Zähl Pixel
Weiterer Standort im Oberharz gesucht

GZ Plus IconOkeraner „Akkü“-Team gibt Senioren ihre Lebensfreude zurück

"Aktiv am Küchentisch": Gesundheitsberaterin Katharina Reulbach (links) und Bewegungsberaterin Catherine Wagner vom Akkü-Team laden die Senioren zu Tee und Gesprächen ein.

"Aktiv am Küchentisch": Gesundheitsberaterin Katharina Reulbach (links) und Bewegungsberaterin Catherine Wagner vom Akkü-Team laden die Senioren zu Tee und Gesprächen ein. Foto: Hartmann

Fitness für Senioren ab 65 Jahren bietet das Team „Akkü“ in Oker. Nun will das Projekt expandieren und sucht freiwillige Helfer und weitere Räumlichkeiten. Beim Tag der offenen Tür in der Goslarer Sparkassen-Passage stellte sich die Gruppe vor.

Von Petra Hartmann Samstag, 27.09.2025, 10:00 Uhr

Goslar/Oker. „Akkü“ – „Aktiv am Küchentisch“ heißt ein Projekt des Landkreises Goslar, das sich speziell die mentale und körperliche Gesundheit von Senioren auf die Fahnen geschrieben hat. In Oker ist das Akkü-Team, das am 1. März startete, inzwischen etabliert und bietet mehrere Gruppen an. Jetzt will das Projekt expandieren und sein Angebot in weiteren Orten bekannt machen.

In dieser Woche hat die Küchentisch-Crew gleich zwei Gelegenheiten genutzt, um sich vorzustellen. Am Donnerstagabend gab es einen Zwischenbericht von Sabine Biermann im Sozialausschuss, und am Freitag präsentierte Akkü seine Ideen zusammen mit dem Senioren- und Pflegestützpunkt beim Tag der offenen Tür in der Sparkassen-Passage.

Akkü richtet sich an Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren. Die Team-Mitglieder sprechen mit den Interessenten zunächst ganz ungezwungen am Küchentisch, daher der Name, und klären ab, ob der Betreffende Hilfe benötigt – und wenn ja: welcher Art Hilfe. Schwerpunkte sind Gesundheit und körperliche sowie geistige Fitness, Haushaltsführung und Ernährung, aber auch die Gründung von Gruppen und Netzwerken, um etwas gegen eine Vereinsamung im Alter zu tun. Durch die niedrigschwellige Gesundheitsberatung am Küchentisch erhalten die älteren Menschen frühzeitig die Informationen über die bestehenden Hilfsangebote im Landkreis. In den Gesprächen werden individuelle Bedürfnisse erfragt, die dann möglichst in passgenauen Angeboten gedeckt werden.

Bis Ende Juli gab es elf Küchentischgespräche und Gesundheitsberatungen. In den Beratungen wurden 19 Bedürfnisse im Bereich der Gesundheitsförderung

festgestellt. Es waren 41 Plätze in den Mikroangeboten besetzt. Einige Teilnehmer nehmen an mehreren Angeboten teil. Im Mikroprojekt Bewegen sind 18 Teilnehmer in zwei Gruppen mit dabei, im Mikroprojekt Ernährung zwölf Teilnehmer in zwei Gruppen und im Mikroprojekt mentale Gesundheit elf Teilnehmer

Lebenslustige Okeraner

Im Sozialausschuss berichtete Biermann über den aktuellen Stand. Bei den Bewegungsangeboten gibt es inzwischen zwei Gruppen mit jeweils zehn Mitgliedern, die jüngere Gruppe unternimmt unter anderem Wanderungen und kegelt, die andere Gruppe, die Teilnehmer bis zum Alter von 90 Jahren hat, lässt es etwas ruhiger angehen und widmet sich eher der Stuhlgymnastik. Sehr beliebt sei auch das gemeinsame Kochen. Vor allem aber hätten hier Senioren, die zuvor kaum jemanden kannten, neue Gesprächspartner und Freunde gefunden.

Einmal allerdings habe das Akkü-Team vergeblich auf die betagten Teilnehmer gewartet. Die Gruppenmitglieder gestanden später, leicht verschämt, sie hätten beim Vienenburger Seefest eine Aperol-Spritz-Runde gegründet und darum am nächsten Tag einfach nicht rechtzeitig zum Akkü-Angebot kommen können. Von Biermann gab es dafür einen Daumen nach oben: Alles richtig gemacht, die Aktivierung und Vernetzung der Senioren funktionierte. Sie sind lebenslustig und unternehmen etwas auf eigene Faust. „Obwohl wir ja eigentlich ein Gesundheitsprojekt sind ...“, fügte sie lächelnd hinzu.

„Jede einzelne Seele, die wir aus der Einsamkeit gerettet haben, hat sich gelohnt“, kommentierte der Erste Kreisrat Frank Dreßler den Bericht.

Nun will das Projekt größer werden. Vielleicht im Oberharz, peilt Biermann an. Ein neues Quartier in Braunlage wäre schön. Es sei nur schwierig, Partner zu finden. Bad Harzburg sei eher nicht das Ziel. Hier gebe es ja bereits das Mehrgenerationenhaus mit einem recht ähnlichen Angebot. „Wir wollen nicht in Konkurrenz treten zu bestehenden Angeboten.“

Gesucht werden ein (finanziell) günstiger Standort, aber auch ehrenamtliche Helfer, die eine Schulung für ihre Aufgaben erhalten.

Offene Tür für Senioren

Gestern beim Tag der offenen Tür konnten die Akkü-Mitarbeiter, aber auch das Team des Senioren- und Pflegestützpunktes des Landkreises viele Gespräche führen. Schon am Eingang zur Sparkassen-Passage auf dem Jakobikirchhof konnten die Passanten sehen, dass es hier um Gespräche am Küchentisch gehen sollte, denn Gesundheitsberaterin Katharina Reulbach und Bewegungsberaterin Catherine Wagner hatten hier ein gemütliches altes Porzellan-Kaffeeservice aufgebaut, um mit den Senioren ins Gespräch zu kommen.

Eine der Besucherinnen war Sabine John aus Goslar. Die 62-Jährige schob ihren Rollator vor sich her zum Beratungstisch der Landkreis-Mitarbeiter. „Ich brauche selber Hilfe, aber auch Hilfe für meine Mutter“, sagte sie. „Ich habe kaum soziale Kontakte, keine Freunde, mit meiner Mutter bin ich nur über das Telefon verbunden“, erzählte die Seniorin. Nun suchte sie Ansprechpartner in der Passage.

Sehr viele Besucher informierten sich auch über das Thema „Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung“, wie Monique Hennig von der Betreuungsstelle des Landkreises erzählte. Sie hatte alle nötigen Formulare und Vordrucke auf ihrem Infotisch parat und gab Erklärungen dazu.

Gegenüber konnten sich die Passanten beim Senioren- und Pflegestützpunkt informieren. „Wir beraten unabhängig und neutral“, stellte die hauptamtliche Mitarbeiterin Susanne Neumann heraus. Sie wies auch auf die Vorträge und Bewegungsangebote im Obergeschoss hin.

Wer mehr über das Projekt Akkü erfahren möchte, sich als Ehrenamtler einbringen will oder Räumlichkeiten zur Verfügung stellen kann, erreicht Stefanie Biermann unter (05321) 767592 oder stefanie.biermann@landkreis-goslar.de.

Blick in die Sparkassenpassage: Beim Tag der offenen Tür konnten Senioren Fragen stellen, Kontakte knüpfen und sich über Hilfen und Angebote informieren.

Blick in die Sparkassenpassage: Beim Tag der offenen Tür konnten Senioren Fragen stellen, Kontakte knüpfen und sich über Hilfen und Angebote informieren. Foto: Hartmann

Die Betreuungsstelle des Landkreises stellt sich vor: Susanne Neumann (von links), Sebastian Müller und Günter Gierke.

Die Betreuungsstelle des Landkreises stellt sich vor: Susanne Neumann (von links), Sebastian Müller und Günter Gierke. Foto: Hartmann

Wer entscheidet, wenn der Patient nicht mehr selbst entscheiden kann? Monique Hennig von der Betreuungsstelle des Landkreises Goslar informiert über Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und mehr.

Wer entscheidet, wenn der Patient nicht mehr selbst entscheiden kann? Monique Hennig von der Betreuungsstelle des Landkreises Goslar informiert über Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und mehr. Foto: Hartmann

Weitere Themen aus der Region