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Erstes Zukunftsfest mitten in Goslar

GZ Plus IconVon Harzer Baumpaten, fleißigen Metallsortierern und Fairhändlern

Süße Momente: Ruth Delz lässt sich zusammen mit Tochter Katja Schönfeld zeigen, welchen Honig Harzer Bienen sammeln – und liefern.

Süße Momente: Ruth Delz lässt sich zusammen mit Tochter Katja Schönfeld zeigen, welchen Honig Harzer Bienen sammeln – und liefern. Foto: Epping

Premiere für das Zukunftsfest: Stadt und Landkreis bündeln ihre Kräfte und präsentieren nachhaltige Ideen und Klimaprojekte erstmals in einer Veranstaltung mitten in der Stadt. Es gab viel zu sehen, zu lernen und nachzudenken.

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Von Frank Heine
Montag, 29.09.2025, 13:00 Uhr
Zentraler, größer, sichtbarer: Aus dem Markt der Nachhaltigkeit des Landkreises und der Aktion „Wir fürs Klima“ der Stadt Goslar ist das Zukunftsfest geworden. Dessen Premiere ging am Samstag auf dem Jakobikirchhof über die Bühne. Rund 30 regionale Organisationen aus dem gesamten Landkreis stellten sich selbst, ihre Ideen, Ziele, Aktivitäten und konkrete Projekte vor.
Recycling-Profi: Toni Faria-Kraus klärt über das Wie und Warum der Wiederverwertung von Altmetall auf.

Recycling-Profi: Toni Faria-Kraus klärt über das Wie und Warum der Wiederverwertung von Altmetall auf. Foto: Epping

„Hier mitten in der Stadt ist mehr los als vorher“, zog Toni Faria-Kraus einen zufriedenen Vergleich mit vorherigen Veranstaltungen auf den Goslarschen Höfen. Für den Geschäftsführer der E. Kraus GmbH war das nur logisch: Am traditionellen Einkaufstag kommen eben nicht nur gezielt Besucher zum Fest, sondern die Menschen ziehen beim Bummeln auch eine neugierige Runde an den vielen bunten Ständen vorbei. Das Familienunternehmen, das auf das Sammeln und Sortieren von Wertstoffen, aufs Recycling und einen Container-Dienst setzt, ist erst in diesem Jahr von Astfeld nach Langelsheim umgezogen. Seit dem 2. Juni sammelt, sortiert und lagert es im Innerstetal Altmetalle. Rund 2,5 Millionen Euro hat das Ganze gekostet – eine Zukunftsinvestition. Aber auch einen Boten aus ferner Vergangenheit hat Faria-Kraus immer dabei: Sein VW-Bus mit dem Baujahr 1963 war erneut ein Blickfang auf dem Fest.
Fair handeln: Das Team der BBS-Stadtgarten freut sich über aufmerksamen Nachwuchs, der sich für ein weltweit wichtiges Thema interessiert.

Fair handeln: Das Team der BBS-Stadtgarten freut sich über aufmerksamen Nachwuchs, der sich für ein weltweit wichtiges Thema interessiert. Foto: Epping

Auf zwei Rädern durchstarten

„Wir sehen das Fest auch als gute Gelegenheit, um Mitglieder zu werben“, erklärte Vize Jochen Klauder von Goslarer ADFC-Kreisverband. Die Radfahrer hatten sich wie berichtet erst im April neu gegründet und an alte Traditionen angeknüpft. Jetzt starten sie auf zwei Rädern durch – wo denn dies möglich ist. Nicht nur in der Stadt, auch im Landkreis fühlen sie sich mit ihren Wünschen oft ein wenig nachrangig behandelt. Radwege, die im Nichts enden; Gullydeckel, die Zentimeterhoch aus dem Asphalt ragen – keine Seltenheit, meinten Besucher des Standes. Dem ADFC gehe es um Verkehrsführungen und Zustand der Radwege, sagte Klauder. Wer mochte, hatte ausreichend Gelegenheit, Anregungen fürs neue Radwegenetz einzubringen.
Kartoffeln winken als Lohn: Saskia Rothe dreht mit Sohn Julian am Glücksrad der Biobauern.

Kartoffeln winken als Lohn: Saskia Rothe dreht mit Sohn Julian am Glücksrad der Biobauern. Foto: Epping

Am zentralen Platz zur Rosentorstraße hin machte das Goslarer Bündnis gegen Rechtsextremismus zusammen mit den Omas gegen Rechts unter anderem auf ein immer bedrohlicheres Ausbreiten rechtsextremer und rechtspopulistischer Tendenzen und Gruppen aufmerksam. „Kein Kiez für Nazis in Goslar“, war dort zu lesen. Gegen Rassismus und Faschismus, für Frieden und Diversität – für die Frauen um Susanne Ohse gehört auch ein strengerer Umgang mit der AfD dazu. Erhält ausgerechnet die AfD, die gern, laut und oft über Journalisten schimpft, vielleicht auch deshalb weiteren Zulauf, weil sie (zu) oft in den Medien Aufmerksamkeit bekommt – und zwar auch in der GZ? Denn wer über Inhalte schreibt, riskiere, dass Inhalte hängenblieben und sich verfestigten – eine spannende Frage, über die sich stundenlang diskutieren ließe.
Zentrale Ecke: Das Goslarer Bündnis gegen Rechtsextremismus und die Omas gegen Rechts setzen Warnzeichen für den Erhalt der demokratischen Kultur.

Zentrale Ecke: Das Goslarer Bündnis gegen Rechtsextremismus und die Omas gegen Rechts setzen Warnzeichen für den Erhalt der demokratischen Kultur. Foto: Epping

Süß, praktisch, nachhaltig

Einen ganz praktischen Nutzen hatte wiederum nebenan der Stromsparcheck des Caritasverbandes. Regionale Backwaren pries die Bio-Bäckerei Harzbrot an und hatte mit dem Bienenwerk Goslar einen süßen und ebenso lokal verankerten Nachbarn. Die TU Clausthal warb für nachhaltige Energiesysteme. Die Öko-Modellregion war ebenso vertreten wie die Vienenburger Bücherei. Zudem startete am Samstag die zweite Runde des Mach-Mit-Wald-Projektes, das Mach-Mit-Haus und Goslarer Stadtforst zugunsten einer neuen Wiederaufforstungsfläche in Hahnenklee ausrufen. Kurzum: Wer Lust hatte, erlebte einen bunten und breit geschlagenen Bogen des Engagements für Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit.
Wie werde ich Baumpate? Rudi Skriwanek informiert sich am Stand des Goslarer Mach-Mit-Hauses über den Start der zweiten Runde beim Mach-Mit-Wald-Projekt.

Wie werde ich Baumpate? Rudi Skriwanek informiert sich am Stand des Goslarer Mach-Mit-Hauses über den Start der zweiten Runde beim Mach-Mit-Wald-Projekt. Foto: Epping

Lockere Marktatmosphäre

Das Zukunftsfest ist aus einer Kooperation entstanden, zu der sich das Klimaschutzmanagement des Landkreises mit Elisa Nestmann an der Spitze, der Kreisvolkshochschule und die Suniversum-Lokalgruppe mit der Gruppe „Wir fürs Klima“ des Goslarer Mach-Mit-Hauses unter Regie von Christian Warzecha zusammengeschlossen haben. Unter dem Motto „nachhaltig.miteinander.handeln“ hatten sich die Veranstalter zum Ziel gesetzt, in lockerer Marktatmosphäre einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Das Fest steht im Zusammenhang mit den Deutschen Aktionstagen der Nachhaltigkeit, die zwischen dem 18. September und 8. Oktober bundesweit Signale für Engagement und nachhaltiges Handeln senden.
Informationen für Jung und ein bisschen Älter: Zielgruppe sind alle, die sich interessieren.

Informationen für Jung und ein bisschen Älter: Zielgruppe sind alle, die sich interessieren. Foto: Epping

Kunstvoll: Wer mag sich da keine Skulptur mitnehmen?

Kunstvoll: Wer mag sich da keine Skulptur mitnehmen? Foto: Epping

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