Bergwerksmuseum: Sorge um Erbe der Vorfahren und Zukunft der Stadt

Bergmänner fahren im Harz zwar nicht mehr ein, die Erinnerung an den Bergbau wird aber noch hochgehalten. Foto: Neuendorf
Die ungewisse Zukunft des Oberharzer Bergwerksmuseums lässt viele Menschen, auch weit über Clausthal-Zellerfeld hinweg, nicht kalt. Wenn es aber noch eine Lösung geben soll, dann müsste sie schleunigst kommen.
Clausthal-Zellerfeld. Die unsichere Zukunft des Oberharzer Bergwerksmuseums schlägt weiter Wellen. Denn noch immer sieht es danach aus, dass die Einrichtung in Zellerfeld zum Jahresende mit dem Auszug der Welterbe-Stiftung abgeschlossen wird. Bei einigen Akteuren sorgt das naturgemäß für Unmut.
Zeit sitzt im Nacken
Wie ist der Stand der Dinge? Der Stadtrat hatte wie berichtet in seiner jüngsten Sitzung darüber entschieden, den Museumsbetrieb ab dem 1. Januar unter Umständen einzustellen. Allerdings ließen die Mitglieder eine Möglichkeit noch offen: Dafür müsste aber bis zum 4. Dezember – der letzten Ratssitzung in diesem Jahr – ein geeigneter Betreiber gefunden werden. Dass es durchaus Menschen im Oberharz gibt, in deren Interesse eine Fortführung des Museums liegt, ist kein Geheimnis. Wenn sie es in welcher Form auch immer schaffen wollen, das Museum zum Jahreswechsel zu übernehmen, sitzt aber die Zeit im Nacken.
Das war’s dann wohl
Im Oberharzer Bergwerksmuseum ist bald Schicht im Schacht
Die Vielzahl an Zuschriften, die die GZ in den vergangenen Tagen und Wochen zum Thema Bergwerksmuseum erreichten, zeigt jedenfalls, dass das möglicherweise bevorstehende Aus der Einrichtung viele Menschen nicht kaltlässt. Schon vor der besagten Ratssitzung hatte Dr. Sebastian Röthele, Gesellschafter und Geschäftsführer der Sympatec, in einem offenen Brief an Rat und Bürgermeisterin appelliert, den Museumsbetrieb am Leben zu halten. „Eine lebendige Kulturlandschaft mit einem einzigartigen Bergwerksmuseum und ein aufgeschlossener, selbstbewusster Umgang mit dem Welterbestatus mit adäquatem Infozentrum auf der Oberharzer Hochebene wären ein wesentlicher Beitrag zur Standortqualität und zur Identitätsbildung, die authentisch und nachvollziehbar auf unserer Montangeschichte fußt“, heißt es darin.
„Darf keine Option sein“
Und weiter: „Eine Schließung darf keine Option sein. Durch die Aufkündigung des Betriebsführungsvertrages mit der Welterbe-Stiftung hat der Rat die volle Verantwortung für die Zukunft des Bergwerksmuseums übernommen. Werden Sie dieser Verantwortung gerecht!“, appelliert Röthele. Weiterhin gebe es „bereits zu viele Beispiele für die Erosion von Einrichtungen im Oberharz, die die Standortqualität in den letzten Jahrzehnten nachhaltig gemindert haben“. Angefangen bei der Schließung des Clausthaler Krankenhauses, bis hin zur Einstellung des Bahnverkehrs in den Oberharz.

Das Oberharzer Bergwerksmuseum ist nach eigenen Angaben das älteste Technik- und Freilichtmuseum Deutschlands. Foto: Neuendorf
Ein weiterer, der sich öffentlich zu Wort meldet, ist der Historiker und Nachfahre Oberharzer Bergleute Holger Eisfelder. Auch er bemängelt Entscheidungen vergangener Jahre: „Wie schön wäre es, würde noch eine ‚Bimmelbahn‘ von Langelsheim bis Altenau und zurück fahren – wie ökologisch wertvoll durch weniger Umweltbelastung und auch als möglicherweise ‚nostalgisches‘ Event für Touristen. Wie wir sehen, wurde im Harz bereits immer wieder einmal – offenbar nicht zureichend – geprüft, für unbrauchbar, unrentabel befunden und das ‚Gute‘ zum Teil weggeworfen – zu seinem Nachteil.“
Kollegialität unter Bergleuten
Dies solle nicht auch mit dem Oberharzer Bergwerksmuseum geschehen. Dabei verweist Eisfelder, der Mitglied des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins ist, auf den Zusammenhalt der Bergleute. „Im vergangenen Jahr sagte mir einer der letzten Oberharzer Steiger, er habe in seinem weiteren Berufsleben nach der Stilllegung des Bergbaus nie mehr eine solche Kollegialität und Kameradschaftlichkeit wie unter den Bergleuten erlebt, die eine berufsmäßige Schicksalsgemeinschaft angesichts der mannigfaltigen Gefahren unter Tage bildeten“, schreibt er.
Viele Projekte in Arbeit
Mehr als nur Fassade: Was passiert in diesem Bergwerk im Harz?
„Von ihren Wertmaßstäben, ihrem Gemeinsinn, ihrem Verantwortungsbewusstsein für den Nächsten können wir und unsere Kinder heutzutage und zukünftig lernen, von ihrem Berufsethos, welches Beispiel für die Gesamtgesellschaft zu geben geeignet ist. Von dieser bergmännischen Gesittung können uns die letzten oberharzischen, die ‚alten‘ Bergmänner erzählen, von ihr können uns ein Museumsleiter und seine Museums-Guides berichten, von ihr kann uns ein Oberharzer Bergwerksmuseum schildern.“
Gebäude sanierungsbedürftig
Bei aller Tradition: Rat und Verwaltung haben auch den Stadtsäckel im Blick. „Ich möchte auch mal, dass die Leute sagen, woher das Geld kommen soll“, meinte Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD) in der jüngsten Ratssitzung mit Blick auf Forderungen, die Einrichtung zu erhalten. Zur Erinnerung: das Hauptgebäude in der Bornhardtstraße 16 ist sanierungsbedürftig, die Bornhardtstraße 14 im Erdgeschoss an die Welterbe-Stiftung vermietet.

Aktuell ist im Oberharzer Bergwerksmuseum die Ausstellung „Holzstücke“ zu sehen. Foto: Neuendorf
Und auch CDU-Fraktionssprecher Lars Weitemeyer meinte zum offenen Brief von Sebastian Röthele, dass er ihn zwar schätze, aber auch Röthele ein solches Unterfangen mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit nicht eingehen würde. Auch Weitemeyers SPD-Pendant im Rat Alexander Ehrenberg fasste zusammen: „Da ist kein Geldmittelgeber, keiner kann die bauliche Situation ändern.“
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