Zähl Pixel
Stadt legt Tourismusbilanz vor

GZ Plus IconWarum verbringen so viele Menschen ihren Urlaub in Braunlage?

Der Winter 2024 ist durchwachsen gewesen, dennoch stimmen die Tourismuszahlen in Braunlage. Aber welche Rolle spielt da eigentlich der tote Wald?

Der Winter 2024 ist durchwachsen gewesen, dennoch stimmen die Tourismuszahlen in Braunlage. Aber welche Rolle spielt da eigentlich der tote Wald? Foto: Eggers

Knapp 1,4 Millionen Gästeübernachtungen im Jahr 2024: Braunlage sieht sich wieder als touristischer Spitzenreiter im Westharz. Die Frage ist: Wieso verbringen so viele Menschen ihren Urlaub in der Stadt? Und was wird getan, dass das so bleibt?

author
Von Holger Schlegel
Mittwoch, 12.03.2025, 08:00 Uhr

Braunlage. Bürgermeister Wolfgang Langer hatte sich für die Bilanz des Braunlager Tourismusjahres 2024 schon einen knackigen Satz zurechtgelegt: „Stabil auf hohem Niveau“ seien die Gäste- und Übernachtungszahlen. Zwar steht unterm Strich ein leichtes Minus von 0,9 Prozent bei den Übernachtungen und eins von 3 Prozent bei den Gästen. Aber das sei angesichts des miserablen Starts ins Jahr 2024 ein Ergebnis, mit dem die Braunlager Tourismuswirtschaft außerordentlich zufrieden sein könnte.

Januar und Februar 2024 waren dramatische Monate. Einen echten Winter gab es seinerzeit nicht, die Gästezahlen brachen um fast 20 Prozent ein, im Februar beispielsweise von 36.049 im Jahr 2023 auf nun nur noch 28.990. Aber Braunlage habe sich ja zu einer Ganzjahresdestination entwickelt, so Cathleen Hensel, Geschäftsführerin der Braunlage-Tourismus-Marketing GmbH, die mit der touristischen Vermarktung der Stadt betraut ist. Natürlich sei der Winter nach wie vor ein wichtiges Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann. Nur wird dieses Pfund sehr leicht, wenn kein Schnee liegt. Aber Braunlage biete mittlerweile das ganze Jahr über Abwechslung und Programm, dazu kommen auch noch die vielen Angebote im ganzen Harz.

Auch ein Magnet ist das Eisstadion. Rund 42.000 Gäste werden 2024 gezählt – und das sind nicht Besucher der Eishockeyspiele, sondern nur Besucher bei den regulären Laufzeiten und den Eisdiscos.

Auch ein Magnet ist das Eisstadion. Rund 42.000 Gäste werden 2024 gezählt – und das sind nicht Besucher der Eishockeyspiele, sondern nur Besucher bei den regulären Laufzeiten und den Eisdiscos. Foto: GZ-Archiv

Das macht sich auch in der Tourismusbilanz bemerkbar, sind sich Hensel, Langer und auch Dirk Becker als Chef der Braunlage-Tourismus GmbH sicher. Becker hat da beispielsweise das von der BTG betreute Eisstadion im Sinn, das im vergangenen Jahr 42.000 Besucher (zusätzlich zu den Zuschauern bei Eishockeyspielen) zählte. Eine stattliche Zahl. Mitunter kämen die Menschen busladungsweise zum Eislaufen.

Oktober ist der beste Monat

Beliebt ist mittlerweile aber auch der Herbst geworden. Der Oktober war 2024 der stärkste Monat. Normalerweise steht dieser Spitzenplatz dem Februar zu, aber da gab es im vergangenen Jahr halt keinen Schnee. Gut gebucht ist Braunlage (inklusive der Ortsteile) mittlerweile aber auch im Sommer, die Monate mit der zweit- und drittbesten Auslastung sind im vergangenen Jahr der Juli und der August gewesen.

Bei den Übernachtungszahlen reißt vor allen Dingen St. Andreasberg die Gesamtstatistik ein wenig ins Minus. Das liege aber laut Langer am Wegfall einiger Gästebetten im Ortsteil, speziell das Internationale Haus Sonnenberg fehlt. Da aber in Gänze die Zahl der Gästebetten gestiegen ist, konnten die Übernachtungszahlen trotz 3 Prozent weniger Gästen quasi auf dem Stand des Vorjahres gehalten werden, sie fiel nur leicht um 0,9 Prozent auf 1,392 Millionen.

Spitzenreiter im Harz

Mit fast 1,4 Millionen Übernachtungen verteidige Braunlage seinen Spitzenplatz im Westharz, wahrscheinlich sogar im ganzen Harz, so Cathleen Hensel. Immerhin ein Fünftel aller Harzbesucher verbringen ihren Urlaub in Braunlage, freut sich Wolfgang Langer. Keine schlechte Zahl für eine Kommune mit aktuell gerade einmal knapp über 5000 Einwohnern.

Aber wieso ist Braunlage so beliebt? Langer, Hensel und Becker sehen die Statistik als Bestätigung ihrer Marketingstrategie, die mittlerweile auf vielen Gleisen betrieben wird. Neben dem klassischen Prospekt sei das beispielsweise Radiowerbung und auch der Social-Media-Auftritt im Internet spiele eine große Rolle. Außerdem sei in der jüngsten Vergangenheit auch ins Übernachtungsangebot investiert worden, die Unterkünfte hätten mittlerweile eine hohe Qualität, so Langer.
Für Wolfgang Langer ist auch das Freibad in Hohegeiß ein Magnet für Urlauber.

Für Wolfgang Langer ist auch das Freibad in Hohegeiß ein Magnet für Urlauber. Foto: Jung

Und natürlich sei die gute touristische Infrastruktur, das Freizeitangebot in Braunlage, Hohegeiß und St. Andreasberg ein Grund dafür, dass die Menschen in der Stadt Urlaub machen. Sei es eben das Eisstadion, sei es der Wurmberg mit all seinen Angeboten, sei es das Freibad in Hohegeiß, die Grube Samson in St. Andreasberg, seien es die geführten Wanderungen, die Veranstaltungen oder auch „einfach so“ die Möglichkeiten, die Braunlage Wanderern und Mountainbikern biete. Der Waldwandel, so Cathleen Hensel, spiel da übrigens bei den Gästen keine Rolle mehr. Der Zustand des Waldes sei zwar Thema, aber es werde mittlerweile unaufgeregt gesehen, sagt Langer.

Thema Dachmarke

Und mit der Auflistung all dessen, was Braunlage und seinen Ortsteilen nach wie vor den Spitzenplatz unter den Fremdenverkehrsgemeinden des Harzes sichert, beantwortet Langer, Hensel und Becker quasi auch schon die Frage, wie die Stadt in Zukunft das hohe Niveau im Fremdenverkehrssektor aufrechterhalten möchte – der übrigens laut des Bürgermeisters für Braunlages Tourismuswirtschaft eine Wertschöpfung von brutto 144 Millionen Euro pro Jahr bedeutet. Natürlich solle das Angebot erhalten, die Qualität gesichert und beides noch ausgebaut werden. „Wir hangeln uns auch am Tourismuskonzept entlang“, so BTMG-Chefin Hensel. Stichworte sind weitere Investitionen, beispielsweise auf dem Wurmberg. Und auch die in der jüngsten Vergangenheit viel diskutierte gemeinsame Dachmarke für Braunlage, Hohegeiß und St. Andreasberg ist Teil des Plans, der Braunlage auch künftig an der Spitze des Harzes halten soll.

DIE STATISTIK IN ZAHLEN

359.700 Gäste hatten Braunlage, Hohegeiß und St. Andreasberg im vergangenen Jahr. (370.789 im Jahr 2023. Das ist ein Minus von 3 Prozent.)

234.716 Gäste kamen nach Braunlage (237.799 im Vorjahr, minus 1,3 Prozent)

47.679 Gäste kamen nach Hohegeiß (48.439 im Vorjahr, minus 1,3 Prozent).

77.305 Gäste kamen nach St. Andreasberg (84.584 im Vorjahr, minus 8,6 Prozent).

1.392.270 Übernachtungen wurden in allen drei Ortsteilen gezählt (1.405.605 im Vorjahr, ein Minus von 0.9 Prozent).

871.739 Übernachtungen in Braunlage (856.834 im Vorjahr, plus 1,7 Prozent).

186.864 Übernachtungen in Hohegeiß (187.037 im Vorjahr, minus 0,1 Prozent).

333.667 Übernachtungen in St. Andreasberg (361.734 im Vorjahr, minus 7,8 Prozent).

3,9 Tage betrug die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in allen drei Orten (4,4 Tage 2023).

12.676 Betten standen 2024 in allen drei Ortsteilen zur Verfügung (12.041 im Jahr 2023).

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Themen aus der Region