Vom „Langen Tanz“ zum Schützenfest: Die Geschichte des Vereins
Ein Blick in die Vergangenheit: 1927 marschieren die Wolfshäger zum Festplatz, um ihr Schützenfest zu feiern. Foto: Privat
An diesem Wochenende feier die Schützengesellschaft ihr dreitägiges Schützenfest zum 150-jährigem Bestehen. Vorsitzender Georg Platz berichtet über die Geschichte des Vereins und über aktuelle Herausforderungen.
Wolfshagen. Die Wolfshäger Schützengesellschaft (SG) feiert am kommenden Wochenende ihren 150. Geburtstag mit dem dreitägigen Schützenfest. Dass die Vereinsgeschichte der Schützen vielleicht etwas anders ist, als die von anderen Vereinen, wissen aber nicht alle. Vorsitzender Georg Platz erzählte der GZ die Geschichte der SG.
Die „Gründung des Vereins“ geht auf das Jahr 1875 zurück, wobei man sich von dem heutigen Vereinsgründungsverfahren trennen müsse. Es gab damals noch nicht diese behördlichen Strukturen und gesetzlichen Anforderungen, so Platz. In Wolfshagen im Harz wurde auf dem Jahnskamp jährlich der „Lange Tanz“ als eine Traditionsveranstaltung wie auch in anderen Dörfern des Nordharzgebietes gefeiert. Der Holzhändler Heinrich Giesecke hatte die Idee, aus dieser Veranstaltung ein Schützenfest zu gestalten. Dazu stellte er einen entsprechenden Antrag in dem Gemeinderat. In dem Protokoll vom 30. Juni 1875 wurde Giesecke final die Zustimmung zu seinem Antrag erteilt. In zwei Zeitungsanzeigen titulierte er dann das Fest als „Schützenfest“. Das Schützenwesen als solches erhielt erst viele Jahre später Aufmerksamkeit, berichtete Platz aus der Geschichte des Vereins.
Schützen gewinnen an Bedeutung
Somit unterscheide sich die Schützengesellschaft Wolfshagen im Harz von den traditionellen Schützengesellschaften, deren Ursprünge in der Regel in den mittelalterlichen Schützengilden liegen. Diese hatten sich als Verteidigungsmaßnahme von Ortschaften und Städten gebildet. Der Begriff des „Schützen“ leitet sich von „sich schützen“ ab im Sinne einer „wehrhaften, auf Verteidigung ausgerichteten Aufgabe eines waffenfähigen Menschen“, informierte Platz.
Über die Jahre des „Volks- und Schützenfestes“ erhielt das Schützenwesen immer mehr an Bedeutung. „Heute sind wir in erster Linie ein (Schieß-) Sportverein, dessen aktive Mitglieder in regelmäßigen Übungsabenden trainieren und an diversen Wettkämpfen auf Kreis- du Landesebene teilnehmen. Einmal im Jahr richten wir traditionell ein Volks- und Schützenfest aus“, erzählte Platz.
Die Schützengesellschaft wurde durch die Verfügung Nr. 52 der Militärregierung von 1945 für aufgelöst erklärt, das Vereinskapital beschlagnahmt und durch einen Treuhändler verwahrt. So ging es allen Schützenvereinen nach dem Zweiten Weltkrieg. Dies war eine durch die Siegermächte beschlossene friedenssichernde Maßnahme.
In den Jahren 1949 bis 1950 wurde durch die Verfügung der Militärregierung die Ausübung des Schießsports untersagt, die Schützenvereine aufgelöst und die Räumlichkeiten für andere Bestimmungszwecke verwendet. Im Schießhaus war eine Firma untergebracht worden. Im Jahr 1949 kam es zu einem Brand, dem das Schießhaus vollständig zum Opfer fiel. Im Rahmen der Aufarbeitung wurde ein neues Schießhaus errichtet, in dem sich die Schützen 1950 erstmalig wieder trafen. „Schaut man heut im aktuellen Vereinsregister nach, wird man daher auch nicht das Gründungsjahr 1875 finden“, so Platz.

1949 brannte das Festgebäude. Der Erweiterungsbau der Festhalle, wie sie heute dasteht, wird zwischen 1981 und 82 gebaut. Foto: Privat
Die in den Anfangsjahren errichteten Zelte wurden durch einen festen Bau ergänzt beziehungsweise teilweise ersetzt. Die Planungen und Bauphase fand in den Jahren 1924 bis 25 statt, sodass in 1926 das erste Volks- und Schützenfest in den neuen Räumlichkeiten stattfinden konnte. Dieser Bau stellt heute den „alten Teil“ der Festhalle dar. Der Erweiterungsbau zur heutigen Festhalle fand in den Jahren 1981 bis 82 statt, sodass die Festhalle ab 1983 in Betrieb genommen werden konnte.
Gut aufgestellte Jugendabteilung
Heute ist die Schützengesellschaft in erster Linie ein örtlicher Sportverein, in dem der Schießsport im Fokus steht. Aktuell zählt der Verein 176 Mitglieder mit 21 Jugendlichen unter 18 Jahren, 100 Mitglieder bis 60 Jahren und 55 Mitgliedern über 60 Jahren. Es finden wöchentlich Trainingsabende für die Jugend und die Erwachsenen statt, informierte Platz. Dank des Engagements der beiden Jugendleiterinnen können die Schützen eine sehr gut aufgestellte Jugendabteilung vorweisen. Jugendliche von acht bis 18 Jahre können hier den Sport zunächst auf einer Lichtpunktanlage später auf den Luftgewehren erlernen. Die beiden Jugendleiterinnen führen die Jungschützen bereits frühzeitig auch an Wettkämpfen wie Rundenwettkämpfe sowie Kreis- und Landesmeisterschaften heran.

Das Schützenfest im Jahr 1935. Foto: Privat
Mit Vollendung des 18. Lebensjahrs wechseln die Jugendlichen zu den Erwachsenen. Hier können die Erwachsenen den jeweiligen Altersklassen ebenfalls für Wettkämpfe trainieren sowie an den internen Vereinsmeisterschaften teilnehmen.
Das sportliche Highlight im Jahr stellt das Königsschießen im Rahmen des Schützenfestes dar. In mehreren Kategorien wird entsprechend der Ausschreibung des Schießsportleiters um die einzelnen Königswürden gewetteifert. Zusätzlich findet im Frühjahr das Osterschießen und im Herbst das Hubertusschießen statt.
Momentane Herausforderungen
Der Verein beschäftigt sich stets mit der Gewinnung neuer Mitglieder, insbesondere jugendlichen Nachwuchskräften. Nach der Corona-Pandemie gestaltet sich diese Aufgabe schwieriger denn je, sagte Platz. Zudem sind die Schützen mit der Renovierung und Modernisierung der Gebäude beschäftigt.
Die damalige Entwurfsfassung der Satzung. Foto: Privat
Eine weitere Herausforderung stelle die Festhalle dar. Der alte Teil der Festhalle besteht schon seit über 100 Jahren, der Erweiterungsbau wurde unter Genehmigung des Landkreises mit signifikanten finanziellen Mitteln der Stadt Langelsheim und der enormen Eigenleistung der damaligen Schützenbrüder und -schwestern sowie weiteren fleißigen Helfern in den Jahren 1980 bis 1982 errichtet und ab 1983 in Betrieb genommen. Diese Festhalle ist nun auch über 40 Jahre alt und bedarf einer Renovierung. Beide Aufgaben bedürfen entsprechender finanzieller Mittel sowie der Ausarbeitung.
Da die Festhalle bauliche Mängel aufweist, durch die auch die Lautstärke bei Veranstaltungen zu hoch sei, können dort derzeit keine Events stattfinden. Weil das Schützenfest eine Traditionsveranstaltung ist, gibt es dafür eine Ausnahme.
Mehr zum Programm am Wochenende finden Interessierte auf der Homepage der Schützengesellschaft unter www.sg-wolfshagen.de.
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