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Gotteshaus feiert Jubiläum

GZ Plus IconVon Feuer zu Feier: 275 Jahre St.-Marien-Kirche Harlingerode

Die heutige St.-Marien-Kirche wird am 5. Oktober 275 Jahre alt.

Die heutige St.-Marien-Kirche wird am 5. Oktober 275 Jahre alt. Foto: Potthast/GZ-Archiv

Dreimal fiel die Harlingeröder St.-Marien-Kirche Flammen zum Opfer, und doch gibt es sie bis heute. 275 Jahre nach ihrem letzten Wiederaufbau plant die Gemeinde ein langes Festwochenende und blickt auch auf die Geschichte des Gebäudes zurück.

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Von Christoph Exner
Sonntag, 28.09.2025, 08:00 Uhr

Harlingerode. Die Flammen fraßen sich durch Balken und Bänke, selbst die Glocken schmolzen in der Glut: Als am 5. April 1748 eine Feuersbrunst die Kirche in Harlingerode in Schutt und Asche legte, blieb nur das Mauerwerk stehen. Erst zweieinhalb Jahre später, am 5. Oktober 1750, wurde an gleichem Ort wieder ein Gottesdienst gefeiert. Jenen Tag möchte die Harlingeröder St.-Marien-Gemeinde nun groß feiern. Zum 275. Geburtstag der heutigen Kirche lädt sie am Wochenende, 3. bis 5. Oktober, ein (siehe Kasten). Die Geburtstunde des Gotteshauses liegt aber eigentlich noch viel weiter zurück. Ein Blick in die Geschichte.

Im Jahr 1053 schenkte Kaiser Heinrich III. dem Goslarer Domstift St. Simon und Judas das Landgut Heregeltingerot, das spätere Harlingerode. Dem Gründerverzeichnis des Domstifts zufolge, wurden vom Landgut aus die umliegenden Ländereien verwaltet, folglich befand sich dort auch eine kleine Kirche oder Kapelle. Baulich, so hält es die Chronik „900 Jahre Harlingerode“ fest, vermutlich aus Fachwerk und auf einem Steinfundament. Der Haupthof des Guts umfasste das ringförmige Gebiet, das heute von der Brunnenstraße und Teilstücken der Viehweide und Meinigstraße begrenzt wird, schloss also auch den Platz der heutigen Kirche ein.

Dreimal wiederaufgebaut

Während anfangs wohl regelmäßig ein Vikar des Domstifts für den Gottesdienst angereist ist, setzte Letzterer um das Jahr 1300 erstmals einen festen Pfarrer in Harlingerode ein. Der erste, der urkundlich erwähnt wurde, hieß Konrad. Für das Jahr 1351 ist erstmals auch von einem Friedhof an der Kirche die Rede.

Seinen Namen erhielt das Gotteshaus hingegen vermutlich erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts, nach der Reformation, der Spaltung der Christen in Katholiken und Protestanten. Da die Marienverehrung nicht gerade ein Kennzeichen protestantischer Frömmigkeit war, darf gerätselt werden, ob der Name St. Marien-Kirche doch noch in katholischen Zeiten gegeben wurde, oder ein Zugeständnis an die noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts stark zum katholischen Glauben anhaltenden Harlingeröder war, heißt es dazu in der Chronik. „St. Marien“ geht auf die Jungfrau Maria zurück, die Mutter Jesu Christi. Sie gilt als eine mächtige Fürsprecherin.
Im Juni 1953 wird vor der Kirche ein Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege enthüllt.

Im Juni 1953 wird vor der Kirche ein Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege enthüllt. Foto: Ahrens-Archiv

Dann kam der Dreißigjährige Krieg – und die St.-Marien-Kirche stand das erste Mal in Flammen: Am 26. April 1626 verwüsteten kaiserliche Truppen in einer Vergeltungsaktion gegen die sogenannten Harzschützen alle Dörfer des Amtes Harzburg. Dabei machten sie auch vor dem Gotteshaus nicht Halt. Nur einige Jahre später, 1651, brannte die Kirche ein weiteres Mal – und mit ihr auch Pfarre, Schule und mehrere Höfe im Ort. Und schließlich, 1748, folgten das bis dato letzte große Feuer und der Bau der Marienkirche, wie man sie heute noch kennt. Wobei: Zunächst gab es keinen Turm. Der folgte laut Chronik der Stadt Bad Harzburg erst im Jahr 1794, Einweihung war ein Jahr später. Der Friedhof um die Kirche wurde 1789 aufgegeben, zunächst ans obere Ende der Viehweide verlegt und 1844 dann an den heutigen Platz an der Landstraße.

Schritt in die Moderne

In der Mitte des 20. Jahrhunderts holte die Moderne die Kirche ein: 1958 bekam das Gebäude eine Ölheizung, 1970 wurde ihr Dach mit Kupferplatten gedeckt. 1997 legte man die ursprüngliche Holzdecke wieder frei und legte die heutige Farbgebung in verschiedenen Blautönen an. 2010 wurden eine Toilettenanlage eingebaut und die Kellerräume der Kirche saniert. Die letzte große Renovierung der Kirche liegt fünf Jahre zurück: Zwischen 2017 und 2020 wurde das Gebäude von außen generalüberholt. Die Wiedereinweihung konnte wegen der plötzlichen Corona-Pandemie aber erst im Jahr 2023 gefeiert werden. Einen Pfarrer gibt es in der St.-Marien-Kirche aktuell übrigens nicht. Der letzte, Udo Hauke, wurde 2023 in den Ruhestand verabschiedet. Seitdem ist die Pfarrstelle vakant.

JUBILÄUMSWOCHENENDE

Drei Tage lang möchte die Harlingeröder St.-Marien-Gemeinde den 275. Geburtstag ihrer Kirche feiern.

-Beginn ist am Freitag, 3. Oktober, mit einer Fest-Andacht um 14 Uhr in der St. Marien Kirche. Im Anschluss findet „Kaffeeklatsch für alle“ im Gemeindehaus statt.

-Am Samstag, 4. Oktober, lädt die Gemeinde ab 16 Uhr zum Grillen im Gemeindegarten ein. Um 18 Uhr gibt es Lesungen aus der Chronik, mit Musik von Stefanie Strauß an der Orgel.

-Am Sonntag, 5. Oktober, genau 275 Jahre nachdem der erste Gottesdienst nach dem Wiederaufbau gefeiert wurde, gibt es an gleicher Stelle erneut einen Fest-Gottesdienst. Beginn ist um 10.30 Uhr mit Propst Höfel, begleitet durch den Posaunenchor der Luthergemeinde Bad Harzburg. Im Anschluss lädt die Gemeinde zu Suppe im Gemeindehaus ein.

-An allen drei Fest-Tagen bietet der „Wkisp“-Bastelkreis („Weihnachten kommt immer so plötzlich“) einen „Herbstmarkt“ an. Der Erlös der Festtage soll der Kirchenheizung zugute kommen, schreibt die Gemeinde.

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