Heiraten wie in Las Vegas? Das geht auch in St. Andreasberg
In der Martini-Kirche in St. Andreasberg lassen sich Stephan und Sabine Klemm von Pastorin Mirja Rohr spontan trauen. Foto: Jenzora
Ganz spontan „Ja“ sagen: Ohne Anmeldung konnten sich Paare in der Martini-Kirche in St. Andreasberg trauen lassen. Nun sprechen Geistliche und getraute Paare über ihre ersten Erfahrungen und Gefühle während der Zeremonie.
St. Andreasberg. Sich mal eben „im Vorbeigehen“ in der Kirche trauen lassen. Das war vergangenen Freitag in der Martini-Kirche in St. Andreasberg möglich. Im Harz war die „Trauung To Go“ die erste Aktion ihrer Art. Das ließen sich einige Pärchen nicht entgehen.
Am 31. Mai hatten Paare von 14 bis 16 Uhr die Möglichkeit, sich in der Martini-Kirche von Pastor Andre Dittmann, Pastorin Mirja Rohr und Seelsorgereferent Michael Quendler trauen oder segnen zu lassen. Insgesamt sechs Pärchen hatten sich schließlich getraut, diesen ungewöhnlichen Schritt zu wagen. Alle aus unterschiedlichen Beweggründen, aber alle spontan und um ihrer Liebe so noch einmal Ausdruck zu verleihen. Teilweise hatten sie weite Distanzen hinter sich gelegt, ein Pärchen kam aus der Nähe von Salzgitter und zwei direkt aus St. Andreasberg.
Sie machen es möglich: (v.l.) Pastorin Mirja Rohr, Seelsorgereferent Michael Quendler und Pastor Andre Dittmann. Foto: Christian Dolle
Wie zum Beispiel Stephan und Sabine Klemm. „Jetzt wird‘s ernst“, sagte Pastorin Mirja Rohr, als sie sich mit dem aufgeregten Pärchen auf dem Weg zum Altar zu machen. In der feierlich geschmückten Kirche nahmen auch noch die Tochter der Eheleute und die Eltern von Sabine Klemm Platz. Ihr Vater, Ortsvorsteher Karl-Heinz Plosteiner, ist übrigens auch Organist in der Martini-Kirche. Im Hintergrund spielte das gefühlvolle Lied „Für Elise“, welches sich das Pärchen gewünscht hatte. „Gott will eure Liebe segnen, er will seinen Teil dazugeben. Er wird euch den Rücken stärken, wenn der Wind den Weg schwer macht“, predigte Rohr.
Spontan und ohne viel Aufwand

Stephan Klemm steckt seiner Ehefrau den Ring an. Foto: Jenzora
Stephan Klemm kam vor 30 Jahren in den Harz und hat nicht nur ihn kennen und lieben gelernt. Die Klemms haben sich vor 15 Jahren das Ja-Wort gegeben, allerdings „nur“ standesamtlich, da es einen Todesfall in der Familie gegeben hatte. „Meine Mutter hatte mir von der „Trauung To Go“ erzählt, und wir waren sofort begeistert“, erzählte Sabine Klemm. Ihre Liebe noch einmal vor dem Altar besiegeln zu lassen, wollte das Paar sich nicht entgehen lassen. „Die Trauung war so spontan, ohne viel Aufwand und nur für uns“, schwärmte Sabine Klemm. Auch Pastorin Mirja Rohr, die das Pärchen getraut hatte, war begeistert: „Allein für das Strahlen in den Gesichtern hat sich das alles gelohnt.“ „Man war auf jeden Fall deutlich weniger aufgeregt, als damals“, fand Stephan Klemm.
Und genau darum sollte es auch gehen. „Manchmal gibt es Zeiten im Leben, wo große Feiern mit vielen Gästen und viel Aufwand nicht möglich sind, und dann verbleibt es, den intimen Moment vor dem Altar zu erleben“, erzählte Pastor Dittmann. Es gehen Jahre ins Land und viele würden sich dann nicht mehr trauen, es gar sinnlos oder peinlich finden. „Daher geben wir Paaren die Möglichkeit, sich quasi im Vorbeigehen trauen zu lassen“, sagte Dittmann weiter.
Liebe könne man nicht erzwingen, sie sei ein Geschenk, aber auch Arbeit. Dennoch sollte es laut Dittmann gefeiert werden, wenn sich zwei Menschen gefunden haben. „Da genügt manchmal eben auch die kleine Form. Wir feiern hier den Zauber der Liebe“, ergänzte er.
Wert auf das Wesentliche legen

Steffi und Olli haben sich im Beisein ihrer Kinder trauen lassen. Foto: Christian Dolle
Steffi und Olli gehörten ebenfalls zu denen, die sich trauten. Sie kommen aus der Nähe von Lübeck, sind immer wieder gerne im Harz, wandern viel. Seit zehn Jahren sind sie standesamtlich verheiratet, zur großen kirchlichen Trauung kam es nie.
„Es war schön, genauso, wie wir es uns vorgestellt haben“, freute sich das Paar. Anfangs gab es ein Gespräch mit dem Pastor, der genau die richtigen Fragen stellte und dann gemeinsam mit ihren beiden Kindern eine kleine Zeremonie abhielt. „Wir legen den Wert auf das Wesentliche. Es war nicht alles perfekt, aber das war nebensächlich“, schilderte Quendler. Für das Pärchen habe nur gezählt, seine Liebe unter den Segen Gottes zu stellen. „Die kleine Familie hatte Spaß und war glücklich, mein Job ist erfüllt“, sagte Quendler.
Alle Pärchen bekamen nach der Zeremonie eine Packung Herz-Nudeln und zwei Karabiner-Haken. Pastor Dittmann kündigte bereits jetzt an, dass es nicht die erste und letzte „Trauung To Go“ sein sollte. Die Aktion soll wiederholt werden, wann und in welchem Rahmen stehe allerdings noch nicht fest.