Pfalzquartier Goslar: Darüber streiten Unterstützer und Kritiker
Nur ein Traum oder irgendwann doch noch Realität? Der Goslarer Rat hat die Planungen für das Pfalzquartier verabschiedet. Ein neuer Investor soll ab Anfang 2026 gesucht werden. Foto: Stadt Goslar
Nach einer weiteren Grundsatzdebatte stimmt der Goslarer Rat den Plänen fürs Pfalzquartier zu. Worüber streiten Unterstützer und Kritiker des Prestigeprojektes?
Optimismus bei Stadt und Investor
Pfalzquartier: Später dran, aber dafür früher fertig?
Zum Goslarer Prestigeobjekt, das seit dem Ausstieg von Investor Hans-Joachim Tessner gefährlich in den Seilen hängt, war wohl doch noch nicht alles gesagt. Im Goslarer Rat folgte eine knapp eineinhalbstündige Generaldebatte, bevor der Fahrplan der Verwaltung mehrheitlich abgenickt wurde. Die GZ fasst die wesentlichen Eckpunkte der Diskussion zusammen:
Wie geht es weiter?
Am Ende gab es grünes Licht für den neuen Bebauungsplan, den die Stadtverwaltung vorgelegt hat. Eine Ratsmehrheit aus SPD- und CDU-Fraktion sowie dem fraktionslosen Axel Bender sorgte für ein klares Stimmenverhältnis von 24:11. Somit wird Baurecht für ein neues Hotel, eine Stadthalle sowie den Umbau des Domplatzes in eine Grünanlage geschaffen. Das umstrittene Thema Parken wird zunächst ausgeklammert.
Urte Schwerdtner im GZ-Interview
Pfalzquartier: Eine Halle ohne Baukosten für die Stadt Goslar?
Was sagen die Unterstützer?
SPD und CDU stellten sich als größte Ratsfraktionen hinter die Verwaltungspläne. SPD-Fraktionschef Martin Mahnkopf betonte die Chancen, die der neue Bebauungsplan liefere. „Gerade jetzt brauchen wir sehr schnell Baurecht“, sagte Mahnkopf.
Inklusive Eigen- und zugesagten Fördermitteln stünden 25 Millionen Euro zur Verfügung, die auch ohne Hotel und Stadthalle „direkt in das Inventar der Stadt“ gesteckt werden könnten – etwa in den Pfalzgarten, die Domplatz-Umgestaltung oder die Anbindung und den Umbau der Wallanlagen. Zwar sei nach wie vor das Ziel, Hotel und Stadthalle nach den Architektenplänen von Nieto Sobejano zu bauen, doch bleibe man offen für „andere Investorenvorschläge, auch was das Preisvolumen angeht“. Mahnkopf betonte, dass die Stadthalle für „gemeinnützige Veranstaltungen“ der Bürgerschaft gedacht sei, für Schulen und Vereine.
Erster Stadtrat Dirk Becker warb um einen sachlichen Ton und weniger Spekulationen bei Bau- und Betriebskosten der möglichen Veranstaltungshalle: „Glauben ist nicht Wissen.“ Aktuelle Knackpunkte wie die Parkproblematik, die Größe der Halle oder die Lärmschutzauflagen seien lange bekannt und vom Rat abgesegnet worden.Zoff um Stadthalle
Boykott im Goslarer Rat: Streit um Pfalzquartier spitzt sich zu
Ralph Bogisch (CDU) erinnerte an den „Bürgerwillen“, den die Planungen fürs Pfalzquartier abbilden würden. „Außer, dass die Teilfinanzierung des Investors über andere Wege ins Projekt fließen wird, ist eigentlich nichts passiert“, sagte der CDU-Mann. Ein kompletter Neustart des Projektes wäre nicht gerechtfertigt. Das Pfalzquartier brauche ein „klares Bekenntnis“. Dazu passend brachte die CDU einen Antrag ein, der unter anderem zum Ziel hatte, dass die Neugestaltung des Domplatzes in einen Stiftsgarten mit „höchster Priorität“ angegangen werden soll, damit Bewegung aufs Gelände kommt. Auch dieses Ansinnen fand eine Mehrheit im Rat.
Axel Bender (fraktionslos) mochte sich nicht vom Pfalz-Projekt verabschieden, auch wenn er Zweifel hatte. „Ein klares Bekenntnis fällt schwer“, sagte auch der ebenfalls fraktionslose Niklas Prause und enthielt sich bei der Abstimmung.
Was sagen die Kritiker?
Viele Fragen und Befürchtungen ranken sich nach wie vor um das Thema Stadthalle. Einige Ausführungen von Urte Schwerdtner in einem GZ-Interview sorgten für Kritik. Vor allem ging es um die Formulierung „unrentierliche Angebote“, die in einer Goslarer Halle möglich sein sollen, im Gegensatz zur Eventhalle, die Heiko Rataj in Langelsheim bauen will. „Man hat sich offenkundig damit abgefunden, dass die rentierlichen Veranstaltungen Herrn Rataj vorbehalten bleiben, während in Goslar nur noch die Defizite eingefahren werden sollen“, polterte etwa Henning Wehrmann.
Anke Berkes (Grüne Partei 42) fand es falsch, einen neuen Bebauungsplan durchzudrücken, nur um Fördergelder abzugreifen. Ihre Ratsgruppe habe „grundsätzliche Zweifel“ am Projekt. Schon mit Blick auf das Lärmgutachten sei ein Betrieb der Stadthalle schwer vorstellbar, wenn Veranstaltungen um 22 Uhr beendet sein müssten. „Wer baut eine Halle, wenn sie dunkel bleiben muss?“, fragte die Grüne. Die Stadt müsse sich dieser Realität stellen und nicht in ein neues „Planungsdesaster“ steuern.
Die FDP-Fraktion wollte die Investorensuche zeitlich begrenzen und auch den Bebauungsplan nur unter Vorbehalt ändern – was juristisch umstritten ist. Die Stadt sei auf einen neuen Geldgeber angewiesen, machte Fraktionschef Christian Rehse deutlich. Man begebe sich aber auf einen „Blindflug“, wenn man dem Vorgehen der Verwaltung zustimme, ohne etwa die Fakten zu kennen, die im Workshop kommendes Wochenende besprochen werden. Rüdiger Wohltmann (Linke) erinnerte an die „ungelöste Parkfrage“ und an die Baukosten für die Stadthalle in unbekannter Höhe. Er vermutete aber, dass sie mittlerweile weit jenseits der 20 Millionen Euro liegen dürften.
Kommentar: Gutes Timing geht anders
Augen zu und durch: Die Stadtverwaltung hat für das weitere Vorgehen in Sachen Pfalzquartier grünes Licht erhalten.
Doch das Timing ist missraten. Es ist nicht nachvollziehbar, dass zunächst der Goslarer Rat Baurecht für Hotel und Halle schaffen soll und sich die Verwaltungsführung wenige Tage später mit den Fraktionsspitzen zum Workshop trifft, um in geheimer Runde aktuelle Planungszahlen zu besprechen.
Warum diese Geheimniskrämerei? Auch bei einer breiten Ratsmehrheit bleibt so rechts und links davon reichlich Raum für Spekulationen. hrs
Copyright © 2025 Goslarsche Zeitung | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.