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Was sagt die Politik?

GZ Plus Icon„Ich bin sehr genervt“: Stimmen nach dem geplatzten Prahljust-Deal

Nachdem der Kauf des Campingplatzes Prahljust gescheitert ist, bleibt die Zukunft für die Dauercamper nach wie vor ungewiss.

Nachdem der Kauf des Campingplatzes Prahljust gescheitert ist, bleibt die Zukunft für die Dauercamper nach wie vor ungewiss. Foto: Neuendorf

Der geplante Kauf des Campingplatzes Prahljust durch die Betreiberfamilie ist gescheitert, die Finanzierung platzte. Die Fraktionsvorsitzenden in Clausthal-Zellerfeld kritisieren das Vorgehen der Landers, nur die FDP sieht es wohlwollender.

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Von Corinna Knoke
Dienstag, 28.10.2025, 04:00 Uhr

Buntenbock. Die Nachricht hat eingeschlagen wie eine Bombe: Die Betreiberfamilie des Campingplatzes Prahljust kann die städtischen Flächen nun doch nicht wie geplant für 2 Millionen Euro kaufen, weil ihre Hausbank den Kredit nicht gewährt. Die Politik wusste zwar schon etwas länger von dem geplatzten Deal – doch bei vielen Fraktionsvorsitzenden in Clausthal-Zellerfeld sitzt der Ärger noch tief.

Wolfram Haeseler

Wolfram Haeseler Foto: Privat

„Ich bin sehr genervt“, sagt Wolfram Haeseler (Glück-Auf-Gruppe) gegenüber der GZ. Damit meint er nicht nur die Situation an sich, sondern auch das Verhalten der Landers, die seiner Ansicht nach „mit Ellbogen und Schienbeinschonern“ agierten und die Stadt unter Druck gesetzt hätten. Ihn ärgert besonders, dass jetzt wieder die Dauercamper die Leidtragenden seien. Aktuell sei es unklar, ob sie den Platz zum Jahresende verlassen müssen. „Ohne dieses ganze Hin und Her hätten wir längst Sicherheit schaffen können“, sagt er. Zudem hält Haeseler das geforderte externe Wertgutachten der Bank für überflüssig. „Es gab doch das Interessenbekundungsverfahren, das hätte als Orientierung ausgereicht.“ Als nächsten möglichen Schritt sieht Haeseler, dass der Rat im Umlaufverfahren beschließt, nun doch die Überland-Camping-Gruppe aus Berlin als Käufer zu nehmen, die im Interessenbekundungsverfahren 1,8 Millionen Euro geboten hat.
Lars Weitemeyer

Lars Weitemeyer Foto: Privat

Ähnlich verärgert zeigt sich Lars Weitemeyer (CDU-Fraktion). Er kann nicht nachvollziehen, dass jemand ein Kaufangebot abgibt, ohne sicher zu sein, dass die Finanzierung steht. „Ich habe mich bei jedem privaten oder geschäftlichen Vorhaben vorher abgesichert, ob es eine feste Finanzierungszusage gibt“, sagt er. Für ihn steht fest: Die Landers hätten sich als unzuverlässiger Partner erwiesen. Nun sei es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. „Das geht ja mittlerweile schon seit einem Jahr.“
Andrea Duit-Reith

Andrea Duit-Reith Foto: Privat

Andrea Duit-Reith (Bürger für Bürger) ist nach wie vor „geplättet“ von der Nachricht. „Das ist unfassbar“, sagt sie. Auch sie versteht nicht, warum die Landers nur mit einer Bank gesprochen hätten. „Mir tun die Dauercamper so leid.“ Besonders störe sie, dass die Familie wieder versuche, der Stadt den Schwarzen Peter zuzuschieben. Dennoch plädiert Duit-Reith für eine außerordentliche Ratssitzung oder ein fraktionsübergreifendes Treffen, wie es auch Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD) angekündigt hatte. „Sonst kocht uns das hoch und fliegt uns um die Ohren“, befürchtet Duit-Reith. Wichtig sei, mit den Campern ins Gespräch zu kommen und eine Lösung zu finden.
Eva Peinemann

Eva Peinemann Foto: Privat

Etwas wohlwollender bewertet Eva Peinemann (FDP-Fraktion) die Situation. Sie findet, der Familie dürfe kein Vorwurf gemacht werden, wenn sie ursprünglich eine Finanzierungszusage gehabt habe. Dass die Bank ein externes Wertgutachten fordere, bedeute, dass der Preis aus Sicht der Bank zu hoch sei. „Insofern muss geklärt werden, ob die Landers weiterhin Interesse an dem Kauf haben und wer sich um dieses Gutachten kümmert.“ Peinemann betont, dass sie persönlich ein gutes Verhältnis zur Betreiberfamilie habe, ihre politische Entscheidung aber davon trennen wolle. Es sei bitter, wenn so ein Deal scheitere. Sie erinnert daran, dass es sich bei den Landers nicht um einen Konzern handele, sondern um ein Familienunternehmen, das sich mit viel Herzblut für den Betrieb engagiere. Zugleich betont sie aber, dass die Stadt das Geld durch den Verkauf brauche und die Zukunft des Platzes geregelt werden müsse.
Alexander Ehrenberg

Alexander Ehrenberg Foto: Privat

Alexander Ehrenberg (SPD) verweist schließlich darauf, dass der Ratsbeschluss mit dem geplatzten Kauf ohnehin hinfällig sei. Für ihn liegt der Ball nun bei der Bürgermeisterin. Er macht deutlich, dass es verschiedene Optionen gebe: das Angebot der Überland-Gruppe annehmen, ein neues Interessenbekundungsverfahren starten oder eine europaweite Ausschreibung auf den Weg bringen. Ehrenberg erinnert daran, dass die Stadt aus Rücksicht auf die Landers bislang auf solch eine öffentliche Ausschreibung verzichtet habe und zuletzt im Rat „Augen zu und durch“ machte, um die Camper nicht zusätzlich zu belasten – obwohl das Verhältnis zwischen Landers und der Politik im vorhergehenden Bauausschuss sehr zerrüttet war. Schon damals wurde prophezeit, dass die Landers nicht die Kaufsumme aufbringen könnten. Auch für Ehrenberg lag das im Bereich des Möglichen, und so ist es jetzt tatsächlich gekommen.

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