Im Oberharzer Bergwerksmuseum ist bald Schicht im Schacht

Wenn sich in den nächsten Wochen keine Lösung abzeichnet, bleibt das Museum ab dem 1. Januar geschlossen. Foto: Neuendorf
Nach der letzten Sitzung des Rates der Stadt Clausthal-Zellerfeld, wird es immer unwahrscheinlicher, dass es eine Zukunft für das Oberharzer Bergwerksmuseum gibt. Was die Politik entschieden hat, und warum es nur noch ein Fünkchen Hoffnung gibt.
Clausthal-Zellerfeld. Soll es das gewesen sein? Der Stadtrat Clausthal-Zellerfeld hat in seiner Sitzung am Mittwochabend beschlossen, den Betrieb des Oberharzer Bergwerksmuseums zum 1. Januar 2026 einzustellen – kein geeigneter Betriebsführer habe gefunden werden können. Heißt: Auch die Kurbetriebsgesellschaft (KBG) kommt nicht mehr als Nachfolger der Stiftung Welterbe im Harz infrage. Nur ein winziges Hintertürchen lässt der Rat noch offen.
Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Nach jahrelangem Gezanke um das liebe Geld hatte die Oberharzer Politik den Betriebsführungsvertrag zwischen Stadt und Stiftung nicht mehr verlängert, als letztere ihn nicht für ein, sondern für zwei weitere Jahre verlängern wollte. Die Stadtverwaltung hätte vor einem Jahr eigentlich nichts dagegen gehabt, doch der Rat schob dem Ganzen einstimmig einen Riegel vor, wollte stattdessen einen neuen Betreiber für das seit 130 Jahren bestehende Museum in Zellerfeld finden.
Zum 1. Januar geschlossen
Dieser Versuch scheint nun endgültig gescheitert. Laut SPD-Fraktionssprecher Alexander Ehrenberg war der nicht-öffentlich tagende Verwaltungsausschuss bereits zu dem Schluss gekommen, auch mit der KBG gebe keine tragfähige Lösung. Wortlaut der im Stadtrat zu beschließenden Vorlage: „Es konnte kein geeigneter Betriebsführer ab dem 1. Januar 2026 gefunden werden. Das Museum wird zum 1. Januar 2026 geschlossen.“

Aktuell ist die Ausstellung „Holzstücke“ im Museum zu sehen – eigentlich geplant bis Mitte Februar kommenden Jahres. Foto: Neuendorf/Archiv
Wo liegen die Probleme? Bekanntlich befinden sich die Gebäude des Museums in städtischer Hand. Die Berg- und Universitätsstadt ist folglich für die Instandhaltung dieser Immobilien verantwortlich, auch finanziell. Wie mehrfach berichtet kam eine Sanierung der Bornhardtstraße 14 – im Erdgeschoss ist das Welterbe-Infozentrum der Stiftung – die Stadt vor einigen Jahren teurer zu stehen als ursprünglich gedacht, von 7 Millionen Euro war die Rede. In nächster Zeit ist laut Verwaltung zusätzlich die statische Ertüchtigung des Obergeschosses angedacht, erst dann könne dieses wieder genutzt werden.
Sicherheit in Gefahr
Auch eine Sanierung der Bornhardtstraße 16 – dem Haupt- und Eingangsgebäude des Museums – wäre aufgrund statischer Schwächen nötig, bei einer Begehung mit Rats- und Verwaltungsleuten hat laut Protokoll bereits im Mai 2023 einer der Gesellschafter des Ingenieurbüros darauf hingewiesen, dass die Sicherheit „beim ungünstigen Zusammenkommen verschiedener Umstände“ nicht garantiert werden könne.

Für das Welterbe-Infozentrum hat die Stiftung noch einen Vertrag bis 2037. Foto: Neuendorf/Archiv
Ist nun alles verloren, was in den vergangenen 130 Jahren aufgebaut worden ist? Jein. Die Ratsmitglieder einigten sich auf einen Ergänzungsantrag der SPD-Fraktion, nach dem zumindest die Möglichkeit eingeräumt wird, dass noch bis zum 4. Dezember dieses Jahres ein Betriebsführer gefunden werden könne. „Am 4. Dezember tagt der Rat zum letzten Mal in diesem Jahr und spätestens dann muss die Gästebeitragskalkulation beschlossen werden, die bislang eine Betriebsführung des Museums durch die KBG vorsieht“, erläuterte Alexander Ehrenberg.
„Nie wieder geöffnet“
Manch einem war das zu wenig. Thomas Gundermann (SPD), der für diesen Tagesordnungspunkt den Ratsvorsitz abgegeben hatte, meinte: „Auf verschiedenen Ebenen werden Angebote zum Austausch gemacht, um im letzten Moment eine Lösung zu finden. Ich erwarte, dass Rat und Verwaltung diesen Austausch konstruktiv begleiten.“ Der langjährige Vorsitzende des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins (OGMV) deutete an, andernfalls würde er sein Mandat möglicherweise im Rat niederlegen.
Auf ein solches Angebot ging die FDP-Fraktion in einem Änderungsantrag ein. Demnach hatte sie vergeblich versucht, die Bürgermeisterin und Fraktionsspitzen zur Teilnahme an dem durch den Museumsverband Niedersachsen und Bremen zur Sprache gebrachten „Runden Tischs zur Zukunftssicherung des Oberharzer Bergwerksmuseums“ zu bringen. Denn: „Wenn wir das Museum zumachen, wird es nie wieder geöffnet werden“, warnte Martin Ksink.
Viele Gespräche
„Das hört sich so an, als wäre bisher nichts besprochen worden“, meinte Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD). Dabei sei frühzeitig mit Christian Barsch gesprochen worden, ob das Oberharzer Bergwerksmuseum nicht mit der Grube Samson in St. Andreasberg zusammengeführt werden könne. Dann sei der OGMV im Gespräch gewesen, zusammen mit den Stadtwerken. Und schließlich die KBG, die aber die untere Etage der Bornhardtstraße 14 brauche, um dort das Museum weiterführen zu können. Für die aber hat die Welterbe-Stiftung einen Nutzungsvertrag bis 2037. Warum also gründe niemand eine GbR, um das Museum wie in St. Andreasberg zu führen? Warum werde das nicht ehrenamtlich organisiert, wie in anderen Städten?

Beim Museumsfest strömen in jedem Jahr etliche Besucher in das Oberharzer Bergwerksmuseum. Foto: Skuza/Archiv
Carsten Rehling (Glück-Auf-Gruppe), der den Ursprungsantrag gestellt hatte, nach dem der Welterbe-Stiftung keine Verlängerung des Betriebsführungsvertrags gewährt worden war, brachte die Stiftung sogar selbst wieder ins Spiel – jedenfalls für eine Übergangszeit eines weiteren Jahres, bis jemand anderes gefunden sei. „Auch die Stiftung könnte sich von einer anderen Seite zeigen“, meinte er. Rehling würde die Situation der Stiftung verkennen, entgegnete SPD-Fraktionschef Ehrenberg. Immerhin sei die wirtschaftliche Situation der Stiftung „mehr als angespannt“.
Reißleine ziehen
Sowohl Christopher Fuhrmann (SPD) als auch Andrea Duit-Reith (Bürger für Bürger) äußerten persönliche Betroffenheit über die vertrackte Lage. Beide plädierten aber dafür, den Blick Richtung Zukunft zu richten. „Wir dürfen nicht weiterhin freiwillige Mittel der Stadt in ein Projekt stecken, das seine eigenen Versprechen nicht einlösen kann“, meinte Duit-Reith. Zum Wohle der Stadt müsse die Reißleine gezogen werden und stattdessen etwa in Kinder- und Jugendarbeit investiert werden. „Wie es ist, kann es nicht weitergehen“, befand auch CDU-Fraktionssprecher Lars Weitemeyer.
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