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Lückenhafte Blackout-Aufklärung

GZ Plus IconStromausfälle: Was steckt hinter dem Flugblatt vom Landkreis Goslar?

Ein Flugblatt des Landkreises, das über Stromausfälle informiert.

Wie sollen sich Einwohner bei Stromausfällen verhalten? Ein Flugblatt des Landkreises soll darüber informieren. Foto: Roß

Ein Flugblatt über Stromausfälle vom Landkreis Goslar sorgt für Irritationen und offene Fragen – und das nicht nur bei den Einwohnern. Die Behörde nimmt Stellung.

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Von Oliver Stade
Dienstag, 11.11.2025, 10:00 Uhr

Goslar/Harz. Steckt hinter den Flugblättern, die der Landkreis Goslar kürzlich verteilt hat, neben dem Ziel, die Einwohner auf die Folgen längerfristiger Stromausfällen vorzubereiten, auch politischer Aktionismus? Immerhin wird eine der zentralen Fragen in dem Flyer nicht geklärt, das hat unter anderem in den Kommunen und der Feuerwehr Irritationen hervorgerufen. Festhalten lässt sich, dass das Papier besser hätte vorbereitet werden können.

So werden die Einwohner bei Stromausfällen auf „Kommunikations-Leuchttürme“ hingewiesen, die sie aufsuchen sollen, um ein „Grundangebot an Information und Kommunikation“ zu erhalten, wenn zu Hause weder Handy noch Radio und Fernsehgerät laufen. Grundsätzlich sollen die Feuerwehrhäuser solche Anlaufstellen sein, in einigen Fällen auch die Dorfgemeinschaftshäuser. Doch weil es diese „Leuchttürme“ in den meisten Orten noch gar nicht gibt, weiß der Bürger aktuell nicht, wohin er sich wenden soll.

Offene Fragen

Aus der Feuerwehr ist zu hören, dass es zu diesen Anlaufstellen mit Blick auf die Ausstattung und die Finanzierung noch viele offene Fragen gibt. In ganz Niedersachsen gebe es nach seiner Einschätzung noch nicht allzu viele „Kommunikations-Leuchttürme“ in Feuerwehrhäusern, berichtete der Langelsheimer Feuerwehrmann Uwe Borsutzky, Vorsitzender des Fachausschusses Einsatz, Umwelt und Katastrophen beim Landesfeuerwehrverband.

So schreibt der Landkreis Goslar jetzt in einer Stellungnahme auf eine Reihe von Nachfragen, die Kommunen könnten selbst entscheiden, wo die „Kommunikations-Leuchttürme“ eingerichtet werden sollen. In den Anlaufstellen sollen die Menschen die Möglichkeit erhalten, bei Bedarf einen Notruf abzusetzen oder den Rettungsdienst zu alarmieren. Nicht vorgesehen sei, dass dort Geräte wie Smartphones aufgeladen werden.

Immerhin 62.400 Exemplare hat der Landkreis von den Flugblättern, die mit einem ausführlichen Grußwort des Landrates Dr. Alexander Saipa versehen sind, drucken lassen, um über Stromausfälle aufzuklären, berichtet die Kreisverwaltung. Einen konkreten Anlass dazu gebe es indes nicht. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung Ende Oktober, in der das Flugblatt dem „Harzer Panorama“ beilag, hänge aber mit dem „Tag der Prävention“ Ende September auf dem Marktplatz in Goslar zusammen. Während der Veranstaltung sei das Flugblatt erstmals verteilt worden. Das Thema Stromausfall und Blackout sei allerdings „schon immer ein wichtiger Aspekt im Bevölkerungsschutz“, erklärt die Kreisverwaltung weiter. Aufgrund von Krisenherden und Szenarien wie Sabotageakte und Hackerangriffe habe sich die Anzahl möglicher Auslöser erhöht.

Fluchtrucksack und Vorräte

Der Landkreis sei nicht alleine für den Katastrophenschutz zuständig, auch die Gemeinden und die Feuerwehren seien als „Gefahrenabwehrbehörden“ gefragt. Darüber hinaus seien Hilfsorganisationen wie Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Technisches Hilfswerk (THW) und Kräfte von Polizei und Bundeswehr gefragt.

Tatsächlich ist der Katastrophenschutz beispielsweise für das DRK ein wichtiges Thema. Seit September bietet der Ortsverein Goslar dazu Termine an, in denen die Teilnehmer unter anderem darauf vorbereitet werden, sich einen Energievorrat anzulegen, einen Fluchtrucksack zu packen, Lebensmittel- und Hygienevorräte anzulegen und wichtige Dokumente griffbereit zu haben.

„Zwei Veranstaltungen haben wir bereits erfolgreich angeboten“, sagt Davide De Matteis, stellvertretender Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Goslar – ein Aspekt, der in einem Flugblatt des Landkreises im Zuge einer solchen Informationsoffensive hätte Platz finden können.

Das DRK informiert

Der nächste DRK-Termin ist übrigens für Freitag, 28. November, vorgesehen. Beginn ist um 15 Uhr in den Räumen des DRK-Kreisverbandes Osterode-Goslar in der Alten Heerstraße 15 in Goslar. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen unter Telefon oder per E-Mail.

„Unser Ziel ist es, Bürgerinnen und Bürgern mit anschaulichem Material und Beispielen zu zeigen, wie man sich mit einfachen Mitteln besser auf Ausnahmesituationen vorbereiten kann.“ Dabei denkt De Matteis etwa an einen Stromausfall wie am 9. und 10. September in Berlin, von dem bis zu 45.000 Haushalte betroffen waren. Auch bei Hochwasser oder einem Brand, auch im Nachbarhaus, muss möglicherweise die Wohnung verlassen werden, auch wenn sie selbst nicht betroffen ist, berichtet De Matteis. Er sagt: „Vorbereitung kann hier entscheidend helfen, Ruhe zu bewahren und handlungsfähig zu bleiben.“ Vorräte seien überdies grundsätzlich nicht überflüssig. Schließlich könne jede Anschaffung auch im Alltag genutzt werden.

Auch der Landkreis sieht sich derweil gut vorbereitet. Bevölkerungsschutz und Rettungswesen seien 2024 neu aufgestellt und in den vergangenen Jahren um acht Stellen verstärkt worden.

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