„Lieblingsitaliener“ Rigoletto in Goslar zieht die Notbremse
Mimmo Carrozzo (64) ist ist mit Leib und Seele Gastronom und Koch in seinem Restaurant „Rigoletto“ in der Goslarer Spitalstraße. Aber nach einem Leben in der Gastronomie träumt er von etwas Ruhe – und neuen Aussichten. Foto: Kempfer
Es ist wahr: Das Goslarer „Rigoletto“ wird es in der heutigen Form nach dem 21. Dezember 2025 nicht mehr geben. Die Nachricht sorgt für volle Tische bis zum letzten Tag.
Goslar. Was ist dran an den Schließungsgerüchten über das „Rigoletto“? Seit Wochen sind es mehr als bloße Gerüchte, es sind Fakten. Und sie bleiben bestehen: Am 21. Dezember ist Schluss – zumindest in der altbekannten Form.
Was genau heißt das? Ob das beliebte italienische Restaurant in der Spitalstraße im nächsten Jahr noch einmal öffnet, wann, wo und in welcher Form, ist und bleibt noch immer offen.
Der Grund für den bevorstehenden Rückzug der Gastronomen ist personeller Natur. Zwar besteht die Familie Carrozzo insgesamt aus zehn Geschwistern, von denen mal der eine, mal die andere in Goslar mitarbeitete; seit einiger Zeit sind seitens der Familie nur noch die Brüder Mimmo und Alessandro sowie dessen Frau Susanna übrig geblieben. Zu wenig Personal für einen richtig gut laufenden Laden: „Mehr geht nicht“, hatte Mimmo Carrozzo schon vor acht Jahren zum 30-jährigen Bestehen des Restaurants gesagt – und damals war noch Bruder Pasquale (57) als Koch mit an Bord. Seit einigen Jahren ist der Chef Cosimo („Mimmo“), der im nächsten Januar 65 Jahre alt wird, abgesehen von seinem langjährigen Mitarbeiter Salvatore Prezzavento allein verantwortlich für das, was an Köstlichem die Küchendurchreiche passiert.
Kein Personal in Sicht
Die Suche nach zusätzlichem Personal für Küche und Service war bislang nicht nachhaltig von Erfolg gekrönt – Mitarbeiter in der Gastronomie wachsen nicht auf Bäumen. Mimmo Carrozzo will einen Strich ziehen. „46 Jahre Gastro, das reicht“, sagt er und wird deutlich: „Ich will aufhören.“ Morgens mache er die Einkäufe, mittags und abends stehe er in der Küche, vor Mitternacht sei er selten zuhause – und die Buchführung muss auch noch gemacht werden. Er würde in seinem Leben gerne noch ein bisschen was anderes sehen als nur das Rigoletto, gibt der Gastronom zu, der zwar immer noch so herzlich lachen, aber auch Klartext reden kann: „Man macht sich fertig.“ Das sieht auch Alessandro Carrozzo, der noch ein bisschen was vom ältesten seiner Brüder haben möchte. Die Familie tritt auf die Bremse.
Arbeitsreiche Tage
Die Nachricht von der bevorstehenden Schließung hatte sich wie ein Lauffeuer unter denjenigen verbreitet, für die das Lokal den Rang des „Lieblingsitalieners“ hat. Die Folge: Ruhige Tage sind für die Carrozzo-Brüder Mimmo und Alessandro in diesen Wochen endgültig vorbei. Sich mal eine besondere Nachtischkreation ausdenken? Keine Zeit. Zwar gibt es Tageskarten, aber wer Stammgast ist, will ohnehin sein Leibgericht essen, solange er noch kann.
Wo werden sie künftig mittags so entspannt sitzen? Sandra und Daniel Voltjes sowie Mario Jaschke (von links) gehören zu den Stammgästen im Rigoletto, das für sie mehr ist als nur ein Restaurant. Foto: Kempfer
Gutscheine einlösen
Die Plätze werden in den nächsten Wochen knapp. Natürlich auch, „weil jetzt die ganzen Weihnachtsfeiern kommen“, wie Alessandro Carrozzo sagt. Wer einen Tisch zum Wunschtermin reservieren kann, freut sich wie über einen Lottogewinn – „Mimmo“ ist weitgehend ausgebucht.
Die Tische (vor allem) für die Abende bis zum 21. Dezember zu verteilen, ist eine knifflige Aufgabe, die Alessandro Carrozzo jetzt meistern muss. Der 53-Jährige behält den Überblick und Martina Sigwarth erhält ihre Plätze. Foto: Kempfer
Arrivederci im neuen Jahr?
Was aber ist nun mit dem „Arrivederci“ im neuen Jahr, mit einem Wiedersehen? Das wird es geben, so viel steht fest. Die Carrozzos wissen nur noch nicht, in welcher Form. Das Restaurant ist zum Kauf angeboten, es gibt Interessenten, morgen das nächste Gespräch. Der finale Abschluss steht noch aus. Wird der Verkauf fix, werden sich zumindest Alessandro (53) und Susanna Carrozzo (49) etwas Neues in Goslar suchen. „Wir haben einen Plan B“, sagt sie, ohne mehr zu verraten. An Ruhestand ist in ihrem Alter jedenfalls noch nicht zu denken. Sollte der Verkauf des Restaurants nicht klappen, bleibt das Paar erst einmal darin und verkleinert sich an Ort und Stelle. Vielleicht gibt es nach der Schließung und Renovierung dann nur noch einen Raum und eine ganz kleine Karte, sagt Susanna Carrozzo: „Wir überlegen, was am Besten ist. Das ist nicht so einfach.“
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Ein gutes Team: Die Brüder Alessandro (53) und Mimmo (64) Carrozzo. Foto: Kempfer