Nach 30 Jahren: Warum schließt das Blumengeschäft John in Goslar?

Marion John schließt ihr Blumenfachgeschäft in der Petersilienstraße nach 30 Jahren. Foto: Roß
Nach drei Jahrzehnten in der Petersilienstraße beendet Floristin Marion John ihr Geschäftsleben. Am 30. September schließt das Blumengeschäft John für immer. Das ist der Grund.
Goslar. Leicht fällt ihr dieser Schritt nicht, das ist bei jedem Satz spürbar. Marion John kämpft mit den Tränen, wenn sie über das Ende ihres Blumengeschäftes in der Petersilienstraße spricht. Am 30. September endet dort nach 30 Jahren ihre Selbstständigkeit.
1995 hat die heute 54-Jährige das Geschäft von ihrer damaligen Chefin übernommen, mit gerade einmal 24 Jahren und nur wenigen Jahren Berufserfahrung.
Doch ihr Mut wurde belohnt, in drei Jahrzehnten hat sich das Blumenfachgeschäft John zu einer Institution in der Altstadt entwickelt, die eine Lücke hinterlassen wird. Trotzdem zieht die Geschäftsführerin einen Schlussstrich: „Ich finde einfach nicht genügend Personal“, bedauert die Floristin. Mit zwei angestellten Teilzeitkräften und einer Aushilfe sei das Geschäft nicht zu betreiben. „Wir machen viel Deko auf Veranstaltungen, etwa auf Hochzeiten“, erläutert Marion John.
„Schönster Beruf der Welt“
Das bedeute viel Wochenendarbeit, zusätzlich zu den langen Wochentagen im Einzelhandel. Vielleicht wirke das auf potenzielle Bewerber abschreckend. „Dabei haben wir eigentlich den schönsten Beruf der Welt“, sagt Marion John.
Mit 30 Jahren in der Petersilienstraße ist ihr Blumenhandel ein wahrer Traditionsbetrieb in einem Bereich der Altstadt, in dem sich schon viele Einzelhändler und Gastronomen versucht haben und gescheitert sind. „Wir haben der Petersilienstraße immer die Treue gehalten“, sagt Marion John mit stolzer Stimme. Ihr Blumengeschäft ist in den 30 Jahren sogar zweimal auf dieser Straße umgezogen.
Und was ist dort seit 1995 nicht alles passiert: die Ausweitung der Fußgängerzone inklusive des Wegfalls der Parkplätze, ein Großbrand, der ein komplettes Altstadthaus zerstörte, neues Pflaster, ein Hotelneubau.
Leben auf der Petersilienstraße
Aktuell ist in der Petersilienstraße richtig was los. Stühle und Tische stehen auf dem Pflaster, ein neues Café hat seine Türen geöffnet, ebenso ein asiatisches Restaurant. Es gibt einen Schnellimbiss, eine Bar, dazu der Hotelbetrieb. Nach der Erfahrung von Marion John ist das mit der Laufkundschaft in der Petersilienstraße aber so eine Sache: „Wir haben absolut von unseren Stammkunden gelebt“, sagt die Floristin, die zukünftig als Angestellte bei der Gärtnerei Reich in Bad Harzburg arbeiten wird.
So ganz verschwindet das Blumenfachgeschäft John nach dem 30. September noch nicht: „Mein Mietvertrag läuft bis Ende des Jahres und solange werden wir das Schaufenster auch dekorieren“, sagt die Chefin. Im Moment sei es ihr aber vor allem ein Bedürfnis, sich bei den Menschen zu bedanken, die sie in den vergangenen 30 Jahren begleitet haben, ihren „Kunden, Freunden und Mitarbeitern“.
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