Verkauf des Campingplatzes Prahljust: Das Verhältnis ist zerrüttet

Die Zukunft des Campingplatz Prahljust ist seit Monaten Thema in politischen Sitzungen. Foto: Neuendorf
Beim Verkauf des Oberharzer Campingplatzes Prahljust fliegen Misstrauen und Vorwürfe hin und her. Zerbrochenes Porzellan liegt zwischen den Campern, der Pächterin und der Politik: Ein Einblick in die hitzige politische Auseinandersetzung.
Buntenbock. Vertrauen, das einmal zerstört ist, lässt sich nur schwer zurückgewinnen. Das zeigt sich derzeit beim Campingplatz Prahljust. Eigentlich schien ein Happy End greifbar, nachdem die bisherige Pächterin Karin Landers angekündigt hatte, die zehn Hektar große Fläche für 2 Millionen Euro kaufen zu wollen. Der Bauausschuss empfahl den Verkauf nun zwar einstimmig, die Diskussion im Gremium zeigte jedoch, wie viel Misstrauen geblieben ist.
Seit Monaten bewegt die Politik die Zukunft des Platzes. Statt den im September auslaufenden Pachtvertrag neu auszuschreiben, entschied sich die Stadt für einen Verkauf. Im Interessenbekundungsverfahren lag zunächst die Überland-Camping-Gruppe mit 1,8 Millionen Euro vorn. Doch die Campingplatz Prahljust UG um Karin Landers machte von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch und legte 200.000 Euro obendrauf.
Anwälte klären die Vertragsdetails
Eigentlich galt die Beratung im Bauausschuss als reine Formsache. Die Fraktionsspitzen hatten sich zuvor auf einen Verkauf an Landers verständigt, auch aus Rücksicht auf die Camper. Doch im Ausschuss legte die Diskussion tiefe Gräben offen. Die FDP verlangte, dass der finale Kaufvertrag vor der Unterschrift dem Verwaltungsausschuss vorgelegt wird. „Der Rat hat ein Recht zu wissen, welche Preise, Fristen und Bedingungen beschlossen werden“, betonte Eva Peinemann. Das sei der Politik in der Vergangenheit auch so zugesichert worden.
Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD) konterte scharf: „50 Jahre habt ihr euch nicht um die Flächen gekümmert, und jetzt solch ein Misstrauen.“ Damit spielte sie darauf an, dass nur eine niedrige vierstellige Summe an jährlicher Pacht gezahlt wurde und sich bislang niemand im Rat dafür interessiert habe. Die Sozialdemokratin betonte zudem, dass die Vertragsdetails von Anwälten geprüft würden. Im Vertrag ist unter anderem festgeschrieben, dass die Käuferin zusätzlich zum Kaufpreis innerhalb von fünf Jahren 750.000 Euro investieren müsse. Tue sie das nicht, habe die Stadt auch auf diese Summe Anspruch. Zum Wohlwollen der Camper habe man sich entschieden, die Räumungsfrist bis zum 31. Dezember zu verlängern, sodass nicht bis zum eigentlichen Auslaufen des Pachtvertrags im September alle hätten ausziehen müssen.
Misstrauen in der Politik
Trotzdem bleiben Zweifel. Das tiefe Misstrauen wurde fraktionsübergreifend deutlich. Ausschussmitglied Jens Knochen (CDU) sprach offen von fehlender Vertrauenswürdigkeit bei den Landers. In der Vergangenheit hatten Camper im Internet eine regelrechte Kampagne gestartet und eine Interessengemeinschaft gegründet, die mittlerweile mehr als 3800 Unterschriften für die Rettung von Prahljust gesammelt hat. Auch in den sozialen Medien machten sie kräftig Stimmung, unter anderem gegen die Überland-Gruppe. Sie kritisierten beispielsweise die Firmenstruktur und unterstellten dem Unternehmen unseriöse Absichten. Die Ratsleute berichteten, dass sie von der Pächterin und einzelnen Campern mit E-Mails bombardiert und teilweise sogar zu Hause aufgesucht wurden. Das könnten sie nicht so einfach vergessen.
Die SPD stellte kritische Fragen im Ausschuss: „Was, wenn das Geld nicht rechtzeitig überwiesen wird?“, erkundigte sich Carmen Mika. „Gibt es einen Plan B?“, wollte Detlef Henke wissen.
Gremium entscheidet einstimmig
Immer wieder kam die Überland-Gruppe ins Gespräch, deren Verhandlungen mit der Stadt „professioneller“ verlaufen seien, wie die Bürgermeisterin betonte. Das Unternehmen ist laut Emmerich-Kopatsch zudem noch immer am Kauf interessiert und ebenfalls bereit, 2 Millionen Euro zu zahlen. Die Bürgermeisterin sprach von den „Schutzschilden“, die sich die Ratsleute um sich herum aufbauen, und zeigte Verständnis dafür. Zugleich plädierte sie dafür, dass nach all den Monaten des Disputs endlich Ruhe einkehre, und die Vorbereitungen für die Vertragsunterzeichnung mit Landers abgeschlossen werden.
Am Ende empfahl der Bauausschuss den Verkauf an die bisherige Pächterin einstimmig, samt FDP-Ergänzung, also die Vorlage des fertigen Vertrags an die Politik. Nun ist der nicht-öffentliche Verwaltungsausschuss am Zug, bevor der Rat am 17. September entscheidet. Ob der Vertrag bis dahin steht, bleibt laut Bürgermeisterin offen. Der städtische Anwalt wolle sich nicht von der Gegenseite unter Druck setzen lassen.
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