Zähl Pixel
Wie Standbetreiber Heiligabend feiern

GZ Plus IconWenn der Weihnachtsmarkt in Goslar still wird

Person mit grauer Mütze und Handschuhen lehnt an einem Holztresen, im Hintergrund zwei Kaffeeautomaten und verschiedene Getränkedosen und Flaschen.

Denise Mittendorf freut sich auf den Heiligen Abend im Kreise ihrer Familie. Foto: Sowa

Wenn die Buden schließen, beginnt das Fest: Wie Goslarer Marktbetreiber Heiligabend feiern – zwischen letzten Schichten, Familienritualen und stiller Weihnachtsmagie.

author
Von Sebastian Sowa
Mittwoch, 24.12.2025, 12:00 Uhr
Langsam wird es ruhiger auf dem Goslarer Weihnachtsmarkt. Die Lichter funkeln noch, der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln liegt weiterhin in der Luft – doch das geschäftige Treiben der vergangenen Wochen weicht einer besonderen Stille. Die Feiertage beginnen. Am Heiligabend schließt der Weihnachtsmarkt um 15 Uhr, danach heißt es auch für die Standbetreiber: durchatmen, einen Gang herunterschalten und Zeit mit den Liebsten verbringen. Für Michele Pantaleo, der mit seinem Pizza-Stand viele Besucher kulinarisch verwöhnt hat, endet der Arbeitstag am 24. Dezember um 14 Uhr. Dann geht es direkt zur Familie. Zu Hause wartet ein großer Tannenbaum – und ein typisch italienisches Weihnachtsfest. Pantaleo bereitet ein üppiges Buffet mit Antipasti vor, gefeiert wird mit zwölf Personen. Die Bescherung findet für die Kinder um 21 Uhr statt, für die Erwachsenen traditionell um Mitternacht. Auch ein kurzer Abstecher zur Kirche St. Benno gehört dazu. Und die Geschenke? „Hier ist meine Frau la capitana“, sagt Pantaleo lächelnd. „Ich kaufe nur das Geschenk für meine Frau.“
Person in rotem Fleecejacke steht in einer rustikalen Bar mit Holzregalen, Pizzakartons und dekorativen Lichtern.

Michele Pantaleo serviert seiner Familie Heiligabend ein italienisches Buffet. Foto: Sowa

Ein großer Tannenbaum

Auch bei Familie Gaidatsis kehrt am Heiligabend ab 15 Uhr Ruhe ein – vorher aber wird noch einmal gearbeitet. An der Glögg-Hütte kommen viele Goslarer Stammgäste vorbei, um sich mit einem letzten Glühwein oder einem Glögg von „Georgi“, wie er liebevoll genannt wird, in die Feiertage zu verabschieden. Zu Hause wartet ebenfalls ein großer Tannenbaum. Sohn Lionel ist über die Feiertage wieder da, während Anja Gaidatsis sich um das Essen und die Geschenke kümmert. Einen Weihnachtsmann gibt es nicht mehr: „Dafür sind die Kinder leider zu alt“, erzählt Gaidatsis. „Früher hatten wir aber einen.“ Am ersten Weihnachtstag geht es für die Familie bereits weiter – der Weihnachtsmarkt ist noch bis zum 30. Dezember geöffnet.
Zwei Männer in Winterjacken stehen in einer festlich dekorierten Holzhütte mit Weihnachtskugeln und Lichterketten, im Hintergrund Regale mit Flaschen und handgeschriebene Preisschilder.

Endspurt auch für Papa und Sohn: Panagiotis (r.) und Georgius Gaidatsis freuen sich auf ein großes Familienfest.

Rinderrouladen mit Rotkohl

Punkt 14 Uhr wird Konrad Ahrend, Chef des Riesenrads, am Heiligabend den Aus-Knopf drücken. Währenddessen ist seine Frau Corinna längst zu Hause und bereitet das Festessen vor: Rinderrouladen mit Rotkohl, Rosenkohl und Klößen. Im Hause Ahrend wird viel Wert auf Dekoration gelegt – vom Tannenbaum bis zur liebevoll geschmückten Tafel. Der Sohn kehrt an Heiligabend heim, die Tochter folgt am ersten Weihnachtstag. Dann ist Opa Konrad gefragt, der sich um seine vier Enkel kümmert. Für sie hat er sich einen besonderen Weihnachtszauber ausgedacht: Die Kinder werden nach draußen geschickt, um den Weihnachtsmann zu suchen. Wenn sie nach einiger Zeit erfolglos zurückkehren, liegen plötzlich alle Geschenke unter dem Baum – die Magie der Weihnacht. Für einen Kirchenbesuch bleibt keine Zeit, doch während des Weihnachtsmarktes sucht Ahrend immer wieder die Marktkirche auf. „Einfach, um kurz innezuhalten.“
Zwei Personen in einem kleinen Raum mit Holzvertäfelung, eine sitzt in einem Gaming-Stuhl, die andere steht daneben. An der Wand hängt ein "No Smoking"-Schild.

Corinna und Konrad Ahrend freuen sich auf die ruhigen und besinnlichen Feiertage.

Würstchen mit Kartoffelsalat

Denise Mittendorf von der Wichtelhütte feiert Heiligabend im Kreis ihrer Familie in Goslar. Auf den Tisch kommt ein Klassiker: Würstchen mit Kartoffelsalat. Auch hier gehört eine echte Nordmanntanne dazu. Früher war sie an Heiligabend später noch in der Goslarer Kneipenszene unterwegs, um Freunde zu treffen. „Ich weiß noch nicht, ob ich das dieses Jahr wieder mache“, sagt sie. „So viele gute Kneipen gibt es ja auch nicht mehr – und ein bisschen Ruhe tut auch richtig gut.“

So wird es leise auf dem Weihnachtsmarkt. Die Buden schließen früher, die Lichter bleiben, die Herzen werden ruhiger. Für einen Moment steht nicht der Trubel im Vordergrund, sondern das, was Weihnachten ausmacht: Familie, Gemeinschaft und Zeit füreinander.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Themen aus der Region