenten – Überland aus Berlin und die Ahoi-Bullis-Campervermietung-Gesellschaft aus Hamburg – so schnell angeschrieben hatte, um zu klären, wer den Platz immer noch übernehmen will.
Es geht nicht um Befindlichkeiten
Beide Investoren hätten eine Weiterentwicklung des Platzes geplant, sie unterscheiden sich jedoch deutlich in den Bedingungen: Überland bietet mit rund 1,86 Millionen Euro den höheren Kaufpreis, legte bereits einen überarbeiteten Vertragsentwurf sowie eine Finanzierungsbestätigung vor und plant Investitionen von rund 5 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren. Voraussetzung ist allerdings eine vollständige Räumung des Geländes bis zum 31. März 2026. Ahoi hingegen liegt mit 1,6 Millionen Euro deutlich darunter, sieht Investitionen von etwa 1 Million Euro in drei Jahren vor und verzichtet auf eine Räumungsfrist. Die Hamburger Gruppe hätte den Platz spätestens zum 1. April 2026 zusammen mit den verbliebenen Dauercampern übernommen.
Vertrauensbruch im Oberharz?
Verkauf von Prahljust: Dringender Appell der Camper an die Politik
Weitemeyer betonte, dass es nach der Kommunalverfassung nicht um persönliche Befindlichkeiten gehe, sondern um das wirtschaftlich beste Angebot. SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Ehrenberg unterstrich, dass städtische Flächen zum vollen Wert veräußert werden müssen. Das müssten die Ratsmitglieder bei ihrem Beschluss immerhin bedenken.
Fünf Gegenstimmen aus dem Rat
Ein Dauercamper fragte in der Einwohnerfragestunde nach, ob es nicht doch eine Bleibelösung für die Camper geben könnte. Nach weiteren Informationen aus Camperkreisen ist der größte Teil von ihnen nicht bereit, die Plätze zu räumen, und will sich bis zuletzt dagegen wehren. Auch Ratsherr Christian Zineker (Bürger für Bürger) wollte einen entsprechenden Antrag stellen, um die Räumungsfrist aus den Kündigungen der Landers von Ende Dezember bis ins Frühjahr 2026 zu verschieben. Kämmerer Michael Strübig erklärte jedoch, dass die Stadt keine Handhabe habe: Die Verträge zwischen Landers und den Campern seien privatrechtlicher Natur. Darum wurde dieser Änderungsantrag nicht zugelassen. Der Verkauf der städtischen Fläche an Überland wurde schließlich mit fünf Gegenstimmen von Martin Ksink, Eva und Boris Peinemann (FDP-Fraktion), Eckhard Bruns (Glück-Auf-Gruppe) und Christian Zineker beschlossen.
„Politisch fragwürdig“
Streit um Campingplatz Prahljust spitzt sich zu: Camper sind empört
Am Tag nach der Sitzung verschickte die Interessengemeinschaft „Freunde Prahljust“ erneut einen offenen Brief. Diesmal richtete er sich an die Familie Landers. Die Camper warnen darin eindringlich: Ein Verkauf der Flächen an die Überland-Gruppe würde das „Ende für uns“ bedeuten. Sie betonen, dass „ihre Plätze, ihre investierten Werte und ein großes Stück Heimat akut bedroht“ seien und dass sie „völlig unverschuldet zwischen politische, wirtschaftliche und persönliche Fronten geraten“ seien.
Letzte Details des Vertrags
Noch besteht laut den Campern die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen, die den langjährigen Dauercampern sowie dem Platz selbst eine Zukunft gibt, die ihrer würdig sei. Sie appellieren an die Verantwortung von Landers, ihre etwa vier Hektar großen, für den Campingplatz essenziellen Flächen nicht an Überland zu verkaufen. Ob und zu welchen Bedingungen die bisherigen Pächter bereit sind, diese Flächen herauszugeben, ist nach wie vor unklar. Die Verwaltung bestätigt in der Vorlage lediglich eine bestehende Einigung zwischen Landers und Überland. Rückfragen der GZ zu dem Thema blieben aber bislang unbeantwortet.
Strübig teilte am Freitag nach der Sitzung mit, dass die Stadtverwaltung morgens bereits mit Überland telefoniert habe, um von dem Ergebnis aus dem Rat zu berichten. Trotz des bestehenden Vertragsentwurfs seien noch letzte Kleinigkeiten mit den Investoren zu klären. Der allgemeine Vertreter der Bürgermeisterin hofft, dass der Vertrag noch in diesem Jahr von beiden Seiten unterschrieben werden kann.
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