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GZ Plus IconOberharzer Bergwerksmuseum vor dem Aus: Hilferuf per Petition

Wenn es mit dem Oberharzer Bergwerksmuseum ähnlich seiner jetzigen Form weitergehen soll, müssen schnell Lösungen her.

Wenn es mit dem Oberharzer Bergwerksmuseum ähnlich seiner jetzigen Form weitergehen soll, müssen schnell Lösungen her. Foto: Neuendorf/Archiv

Ein letztes Aufbegehren vor dem Aus für das Oberharzer Bergwerksmuseum: Eine Online-Petition erreicht in Rekordschnelle das gewünschte Abstimmungsergebnis. Aber reicht das, um das Museum noch retten zu können?

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Von Sören Skuza
Dienstag, 07.10.2025, 08:00 Uhr

Clausthal-Zellerfeld. Sie war angekündigt, seit diesem Sonntag ist die Petition zum Fortbestand des Oberharzer Bergwerksmuseums auf der Plattform „Open Petition“ scharfgestellt – und die Unterschriften fliegen nur so herbei. Bis Montagmittag haben schon mehr als 1000 Menschen die Petition unterzeichnet, am Abend war das Sammelziel bereits erreicht.

„Wir fordern die Verantwortlichen in Stadt, Landkreis Goslar und Land Niedersachsen auf, den Fortbestand des Oberharzer Bergwerksmuseums und seinen zukünftigen Betreiber weiterhin zu unterstützen“, heißt es im Petitionstext. Und weiter: „Ein schnelles Handeln ist für das Museum überlebenswichtig, da eine endgültige Schließung des Betriebs ab dem 1. Januar 2026 droht.“

Kein Betreiber gefunden

Zur Erinnerung: Der Stadtrat hatte Ende vorigen Jahres beschlossen, den Betriebsführungsvertrag mit der Stiftung Welterbe im Harz nicht mehr zu verlängern, sie scheidet also mit Ablauf des 31. Dezembers aus. In der Zwischenzeit gab es Gespräche mit verschiedenen Akteuren, am Ende lief alles auf die Kurbetriebsgesellschaft (KBG) hinaus. Doch dann die ernüchternde Nachricht, auch die KBG steht nicht für die Betriebsführung zur Verfügung. Im September dieses Jahres einigten sich die Ratsmitglieder darauf, das Museum ab dem 1. Januar zu schließen – sofern sich bis zum 4. Dezember kein geeigneter Betreiber findet.

Das Oberharzer Bergwerksmuseum steht weiterhin vor einer ungewissen Zukunft.

Das Oberharzer Bergwerksmuseum steht weiterhin vor einer ungewissen Zukunft. Foto: Skuza/Archiv

Vergangene Woche vermeldeten Barbara Diederich und Justus Teicke aus dem Vorstand des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins (OGMV) dann wie berichtet, dass die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) mithilfe von Stammkapital aus dem OGMV im Raum steht. In dieser Woche kommt zudem der Runde Tisch zusammen, bei dem die weiteren Möglichkeiten einer Rettung des Zellerfelder Museums ausgelotet werden sollen.

Interesse daran haben jedenfalls offenbar viele. Mit 1200 Unterschriften ist das Ziel der Petition angegeben, bei Redaktionsschluss am Montag waren diese bereits erreicht – und das, obwohl sie erst am Sonntag freigeschaltet wurde und noch bis zum 3. Dezember laufen sollte, dem Tag vor der letzten Ratssitzung in diesem Jahr.

Im Petitionstext heißt es weiter, „ohne den Bergbau im Oberharz gäbe es heute kein Clausthal-Zellerfeld, keine Technische Universität in Clausthal und keine Fachschule für Wirtschaft und Technik, kein Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, keine örtlichen Neugründungen von wichtigen Industrie- und Forschungsbetrieben“. Eine Schließung des Museums „wäre ein schwerer Verlust für Kultur, Bildung und Tourismus im Harz. Das Museum ist unser gemeinsames Erbe“.

500 Kommentare

Darin stimmen logischerweise auch die weit mehr als 500 Kommentare der Unterzeichner überein. Manch einer kommt aus dem Umfeld von Museum und Verein, viele aus Clausthal-Zellerfeld, aber auch einige aus ganz Deutschland, vereinzelt sogar aus dem Ausland. „Dieses Museum sollte unbedingt erhalten werden, um auch unsere Kinder und Enkel über die Geschichte des Bergbaus zu informieren. Gerne denke ich an unsere Besuche zurück, die uns sehr interessant die Geschichte des Bergbaus nahegebracht haben“, schreibt eine Unterzeichnerin. Ein weiterer kommentiert: „In diesem Museum wird die Geschichte unserer Region für unsere Nachkommen beschrieben! So etwas muss erhalten werden!“ Auch Museumsleiter Ulrich Reiff meldet sich zu Wort: „Das Stammhaus aller Harzmuseen, gelegen mitten im Herzen des Unesco-Welterbes, wurde über Jahre schlechtgeredet. Trotz alledem haben sowohl bauliche Sanierung als auch inhaltliche Neukonzeption einen beachtlichen Stand erreicht. Die vielen positiven Stimmen unserer Gäste ermutigen uns, diesen Weg, auch in harten Zeiten, nicht zu verlassen.“

Probleme mit dem Geld

Doch gerade diese bauliche Sanierung war ja gerade für viele Clausthal-Zellerfelder Ratsleute einer der Knackpunkte, warum die Stimmung beim Thema Museum nicht gerade am Kochen ist. Millionen sind in die Sanierung der Bornhardtstraße 14 geflossen, im Erdgeschoss ist noch bis 2037 die Stiftung mit dem Welterbe-Informationszentrum eingemietet. Das Eingangsgebäude in der Bornhardtstraße 16 müsste eigentlich auch saniert werden, dafür aber hat die Stadt als Eigentümerin nicht die Mittel.

Zum Museumsfest strömen auch viele Einheimische in das Oberharzer Bergwerksmuseum, hier in den Pferdegaipel.

Zum Museumsfest strömen auch viele Einheimische in das Oberharzer Bergwerksmuseum, hier in den Pferdegaipel. Foto: Skuza/Archiv

Doch auch unabhängig von der Bausubstanz – zum Museum gehören schließlich weitere Gebäude wie das Rote Haus oder der Pferdegaipel – finanzielle Fragen zum Fortbestand des Oberharzer Bergwerksmuseums müssten geklärt werden.

Zur Einordnung: Bislang hatte die Welterbe-Stiftung 101.000 Euro jährlich von der Stadt für die Betriebsführung in Zellerfeld bekommen, in den vergangenen Jahren hatte es auch mal eine Finanzspritze obendrauf gegeben. Ob die Stadt auch in Zukunft Geld für die Betriebsführung bereitstellt, dafür müsste natürlich erst einmal jemand bereitstehen und ein schlüssiges Konzept vorlegen. Und dann müsste das auch kommunalpolitisch gewollt sein und per Ratsentschluss besiegelt werden.

Finanzierung bleibt offen

Weitere 100.000 Euro waren bisher vom Landkreis Goslar gekommen. Doch diese sind wie mehrfach berichtet direkt an eine Betriebsführung durch die Welterbe-Stiftung gebunden. Sofern auf den letzten Metern also ein neuer Betreiber gefunden würde, müsste auch der Kreistag über Zahlungen in den Oberharz neuerlich entscheiden – sofern die Mitglieder daran ein Interesse haben.

„Kultur und Geschichte zu erhalten, ist für die Gesellschaft enorm wichtig und mit Geld nicht zu bemessen“, lautet eine Meinung in der Kommentarspalte der Petition. Nur schreit niemand so recht „hier“, wenn es darum geht, auch Geld zu geben. Bei einer Federführung durch die Kurbetriebsgesellschaft hätte die Finanzierung über den Gästebeitrag gesichert werden sollen (die GZ berichtete). Wie es weitergehen könnte, bleibt nach der September-Sitzung des Rates, in der öffentlich wurde, dass die KBG den Staffelstab nicht entgegennimmt, weiterhin völlig offen.

Das Klagelied auf das vermeintlich kommende Aus des Bergwerksmuseums wird derweil wieder lauter gesungen denn je. Auf der Plattform „Open Petition“ können Unterzeichner auswählen, wie wichtig ihnen das Thema ist. Ein Beispiel: 38 Prozent der Abstimmenden setzten (Stand 16 Uhr am Montag) ein Kreuz bei „Helfe, das Anliegen zu verbreiten“. Beim Punkt „Würde das Anliegen finanziell unterstützen“ waren es zum selben Zeitpunkt ein Prozent. Letzte Chance bleibt wohl der Runde Tisch, der heute zusammenkommt, um noch eine tragfähige Lösung aus dem Hut zu zaubern.

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