ZDF-Doku gibt neue Einblicke in Mordfall um Karsten M.
2018 startete Paulina Krasa (l.) mit Laura Wohlers den True Crime-Podcast "Mordlust". Nun ist die 33-Jährige das Gesicht des ZDFinfo-Formats "Schuld & Sühne". In der neuen Folge geht es um den Mordfall Karsten M. (r.) Foto: ZDF/Tobias Schütze, Polizei
Der Fall Karsten M. bewegt bis heute den Landkreis Goslar. Nun rollt ZDFinfo zusammen mit Podcasterin Paulina Krasa den mysteriösen Mord neu auf.
Döhren. Es ist der 13. April 2021, als Karsten M. sein Haus in Döhren verlässt und spurlos verschwindet. Bis heute. Seitdem beschäftigt der Fall nicht nur Familie und Ermittler, sondern auch die Öffentlichkeit im Landkreis Goslar. In den vergangenen Jahren hat die GZ regelmäßig über die Entwicklungen berichtet – von den Suchaktionen bis zur Verurteilung eines Tatverdächtigen.
Nun widmet das ZDF dem Fall eine eigene Dokumentation. Unter dem Titel „Schuld & Sühne – Ein Vater verschwindet“ beleuchtet die bekannte „Mordlust“-Podcasterin Paulina Krasa neue Details, rekonstruiert Abläufe und spricht mit Beteiligten, die seit Jahren um Antworten ringen.
Ein Fall, der den Landkreis geprägt hat
Das Verschwinden des damals 51-jährigen Familienvaters löste im gesamten Landkreis Anteilnahme und Fassungslosigkeit aus. Suchaktionen von Polizei, Feuerwehr und Freiwilligen verliefen ohne Erfolg. Trotz intensiver Ermittlungen blieb die zentrale Frage ungelöst: Wo ist Karsten M.?
Der Fall erlangte bundesweite Aufmerksamkeit, weil die Ermittler früh von einem Tötungsdelikt ausgingen. Blut- und Schleifspuren im Garten der Familie, die beschädigte Brille von Karsten M., gefundene Armbrustpfeile und das gereinigte Auto des Vermissten, indem die Polizisten große Mengen an Blut nachweisen können. In einem aufwendigen Indizienprozess wurde schließlich Martin G., ein enger Bekannter der Familie, wegen Mordes vor dem Landgericht Braunschweig zu lebenslager Haft verurteilt. Die Leiche des Opfers jedoch wurde bis heute nicht gefunden und Martin G. schweigt bis heute zum Ablageort. Im April 2026 jährt sich das Verschwinden bereits zum fünften Mal.

Martin G. an einem der Verhandlungstage vor dem Landgericht Braunschweig mit seinen beiden Verteidigern. Foto: GZ-Archiv
Was die ZDF-Dokumentation zeigt
Die neue ZDF-Produktion zeichnet den Fall aus heutiger Perspektive nach. Im Fokus stehen dabei bisher wenig bekannte Ereignisse in den Wochen vor dem Verschwinden, und Widersprüche und Lücken im damaligen Ermittlungsbild und die emotionale Belastung der Familie, die seit Jahren Antworten sucht. Der Zuschauer bekommt auch einen Einblick in das Fotoarchiv der Polizei zu diesem Fall.
Die Folge „Ein Vater verschwindet“ der ZDFinfo-Reihe „Schuld und Sühne“ finden Sie hier.
Reaktionen aus der Community
Auch in den sozialen Medien sorgt der Fall weiterhin für Betroffenheit. Instagram-Nutzer berichten unter einem Posting zur Episode der „Schuld & Sühne“-Doku von der Nähe zum Geschehen: „Dieser Fall ist echt so mysteriös … wir wohnen in derselben Gemeinde, nur ein paar Dörfer weiter, und damals sprach wirklich jeder darüber.“

In diesem Bereich des Gartens der Familie des ermordeten Döhreners wurde Wochen vor der Tat ein Armbrustpfeil gefunden. Foto: Polizei Goslar
Es war befremdlich, dass die Polizei im Ort und in den umliegenden Wäldern und Wiesen nach Hinweisen gesucht hat. Ich hoffe so sehr, dass die Familie irgendwann abschließen kann“, heißt es in einem Kommentar. Ein anderer Nutzer: „Der Fall zieht einem echt die Schuhe aus.“
Der Kampf um Aufklärung
Für die Familie von Karsten M. bleibt die wichtigste Frage dieselbe wie vor fast fünf Jahren: Wo ist er?
Die Angehörigen hoffen, dass die erneute mediale Aufmerksamkeit zu neuen Hinweisen führt. Immer wieder haben sie die Öffentlichkeit um Unterstützung gebeten, auch mit dem Aufruf, auf ungewöhnliche Erdbewegungen oder abgelegene Grundstücke in einem größeren Umkreis um Goslar zu achten.

Die Suchtrupps der Polizei haben in und um Döhren herum schon fast jeden Stein umgedreht. Doch noch immer ist der Leichnam von Karsten M. spurlos verschwunden. Foto: GZ-Archiv
Die Ehefrau von Karsten M. hat eine Bitte an das Publikum des ZDF. Der Sender hat mit ihr gesprochen. Vor der Kamera möchte sie zwar nicht auftreten, doch sie hat eine Nachricht, die die Podcasterin in ihrem Namen an die Zuschauerinnen und Zuschauer richtet: „Bitte haltet die Augen offen, wenn ihr euch in einem Umkreis von rund 70 Kilometern um Goslar bewegt. Vielleicht stoßt ihr auf die beschriebenen Bauzäune oder Baumaterialien, die dort seit 2021 liegen oder stehen. All das könnte ein Hinweis darauf sein, wo Karsten M. versteckt wurde.“
Der Fall Karsten M. bleibt ungeklärt. Trotz der Verurteilung eines Tatverdächtigen fehlt bis heute jede Spur des Vermissten. Die ZDF-Dokumentation beleuchtet neue Details und hält die öffentliche Aufmerksamkeit hoch. Ob durch die Ausstrahlung das Rätsel um den Verbleib des Leichnams von Karsten M. gelöst wird, bleibt abzuwarten. Fest steht nur: Die Suche nach Antworten geht weiter.
Bisherige GZ-Artikel zum Verschwinden von Karsten M. finden Sie hier. Chronologie des Verbrechens 13. April 2021: Der Angeklagte soll sich zum Wohnhaus seines Freundes, dem mutmaßlichen Opfer, begeben und diesen nach draußen gelockt haben. Im Gartenbereich des 51-Jährigen, der einen Angriff durch seinen Freund nicht erwartete, habe er diesen dann mit einer Schlag- oder Stichwaffe verletzt, um diesen zu töten. 14. April 2021: Vermisstenmeldung: Die Polizei sucht mit einer Personenbeschreibung den 51-jährigen Döhrener mit Foto. 16. April 2021: Die Ermittler finden den blauen VW-Caddy des Vermissten auf dem Expo-Gelände mit reichlich Blutanhaftungen. 28. April 2021: Es wird vermeldet, dass die Polizei im Vermisstenfall mittlerweile von einem Gewaltverbrechen ausgeht. Von dem 51-Jährigen fehlt auch nach mehr als zwei Wochen noch jede Spur. 30. April 2021: Die Polizei durchkämmt ein Waldgebiet an der Bundesstraße 242 im Oberharz bei Sonnenberg – diese Aktion mit Spürhunden bleibt ohne Ergebnis. 3. Mai 2021: Aufgrund der vorliegenden Ermittlungsergebnisse wird die Mordkommission „Fortuna“ eingerichtet. Insbesondere die großen Blutmengen hinter dem Haus des Vermissten und auch im Pkw lassen darauf schließen, dass der 51-Jährige nicht mehr lebt. 7. Mai 2021: Erfolglose Durchsuchung einer Biogasanlage an der Lewer Straße in Liebenburg. 18. Mai 2021: Festnahme eines dringend verdächtigen Bundespolizisten aus Othfresen. Die Ermittler der Mordkommission „Fortuna“ durchsuchen das Haus des Vermissten, das Gelände am Freibad in Liebenburg und auch Waldstücke. 19. Mai 2021: Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass sie gegen einen 50-jährigen Liebenburger Haftbefehl wegen Mordes beantragt hat. Das Amtsgericht Goslar hat diesem Antrag einen Tag später auch stattgegeben. Der Beschuldigte beteuert seine Unschuld. 11. Juni 2021: Zwei Monate nach dem Verschwinden des 51-Jährigen bitten die Ermittler der Mordkommission erneut um Hinweise aus der Bevölkerung. Im Rahmen der Ermittlungen seien ungewöhnliche Einkäufe aufgefallen. 4. August 2021: Anklageerhebung wegen heimtückischen Mordes aus niederen Beweggründen mit einer Schlag- oder Stichwaffe. Auch eine Handarmbrust kommt infrage. 18. August 2021: Noch immer sucht die Goslarer Mordkommission „Fortuna“ den seit April vermissten Familienvater aus Döhren. Der Fall wird in der bekannten ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ behandelt. Lutz Lucht, der Leiter der Mordkommission, erläutert Moderator Rudi Cerne den mysteriösen Fall. Die Hinweise aus der Bevölkerung aber bleiben ohne Ergebnis. 24. November 2021: Mit der Verlesung der Anklage beginnt die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Braunschweig. Mord und auch die Unterschlagung sowie Fälschung beweiserheblicher Daten, lauten die Anklagepunkte. 31. Mai 2022: Das Urteil ist gefallen: Das Landgericht Braunschweig verurteilt Martin G. zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Die Leiche bleibt vermisst. Die Verteidigung des Verurteilten hat fristgerecht Revision eingelegt. Ab Sommer 2022: Die Familie des Vermissten ruft zu mehreren Suchaktionen unter findet.karsten@outlook.de im Umkreis von rund 70 Kilometern um das Haus in Döhren auf. Trotz bemerkenswerter Beteiligung bleiben diese erfolglos. 12. April 2023: Der BGH weist die Revision als unbegründet zurück. Das Urteil ist damit rechtskräftig. (lik/ned)
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