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Autobahnbrücke bei Bad Harzburg

GZ Plus IconWarum diese Baustelle hält, was andere versprechen

Blick von oben: Für Bad Harzburger Verhältnisse hat die Autobahnbrückenbaustelle beeindruckende Ausmaße.

Blick von oben: Für Bad Harzburger Verhältnisse hat die Autobahnbrückenbaustelle beeindruckende Ausmaße. Foto: Neuendorf

Seit Monaten läuft die Brückenbaustelle auf der A369 bei Bad Harzburg reibungslos. Doch warum klappt hier, was andernorts oft schiefgeht? Ein Blick hinter die Kulissen.

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Von Christoph Exner
Samstag, 08.11.2025, 08:00 Uhr

Bad Harzburg. Gemessen an vielen anderen größeren Vorhaben heutzutage ist der Bau der neuen Autobahnbrücke „RA1“ über die Kreisstraße 46 bei Gut Radau ein echtes Vorzeigeprojekt. Bislang hat die für den Laien beeindruckende Baustelle noch für keine negativen Schlagzeilen gesorgt. Und aller Voraussicht nach wird sie auch bis zum Schluss im Zeit- und Kostenrahmen bleiben. Vergangene Woche wurde ein weiterer wichtiger Bauabschnitt geschafft: Am Donnerstag wurden die Fertigteile für die Fahrbahn Richtung Bad Harzburg eingebaut. Doch warum läuft es ausgerechnet auf dieser Baustelle so reibungslos?

Gebaut wird an der A369-Brücke nördlich der Kurstadt seit Juni 2024. Zunächst hatte die zuständige Firma „Ost Bau“ tonnenweise Erde bewegt, sich von der Fahrbahnhöhe bis zu neun Meter in die Tiefe vorgearbeitet. Damals war die noch auf der gesperrten Fahrbahn gelagert worden – ein beeindruckender, viele Meter langer Erdwall war entstanden, den man sogar auf Satellitenbildern aus dem Weltraum heraus erkennen konnte. Im gleichen Zug wurde die erste der beiden Fahrbahnen, die in Richtung Vienenburg, abgerissen. Anschließend wurden riesige Betonfundamente für den Neubau gegossen. Der erfolgte mittels sieben Fertigteilen, die über die neu gebauten Widerlager gelegt wurden. Jedes Element ist 15,5 Meter breit und das schwerste 29 Tonnen schwer. Nebeneinander gelegt und später noch mit einer 25 Zentimeter dicken Deckenplatte versehen, bilden sie die neue, 14 Meter breite Fahrbahn.

Lebenserwartung: 100 Jahre

Nach demselben Prinzip ging man anschließend auch bei der Gegenspur vor. Das Ausrichten der Fertigteile per Kran war Zentimeterarbeit. Schließlich solle später alles aus einem Guss sein, betont Leandra Solle, Projektleiterin bei der für die Planung zuständigen Autobahn GmbH. Und natürlich soll die neue Brücke auch länger halten als das alte Bauwerk, das in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag gefeiert hätte. Gebaut wurde es damals übrigens auch in anderthalb Jahren, wobei ein Abriss und Neubau im fließenden Verkehr sogar noch deutlich komplizierter zu realisieren ist.
Das Platzieren der Fertigteile ist Zentimeterarbeit – das erste Element ist das komplizierteste.

Das Platzieren der Fertigteile ist Zentimeterarbeit – das erste Element ist das komplizierteste. Foto: Exner

Damals habe man – wohl aus optischen Gründen – die oberste Schicht der Brücke abgeklopft. Das habe dazu geführt, dass das Bauwerk stärker unter Witterung und Streusalz gelitten habe, erklärt Projektleiterin Leandra Solle. Darüber hinaus habe man beim Bau der Brücke 1975 nicht damit gerechnet, wie stark das Verkehrsaufkommen in den Jahren danach zunehmen wird. Man habe für das jetzige Projekt also aus der Vergangenheit gelernt und diese Erfahrungen in den Neubau der Brücke einfließen lassen. Dem neu errichteten Bauwerk wird laut Solle nun eine Lebensdauer von 100 Jahren zugesagt. Viel Lob gibt es für die Verantwortlichen in den sozialen Netzwerken. Unter den GZ-Berichten, die zuletzt über die Brücken-Baustelle erschienen sind, finden sich ausschließlich positive Kommentare. „Die Baufirma ist spitze“, heißt es da unter anderem. Es sei immer jemand auf der Baustelle gewesen und habe gearbeitet. Man solle die Firma am besten direkt zur Bramkebrücke nach Schulenberg schicken, schreibt ein weiterer Nutzer. Jene Brücke muss bekanntlich auch ersetzt werden, das ganze Vorhaben wird sich jedoch ziehen und ist wohl auch aus technischer Sicht nicht vergleichbar.
Gewaltig: Jedes der sieben Brückenelemente ist 15,5 Meter lang, das schwerste Teil wiegt 29 Tonnen.

Gewaltig: Jedes der sieben Brückenelemente ist 15,5 Meter lang, das schwerste Teil wiegt 29 Tonnen. Foto: Exner

Weitere Sperrungen nötig

Nach wie vor befinde man sich beim Bau der neuen Autobahnbrücke im Zeitplan, erklärt Solle. Und auch die geschätzten Kosten von 6,5 Millionen Euro werde man voraussichtlich nicht überschreiten. Spielt das Wetter mit, soll die Brücke Ende Februar komplett fertig sein, der Verkehr auf der Autobahn darüber wieder uneingeschränkt fließen.

Und wieso ging es jetzt vergleichsweise so schnell? „Wir haben eine Baufirma, die wirklich Lust hat“, lobt Projektleiterin Leandra Solle schmunzelnd. Zur Wahrheit gehört aber auch: Auf der Baustelle gab es, anders als bei manch anderem Projekt, nur sehr wenige Überraschungen, die ein Umplanen und entsprechende Verzögerungen zur Folge gehabt hätten. Auch gab es erfreulicherweise kaum Stau und keinen dokumentierten Unfall.
Auf der zuvor abgeholzten Fläche neben der Autobahn wird der Erdaushub gelagert. Jene Bereiche sollen nach Ende der Arbeiten wieder aufgeforstet werden.

Auf der zuvor abgeholzten Fläche neben der Autobahn wird der Erdaushub gelagert. Jene Bereiche sollen nach Ende der Arbeiten wieder aufgeforstet werden. Foto: Exner

Wie geht es weiter? Im Laufe der kommenden zwei Wochen muss die K46 im Brückenbereich noch einmal halbseitig gesperrt werden. Dann wird die Betonkappe – quasi der Straßenrand der Brücke – eingebaut, kündigt Projektleiterin Solle an. Der Verkehr werde dann per Ampelregelung halbseitig an der Baustelle vorbeigeführt.

Ab März sind anschließend noch Arbeiten an den Nebenanlagen geplant, auch sollen etwaige Schäden an der unter der Brücke durchführenden K46 beseitigt und beispielsweise der Fahrbahnrand gepflastert werden. Aufgrund dieser Arbeiten werde es im Frühjahr noch einmal zu einer Vollsperrung kommen, über die zu gegebener Zeit noch einmal informiert wird. Und schließlich sollen auch die Flächen rund um die Brücke wieder aufgeforstet werden. Zur Vorbereitung auf die Bauarbeiten waren dort zahlreiche Bäume und Sträucher gefällt worden, der Platz wurde für die Fahrzeuge, die Arbeiten selbst und als Lagerfläche benötigt.

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