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Weihnachtlicher Rammelsberg

GZ Plus IconGroßer Besucheransturm auf Goslars Weihnachtsmarkt unter Tage

Ein Mann mit Schal und Helm in der Hand spricht zu einer großen Gruppe an Menschen mit gelben Helmen.

Dr. Johannes Großewinkelmann begrüßt die ersten Gruppen, die mit und nach ihm in den Roederstollen einfahren. Foto: Epping

Busse müssen Besucher stehen lassen. Obwohl die Macher des „Weihnachtlichen Rammelbergs“ nicht auf Besucherrekorde aus sind, ist der Andrang enorm.

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Von Sabine Kempfer
Montag, 15.12.2025, 04:00 Uhr

Goslar. Wer es erst einmal aufs Gelände des Weihnachtlichen Rammelsberges geschafft hatte, konnte das besondere Ambiente und die vielen Angebote in vollen Zügen genießen; bis dahin war es insbesondere für Auswärtige allerdings ein nervenzehrender Weg. Der Park-&Ride-Verkehr, dieses Jahr in der Baßgeige installiert, krankte daran, dass die Nachfrage das Angebot bei Weitem übertraf; wer nicht am Start einstieg, an dem fuhren die vollen Busse notgedrungen vorbei.

Wird der Weihnachtliche Rammelsberg schlicht vom eigenen Erfolg überrollt? An zwei Stellen sah es so aus; einmal an der Überlastung der Busse, einmal auch am Andrang zum neuen Unter-Tage-Weihnachtsmarkt: Da sich den keiner entgehen lassen wollte, reichte die Schlange am Samstag streckenweise über die halbe Werkstraße. „Wir dürfen immer nur eine gewisse Anzahl an Menschen in den Schacht lassen“, erläuterte Dr. Martin Wetzel; sichergestellt wurde das durch die Anzahl der Helme, die immer erst dann an die nächsten Besucher weitergegeben wurden, wenn die davor den Stollen wieder verlassen hatten.

Auf Wohlfühlfaktor gesetzt

Dabei hatte das Team am Berg laut Wetzel die beliebte Veranstaltung vor drei Jahren auf neue Füße gestellt, um keine Massenveranstaltung daraus werden zu lassen: Auf „Kuscheligkeit“, „Verweildauer“ und den „Wohlfühlfaktor“ auf der Werkstraße sollte gesetzt werden. Das Konzept konnte trotz des Andrangs aufgehen – für diejenigen, die zu Fuß oder per Rad gekommen waren und sich aufs Anstellen für die neue Attraktion verzichteten. Wer früh kam, konnte noch ohne Wartezeit in den für Besucher ertüchtigten Bergeschacht einfahren, denn „Ein Bergmann fährt immer, auch wenn er geht“, hatte Geschäftsführer Dr. Johannes Großewinkelmann bereits im Roederstollen erklärt. Der Schacht, der sonst nur im Rahmen von Sonderführungen zugänglich ist, wurde über eine Strecke von 100 Meter mit Stahlnetzen abgesichert, so dass von oben nichts auf die Besucher fallen konnte, die unter zusätzlichen Zeltdächern an den zehn Ständen entlang flanierten.
Ein mit orangefarbenem Licht ausgestrahlter Raum unter Tage ist mit Stehtischen und Bierzeltgarnitur möbliert. Menschen mit gelben Helmen stehen und sitzen bei einem Getränk zusammen.

In der Sprengstoffkammer gibt es noch Platz zum Verweilen. Foto: Epping

Glühwein im Dynamit-Lager

Besondere Attraktion: der Glühweinausschank in einer ehemaligen Sprengstoffkammer; hier wurde einmal Dynamit gelagert. Am Wochenende gab es hier mitten im Trubel der Veranstaltung tatsächlich noch freie Plätze auf den Bierbankgarnituren für die, die verweilen wollten. Auch am Ende der Sackgasse war es dank der vielen Lichter kuschelig, konnten Besucher bei heißer Schlehe die besondere Atmosphäre im Schacht genießen. Dazwischen: Weihnachtsgestecke und Holzwaren, Mini-Stollen im Stollen, Gemütliches für kalte Tage und Weihnachtsstimmung trotz Pfützen: „Feliz Navidad“ macht einfach Laune.

Dicht umlagert der Stand der Bergrfeunde und Restauratoren; die 2011 gegründete AG Restaurierung warb für ihr Hobby: „Bergbau ist nicht eines Mannes Sache. Komm in unser Team!“ Betonung offenbar auf „eines“. Ebenso gefragt war das Rammelsberger Erz zum Anfassen und Kaufen, eine Idee von Grubenführer Dr. Jürgen Rüdiger, der viele Auskünfte erteilte und Fragen beantwortete. „Wann ist ein Frosch ein Frosch?“ Eine Lampe ist dann ein Frosch, wenn sie von oben wie ein sitzender Frosch aussieht; außerdem gibt es offene und geschlossene, erläuterte er.

Die letzte Chef-Führung

Ein bisschen Wehmut war Dr. Johannes Großewinkelmann anzumerken, der das letzte Mal in seiner Geschäftsführer-Eigenschaft die ersten Gruppen begrüßte, die in den Roederstollen einfuhren, laut Wetzel der „Nukleus“ des Weihnachtlichen Rammelsbergs. 15 von 30 Weihnachtlichen Rammelbergen erlebte Großewinkelmann am Berg mit; und ließ es sich nicht nehmen, die erste Gruppe zu führen. Den ersten behelmten Gruppen wünschte er in der Mannschaftskaue eine schöne Weihnachtszeit und ein herzliches Glückauf.

Erlebnis unter Tage

Die Karten für den von Lichterketten und Kerzen in Weckgläsern erleuchteten Roederstollen waren seit Wochen ausverkauft. Statt „Klingelingeling“ geht es hier „Klong. Klong. Klong“, so oft stießen die Helme an. Bestes Frühwarnsystem war ein etwas größerer Mensch vor einem. Zu den Ersten, die auf dem ehemaligen Weg des Wassers vorbei an Spuren von Eisen, Kupfer und Mangan durch den Berg geführt wurden, gehörte auch ein Staatssekretär, Prof. Joachim Schachtner, ehemaliger Präsident der Technischen Universität Clausthal. Am Ende des Roederstollens mit seinen faszinierenden Vitriolen, rutschigen Passagen (gehören zum Abenteuer-Charakter), Kopfeinzieh-Momenten, steilen Wendeltreppen und beeindruckenden Wasserrädern samt Infos und Querflötenklängen wartete dieses Mal kein Unter-Tage-Weihnachtsmarkt. Eben der wurde durch den etwas größeren Raum in der Bergeschachtstrecke am anderen Ende des Geländes ersetzt. Der Weg dorthin sei nicht ohne, sagte Großewinkelmann augenzwinkernd: „Sie müssen die ganze Werkstraße überwinden. Das ist nicht ganz einfach wegen der vielen Glühweinstände...“ Wie recht er hatte.
Mehrere Menschen stehen an einem Stehtisch. Auf dem Tisch stehen Tassen mit hellem Apfelpunsch.

Nach der Führung durch den Roederstollen lassen sich die Besucher den Apfelpunsch schmecken (v.li.) Falk Lauterbach mit Lea (6), Alwin Lay mit Raphel (9) und Miriam Bettin, Gertrude Endejan-Gremse und Johannes Großewinkelmann. Foto: Kempfer

Eine Mega-Teamleistung

Mittelpunkt war die mit Öffnung Richtung Schlosserei installierte Bühne, auf der Wichtelgeschichten erzählt wurden und auf der sich unterschiedliche Musikgruppen das Mikro in die Hand gaben, darunter das Blechbläserensemble der Kreismusikschule Goslar.
Viele Menschen knubbeln sich auf einem Platz und verfolgen klatschend und fotografierend ein Geschehen.

Viel Spaß macht das Bühnenprogramm mitten auf der Werkstraße, das die Besucher zum Verweilen einlädt. Foto: Epping

Gerade die Verbindung zu den Mitwirkenden aus Goslar und Umgebung, die enge Verzahnung mit den Besuchern, mache die Veranstaltung aus, sagte Martin Wetzel; der Weihnachtliche Rammelsberg soll kein reiner Touri-Hotspot werden, sondern immer auch eine schöne Veranstaltung für viele Goslarer sein, keine leichte Gradwanderung und eine „Megateamleistung“, an der über 40 Mitarbeiter beteiligt seien, kommen Musiker, Standbetreiber und Ehrenamtlich hinzu, „eine dreistellige Zahl“, sagte Wetzel.
Eine Frau hält lachend eine Weihnachtsbaumkugel hoch, auf der Goslar steht.

Cora Abler ist eine der einheimischen Ausstellerinnen mit einer guten Idee: Sie hat Christbaumkugeln mit Goslar-Motiv selber gemacht. Foto: Kempfer

Die rund 60 Kunsthandwerkerstände führten die Besucher in engen Schleifen durch die Schlosserei, Goslarer lockten in die Schmiede, in der es unter anderem von Cora Abler selbst kreierte Weihnachtskugeln mit historischen Stadtmotiven, dem Evangeliar oder Kaiser Heinrich III., gab. Andere präsentierten sich im Rund der Eindicker, ein ganz besonderer Ort. Dort und auf dem ganzen Gelände zu finden: Stände der Service-Clubs, die von der Erbsensuppe bis zur Waffel auch zur kulinarischen Abwechslung beitrugen und mit den Einnahmen des Wochenendes ihre Projekte finanzieren können.

Im vergangenen Jahr hatte der Weihnachtliche Rammelsberg mehr als 11.000 Besucher. Ob der Rekord geknackt wurde, stand gestern noch nicht fest. Erst heute wird alles zusammengezählt (Bericht folgt). Es sei aber gar „nicht das Ziel, jedes Jahr eine neue Besucher-Rekordmarke zu brechen“, meinte Wetzel, denn „jeder Raum ist endlich“. Das vergangene Wochenende gab ihm Recht.
Viele Besucher stehen an der Bushaltestelle am Rammelsberg.

Eine große Gruppe an Menschen steht an einer Bushaltestelle am Rammelsberg und wartet. Foto: Epping

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