Schraubenattacken: Unbekannter zerstört mindestens 50 Autoreifen

Die Polizei ermittelt wegen der zahlreichen Schrauben in den Autoreifen. Foto: Polizei
Ein Unbekannter treibt in Clausthal-Zellerfeld sein Unwesen und bohrt Schrauben in Autoreifen. Die Oberharzer haben bei der Polizei schon 50 Fälle zur Anzeige gebracht. Nun geht die Angst vor weiteren Attacken um.
Clausthal-Zellerfeld. Rund 50 Autos, immer dieselbe Masche: In Clausthal-Zellerfeld treibt ein Unbekannter sein Unwesen, der Schrauben in Reifen dreht. Filialleiter Hakob Galstyan von „Ehrhardt Reifen“ hatte zunächst an Zufall geglaubt. Doch als das zweite, dritte, vierte Auto mit identischen Schäden auftauchte, wurde er stutzig und schaltete die Polizei ein.

Filialleiter Hakob Galstyan von „Ehrhardt Reifen“ bemerkt, dass sich um denselben Schraubentypen handelt. Foto: Galstyan
„Immer der gleiche Schraubentyp und fast immer der hintere rechte Reifen“, beschreibt Galstyan das Muster. In den vergangenen anderthalb Wochen musste sein Team rund 30 bis 40 Reifen austauschen, denn reparieren ließen sich nur wenige. Weil der Täter die Schrauben schräg hineindrehte, war meist ein neuer Reifen nötig. Wo die Kunden genau wohnen, kann Galstyan nicht sagen, eine Häufung sieht er aber rund um die Tannenhöhe. Inzwischen war auch eine seiner Kolleginnen betroffen.
Manche Autos sind mehrfach betroffen
Auch außerhalb der Werkstatt mehrten sich die Fälle. Die Venito-Jugendhilfe in Voigtslust meldete Schäden an einem ihrer Dienstwagen und an sechs Privatfahrzeugen von Mitarbeitern. „Wir waren sehr wachsam und haben die Schrauben gleich am Parkplatz entdeckt“, sagt Regionalleiter Daniel Knackstedt. Bei Facebook schilderten weitere Oberharzer ähnliche Erlebnisse.

Die Autos von Familie Selig sind mehrfach betroffen. Foto: Selig
Dominik Selig im Hirschler Weg in Clausthal-Zellerfeld ist sogar mehrfach zum Opfer geworden. In seinem Auto und in dem seiner Frau, von denen eins unter einem Carport auf dem Grundstück stand, wurden jeweils eine Schraube gefunden. Nachdem die Werkstatt die Winterreifen angesteckt hatte, gab es kurz darauf die nächste böse Überraschung und das Rad wies erneut einen Schaden durch eine Schraube auf. Der Familienvater musste wieder in die Werkstatt fahren, was natürlich ein Zeitfaktor ist. Von den Kosten will er erst gar nicht anfangen. Außerdem kann solch eine Schraube im Reifen eine erhebliche Gefahr darstellen. Besonderes Unbehagen löst bei Selig der Fakt aus, dass die Tat beim zweiten Mal am helllichten Tag gewesen sein muss. Daraufhin hat sich die Familie eine Überwachungskamera angeschafft, bislang aber noch keine ungewöhnlichen Aktivitäten aufgezeichnet.
Kein dummer Jungenstreich – eine Straftat
Die Polizei registrierte bislang etwa 50 Anzeigen. „In der vorigen Woche haben uns die Leute quasi die Bude eingerannt“, sagt Marcus Killig, stellvertretender Leiter des Kommissariats. Manche meldeten die Schäden auch erst verspätet, etwa nach dem Urlaub oder auf dem Heimweg von der Arbeit. Nach seinen Angaben ist das gesamte Stadtgebiet betroffen. Bei dieser Zahl und Vorgehensweise könne von einem dummen Jungenstreich keine Rede mehr sein: „Da hat jemand ganze Arbeit geleistet, sich 50 Mal an Reifen zu knien und mit viel Kraft Schrauben einzudrehen.“ Das absichtliche Eindrehen von Schrauben in Autoreifen gilt nach Paragraf § 315b des Strafgesetzbuchs als gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr und kann mit Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden.
Die Ermittlungen laufen, gestalten sich laut Killig jedoch schwierig. Die Polizei habe aktuell noch keinen Hinweis auf den oder die Täter. Am erfolgversprechendsten wäre es, ihn auf frischer Tat zu ertappen oder per Videoaufnahme zu identifizieren, meint der Polizeihauptkommissar. Theoretisch ließen sich DNA-Spuren auf den Schrauben sichern, in der Praxis sei das aber aufwendig, teuer und nur mit sofortiger Spurensicherung möglich.
Darum ist die Polizei besonders auf Zeugenhinweise angewiesen. Wer Verdächtiges beobachtet hat oder möglicherweise selbst betroffen ist, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer (05323) 95310 an die Polizei zu wenden.
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