Weizen und Weihnachten: Wenn der Advent nach Bier schmeckt
So leicht macht man Mann glücklich: Beim Bier-Weihnachtskalender wird jeden Tag ein neues Tütchen geöffnet. Foto: Privat
Ein Bier-Adventskalender wird zum sozialen Experiment: Rauchbier, WhatsApp-Reaktionen und überraschend viel Gemeinschaft – warum 24 Türchen mehr verbinden als gedacht.
Goslar. Ich kann es Männern und Frauen nur empfehlen: Schenkt euren Liebsten – ganz gleich, ob Mann oder Frau – einen Bier-Adventskalender. Auch wenn es bis zum 1. Dezember 2026 noch etwas hin ist. Am besten nicht kommentarlos, sondern mit einer kleinen Idee dazu. Damit man auch etwas in den Händen hat, schlage ich ein hübsch verpacktes Weizenglas vor, das symbolisch für den Kalender steht und jetzt schon als Geschenk unter dem Baum liegen könnte. Meine Frau ist bierkalendarisch schon seit einigen Jahren aktiv – und ich kann sagen: Es ist ein Volltreffer.
Seitdem öffne ich im Dezember jeden Abend ein Türchen. Dahinter verbirgt sich immer ein anderes Bier. Und das Beste: Abends wird gemeinsam probiert. Am dritten Dezember landete ein Schlenkerla Rauchbier aus Bamberg in meinem Kalender. Da ich dieses Bier nicht kannte, postete ich kurzerhand ein Foto in meinem WhatsApp-Status. Einfach so. Was dann folgte, überraschte mich selbst.
„Das Ekligste, was ich je im Mund hatte“
Zahlreiche Kontakte meldeten sich prompt – viele mit deutlichen Warnungen. Günter Hein, Schützenvogt aus Hahnenklee berichtete aus eigener Erfahrung und aus dem Kneipenwissen: „Das erste schmeckt nicht, das zweite ist super, nach dem dritten bist du voll.“ Der ehemalige Landkreis-Sprecher Dirk Lienenkamp schrieb: „Das Ekligste, was ich je im Mund hatte – sorry, ich hoffe, es schmeckt dir.“ GZ-Kollege Henning Bartel sprach von „gewöhnungsbedürftig“, während Dr. Martin Wetzel vom Rammelsberg erklärte: „Mein erster Schluck erinnerte mich an geräucherte Bratwurst.“
Nach so viel Feedback entschied ich mich, ein kurzes Video zu drehen. Mein Gesichtsausdruck muss Bände gesprochen haben – offenbar hatten alle ein bisschen recht. Damit war eine kleine Serie geboren. Die Videos wurden im Schnitt rund 250 Mal angesehen, was für einen WhatsApp-Status durchaus beachtlich ist. Es folgten weitere Biere: aus Franken, aus dem Allgäu, mal ein Helles, mal ein Dunkles. Und sie waren lecker.Handel kurz vor Weihnachten
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Auf das Einschenken kommt es an
Ab etwa dem sechsten oder siebten Dezember verlagerte sich die Diskussion. Nun ging es weniger um den Geschmack, sondern um mein Einschenk-Verhalten. Ich hatte es gewagt, ein Weizenbier direkt aus der Flasche zu trinken. Die Empörung war groß. Dachdeckermeister Thorsten Hense und Grundschulrektorin Sandra Keiber schenkten mir kurzerhand ein Weizenglas. Hense machte es sich zur Aufgabe, aus mir einen Bier-Sommelier zu machen – inklusive wichtiger Tipps zum richtigen Einschenken, auch wenn seine eigenen Fähigkeiten beim alkoholfreien Weizen nicht ganz makellos waren.
Thorsten Hense bezeichnet sich selbst als Bier-Sommelier. Hier probiert er es mit einem alkoholfreien Weizen. Foto: Privat
Auch Ina und Adam Switalla halfen weiter und schickten mir sogar ein Video zur Veranschaulichung. Ebenso boten Dr. Frank Schober und seine Frau Jutta von der Bürgerstiftung Nachhilfe im Weißbier-Einschenken an. Wissenschaftlich wurde es schließlich mit Erzieherin Heike Sceller-Metze, die mir mithilfe eines Plakates erklärte, dass eigentlich jedes Bier sein eigenes Glas hat. Sascha Kasemir bracht es auf den Punkt: „Coole Serie. Ein Bier ist ein halbes Schnitzel.“
Ich hätte nie gedacht, dass ein Adventskalender so viel Freude, Austausch und Gemeinschaft auslösen kann. Für den 24. Dezember habe ich mir deshalb etwas Besonderes für meinen WhatsApp-Status vorgenommen – eine kleine Bier-Gala mit besonderen Gästen. Eine letzte Nachhilfestunde habe ich mir dafür übrigens noch beim „Goslar-Godfather of Bier“, Odin Paul, abgeholt. Mein Fazit: Ein Bier-Adventskalender ist das perfekte Weihnachtsgeschenk – für Männer und Frauen.
Braumeister Odin Paul (l.) erklärt GZ-Redakteur Sebastian Sowa die Kunst des Biereinschenkens. Foto: Privat
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