Blaualgen im Oberharz? Wo das Baden noch sicher ist

Viele Oberharzer nutzen die Teiche vor der Haustür, wie hier den Oberen Hausherzberger Teich, um sich abzukühlen. Foto: Neuendorf
Die aktuell hohen Temperaturen laden zum Baden ein, doch Blaualgen sorgen vielerorts für Sperrungen. Wie steht es um die Oberharzer Teiche, die das Gesundheitsamt regelmäßig überprüft? Und welche Risiken sollten Badegäste kennen?
Clausthal-Zellerfeld. Der Sommer zeigt sich gerade von seiner heißen Seite, viele Menschen nutzen die Oberharzer Teiche, um sich abzukühlen. Gleichzeitig häufen sich Meldungen über gesperrte Gewässer wegen Blaualgen. Der Juessee in Herzberg ist etwa seit rund zwei Monaten für Badegäste tabu. Aber wie sieht es bei uns in der Region aus?
Nicht überall erlaubt
An diesen Teichen in Clausthal-Zellerfeld darf gebadet werden
Der Landkreis Goslar kann beruhigen: In keinem der regelmäßig beprobten Teiche wurde in diesem Sommer ein Blaualgen-Befall festgestellt. Untersucht werden sogenannte EU-Badegewässer – also Gewässer, die bestimmte Qualitäts- und Ausstattungsstandards erfüllen und in der Badesaison besonders stark frequentiert werden. Daneben prüft das Gesundheitsamt auch gut besuchte Gewässer in Anlehnung an die EU-Richtlinie. In der Berg- und Universitätsstadt werden laut Behördensprecherin Marieke Düber der Kiefhölzer Teich, der Obere Hausherzberger Teich, der Pixhaier Teich, der Ziegenberger Teich und der Okerteich beprobt. Zusätzlich untersucht das Gesundheitsamt im Landkreis regelmäßig die Innerstetalsperre, die Okertalsperre, den Kuttelbacher Teich, den Oberer Grumbacher Teich und der Herzberger Teich.
Gesundheitsamt kontrolliert alle zwei Wochen
Während der Badesaison – von Juli bis Ende August – nehmen die Fachleute alle zwei Wochen Proben, erläutert Kreissprecherin Düber. Zusätzlich gibt es vor Saisonbeginn eine Kontrollmessung. Gesucht wird dabei nicht nur nach Blaualgen, sondern auch nach Darmbakterien. Bei Ortsbesichtigungen werden außerdem Sichttiefe, Geruch, pH-Wert, Mineralöle und andere mögliche Anzeichen für Verschmutzung überprüft.

Der Prinzenteich bei Buntenbock leidet häufiger an einer zu hohen Blaualgen-Konzentration. Aktuell sieht es aber gut aus. Foto: Neuendorf
Fast jedes Jahr macht der Prinzenteich bei Buntenbock wegen hoher Blaualgen-Konzentrationen Schlagzeilen. Regulär wird er vom Gesundheitsamt aber nicht überwacht. Der Grund: Er ist kein EU-Badegewässer und wird nach Einschätzung des Landkreises nicht dauerhaft von vielen Gästen genutzt. Marieke Düber listet auf: Er liegt abseits, ist weder gut zu Fuß noch mit dem Bus erreichbar, und es fehlen Liegewiesen, Sanitäranlagen und Grillplätze. Im Vergleich dazu seien beispielsweise am Oberen Hausherzberger Teich in Clausthal-Zellerfeld, bei dem es sich um ein EU-Badegewässer handelt, diese Kriterien nahezu vollständig gegeben.
Bakterien schädigen Leber und Nervensystem
Wenn der Verdacht besteht, dass im Prinzenteich, Blaualgen vorkommen, können sich Bürgerinnen und Bürger an den Eigentümer zu wenden. In diesem Fall sind das die Harzwasserwerke. Unternehmenssprecher Norman Droste sagt, dass dann ein Zentrallabor eine Wasserprobe entnimmt. Stellt sich ein Befall heraus, spricht die Stadt Clausthal-Zellerfeld im Rahmen der Gefahrenabwehr ein Badeverbot aus und stellt entsprechende Schilder auf. In diesem Jahr war das noch nicht nötig, bestätigt Sven Küster vom Ordnungsamt.
Was macht Blaualgen so gefährlich? Streng genommen sind es keine echten Algen, sondern Cyanobakterien. Sie können laut dem Landkreis Goslar Giftstoffe produzieren, die Leber oder Nervensystem schädigen. Wer belastetes Wasser verschluckt, riskiert Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Benommenheit. Sensible Personen können darüber hinaus allergische Reaktionen entwickeln, wie Reizungen der Haut- und Schleimhäute. Nach Angaben der Behörde gab es jedoch in den vergangenen Jahren keine gemeldeten Krankheitsfälle in den Badegewässern der Region. Tiere sind hingegen noch gefährdeter – für sie kann das Trinken tödlich enden. Zudem behindern dichte Blaualgenblüten die Sicht unter Wasser und erschweren daher Rettungseinsätze.
Grünliche Trübung des Wassers ist auffällig
Die Cyanobakterien können sich bei hohen Temperaturen, viel Sonnenschein, wenig Wind und geringer Wasserbewegung stark vermehren. Sie bevorzugen stehende Gewässer mit hohem Nährstoffgehalt. Diese Anreicherung entsteht durch abgestorbene Pflanzenreste oder Überdüngung mit Phosphor und Stickstoff. Im Harz stammen die belasteten Stoffe jedoch in der Regel nicht aus der Landwirtschaft oder dem Abwasser, betont der Landkreis. Und: Sinkt die Nährstoffbelastung beispielsweise durch Niederschläge und sinkende Temperaturen regeneriert sich das Wasser eigenständig.

Der Juessee in Herzberg ist seit Monaten wegen einer hohen Blaualgen-Konzentration gesperrt. Foto: Eggers
Es gibt verschiedene Anzeichen dafür, dass ein Gewässer mit Blaualgen belastet sein könnte. Dazu gehören Aufrahmungen und Schlieren auf der Wasseroberfläche sowie eine grünliche Trübung des Wassers mit geringer Sichttiefe. Als Faustregel hält der Landkreis folgendes fest: Wenn man im knietiefen Wasser steht und die eigenen Füße nicht mehr sehen kann, sollte man vom Baden in diesem Gewässer lieber absehen.
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