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GZ Plus IconEines der wichtigsten Gebäude Bad Harzburgs ist verschwunden

Das alte Bad Harzburger Kurhaus wurde 1874 eröffnet und 1962 abgerissen.

Das alte Bad Harzburger Kurhaus wurde 1874 eröffnet und 1962 abgerissen. Foto: Ahrens-Archiv

Im Sommer 2023 wurde das Bad Harzburger Kurhaus abgerissen, nun entsteht an gleicher Stelle ein Hotel. Die GZ blickt auf die Geschichte eines der über lange Zeit wichtigsten Gebäude der Stadt zurück.

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Von Christoph Exner
Sonntag, 21.09.2025, 12:00 Uhr
In Bad Harzburg wird es wohl nie wieder ein Kurhaus geben. 2023 wurde auch der letzte Gebäudeteil abgerissen. Dort, wo er mal stand, wird seit Kurzem ein Hotel gebaut (die GZ berichtete). Wo Hunderte Menschen feierten, stehen heute Bauzäune. Doch was war das eigentlich für ein Ort? Wieso bewegt das Kurhaus und dessen Verschwinden bis heute die Gemüter? Die GZ blickt auf die Geschichte des Gebäudes zurück.
Wenn im Kurhaus eine Veranstaltung ruft, dann ist in der Regel immer volles Haus, wie hier bei einem Konzert im Jahr 1970.

Wenn im Kurhaus eine Veranstaltung ruft, dann ist in der Regel immer volles Haus, wie hier bei einem Konzert im Jahr 1970. Foto: Ahrens-Archiv

So ein Kurhaus allein ist zwar keine Bedingung dafür, dass eine Stadt sich Kurort nennen darf. Trotzdem sind jene, oft prunkvollen Mehrzweckgebäude die Aushängeschilder vieler Heilbäder. Sie sind ein Ort der Kultur, der Galas und hohen Besuche.

Das war über fast 150 Jahre hinweg auch in Bad Harzburg so. Mit dem Verlust ihres Kurhauses hat Bad Harzburg in Summe zwar gewiss nicht an Kultur verloren, doch mit dem dazugehörigen großen Veranstaltungssaal ging ihr eine wichtige Veranstaltungsstätte verloren. Kein anderes Gebäude in der Stadt bietet heute noch so vielen Menschen Platz.
Helmut Kohl, späterer Bundeskanzler, besucht das Kurhaus im April 1978.

Helmut Kohl, späterer Bundeskanzler, besucht das Kurhaus im April 1978. Foto: Ahrens-Archiv

Dabei fing alles im wahrsten Sinne des Wortes einmal klein an: Am 1. Juni 1874 wurde das allererste Kurhaus im Kurpark am Fuß des Burgbergs eröffnet. Das frühere Neustadt, das seine Ursprünge in ein paar kleinen Häusern im Krodotal hatte, war zu dieser Zeit aufstrebender Kurort. Seit der Reichsgründung 1871 zogen von Jahr zu Jahr mehr hohe Beamte, Pensionäre, Unternehmer sowie unzählige nationale und internationale Gäste in die Kurstadt, um deren Solequellen, die frische Luft und das Heilwasser zu genießen. Zwischen 1860 und 1914 wurden Pensionen, Grandhotels und Villen gebaut. So auch das Kurhaus mit seiner großen, halbrunden Terrasse, die als gern genutzter Treffpunkt diente.

Am Ende kaum noch genutzt

Wirklich viele Zuschauerplätze für Veranstaltungen wurden aber erst Jahrzehnte später geschaffen. Am 2. März 1962 wurde das Kurhaus abgerissen.
Zum Seglerball 1975 werden sogar Boote im Kurhaus ausgestellt.

Zum Seglerball 1975 werden sogar Boote im Kurhaus ausgestellt. Foto: Ahrens-Archiv

Der Gründerzeit-Bau musste einem modernen Neubau aus Stahl und Beton weichen. Damit sollte ein neuer Zeitabschnitt für das Kur- und Heilbad eingeleitet werden, hieß es damals. Aus heutiger Perspektive betrachtet optisch sicher nicht schön, gleichwohl aber praktisch. Zusammen mit dem Neubau entstand nämlich ein kleiner Festsaal. 1975 kam ein zweiter, größerer hinzu, der sogenannte Parksaal. Erste Veranstaltung darin, sogar noch sechs Tage vor der offiziellen Übergabe, war der Delegiertentag des Deutschen Vieh- und Fleischhandelsbundes (DVFB).
Luftballonregen im Saal bei der Silvesterparty im Jahr 1980.

Luftballonregen im Saal bei der Silvesterparty im Jahr 1980. Foto: Ahrens-Archiv

In der Folge erlebte das neue Kurhaus viel: Besuche von Prominenten und hochrangigen Politikern, Tagungen, Ausstellungen – Hunderte Stühle, dicht an dicht, den Klang von Streichmusik im Schein der Kronleuchter. Galas, zu denen teils das Fernsehen kam und die Bad Harzburg deutschlandweit bekannt machten. Ältere Bad Harzburger werden sich an rauschende Bälle, an Delegiertentage voller Geschäftigkeit erinnern – und daran, dass das Kurhaus für Generationen ein Ort der Begegnung war.
Mehfach kommt das Fernsehen nach Bad Harzburg, dreht dort damals noch ganze Shows. 1973 etwa das ZDF, mit der Sendung „Die Musik kommt“ mit Maria Hellwig.

Mehfach kommt das Fernsehen nach Bad Harzburg, dreht dort damals noch ganze Shows. 1973 etwa das ZDF, mit der Sendung „Die Musik kommt“ mit Maria Hellwig. Foto: Ahrens-Archiv

Doch im Laufe der Jahre nahm deren Anzahl ab, bis schließlich nur noch einige wenige Traditionsveranstaltungen im Jahr dort stattfanden. Im Oktober 2006 wurde der kleine Kursaal abgerissen.

Neue Pläne für das Areal

Eine Idee zur Wiederbelebung des Areals hatte dann 2019 Investor Dieter Köhler. Er wollte an Stelle des Kurhauses ein Hotel samt neuem Saal errichten. Das Gebäude sollte einen organisatorischen Komplex mit dem „Harzburger Hof“ bilden, dem nahe gelegenen, ehemaligen und zwischenzeitlich abgebrannten Grandhotel, das Köhler ebenfalls neu errichten wollte. Die Bad Harzburger Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe (KTW) als Eigentümer des Gebäudes entschlossen sich zum Verkauf. Aus den Plänen Köhlers wurde letztlich aber nichts. Während der Corona-Pandemie, die ein Jahr später ausbrach, wurde das Kurhaus schließlich gar nicht mehr genutzt.
Im Juni 2023 werden mit dem Parksaal die letzten Reste des ehemaligen Kurhauses abgerissen.

Im Juni 2023 werden mit dem Parksaal die letzten Reste des ehemaligen Kurhauses abgerissen. Foto: Schlegel/GZ-Archiv

Das Gebäude ging in neue Hände: Die Realique-Investment-Gruppe und ihr Geschäftsführer Nils Schmidt ließen auch den Rest des Kurhauses abreißen. Das markierte nicht nur das Ende eines Gebäudes, sondern das eines ganzen Kapitels Bad Harzburger Stadtgeschichte. An gleicher Stelle soll nun am 1. Oktober 2026 ein „B&B“-Hotel eröffnen.

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