Buch und Ausstellung feiern die „Vorwärtsmacher“ des Harzes

Moderatorin Sabrina Marggraf (rechts) lockt aus ihren Podiumsgästen heraus, wie und warum sie für den Harz brennen. Von links: Gerold Wucherpfennig, Melanie Funke, Christian Hille, Lars Wiedemann und Prof. Dr. Folker Roland. Foto: Kempfer
Ein ehemaliger Ministerpräsident, ein ehemaliger Minister, ein amtierender Hochschulrektor und andere mehr gehörten zum kochkarätig besetzten Podium, das den Harzmiesmachern die Vorwärtsmacher der Region entgegensetzt. Anlass ist das Buch „NeuHarz“.
Goslar. Der Rammelsberg erwies sich am Internationalen Museumstag als Besuchermagnet. Schließlich hatte er auch Besonderes zu bieten, die neue Sonderausstellung „#NeuHarz“ wurde in den Eindickern präsentiert – die Menschen strömten zum Besucherbergwerk, nachdem bereits am Vormittag zahlreiche geladene Gäste die Schlosserei zu Vortrag und Podiumsdiskussion gefüllt hatten. Ein ungewöhnlich kraftvoller Auftakt zu einer Ausstellung und ein schöner Erfolg für den Direktor der Welterbestiftung, Dr. Johannes Großewinkelmann, und sein Team.

Hinter der Ausstellung stecken eine Buch-Neuerscheinung und ein besonderes Projekt. Nach der Ein-Harz-Initiative kommt der Neu-Harz, und das ist keine Ablösung, denn die Initiativen, die den Harz in seiner Gesamtheit sehen, wachsen und existieren parallel – sie effektiv zu vernetzten, wird eine Aufgabe der Zukunft sein.
Ausstellung zum Buch
Jetzt also „NeuHarz“, die Ausstellung entstand aus dem Buch von Christian Hille und dem Fotografen Lars Wiedemann, die gestern von Moderatorin Sabrina Marggraf zu den Hintergründen und der Entstehung des Projekts befragt wurden. Außerdem mit auf dem Podium: Melanie Funke von der Marketingagenur „Harzkind“, Prof. Dr. Folker Roland, Rektor der Hochschule Harz (Wernigerode), sowie Gerold Wucherpfennig, ehemaliger Bauminister Thüringens.
Ein weiterer Thüringer, der ehemalige Ministerpräsident Dieter Althaus, war sofort vom Projekt überzeugt – und hielt den Impulsvortrag. Er sprach von der „großen Strahlkraft“ der Stadt Goslar und des Erzbergwerks, einem „historisch aufgeladenen Ort“, der eine besondere Präsentationsplattform biete und eine besondere Verantwortung verlange: Es gehe darum, Zukunft mit Sinn zu gestalten, Selbstinitiative zu zeigen und positiv zu denken – für ein nachhaltiges Leben und Arbeiten der Menschen in der Region. Das entstandene Buch sei eine Hommage an diese Menschen. So verstand sich auch die Veranstaltung, wurden am Schluss doch alle Mitwirkenden – für den Autor sind es die „Vorwärtsmacher“ – zum Applaus nach vorne gebeten.

Schnipp, schnapp: Die auf dem Buch „NeuHarz“ basierende Ausstellung in den Eindickern des Rammelberges wird von (v.li.) Dieter Althaus, Dr. Johannes Großewinkelmann, Lars Wiedemann, Christian Hille und Bürgermeister Axel Siebe eröffnet. Foto: Kempfer
Gegen die Miesmacher
Die Idee, den Harzmiesmachern etwas entgegenzusetzen, wurde im Zwiegespräch zwischen Autor und Fotograf geboren, zwei Kosmopoliten. Christian Hille ist von seinen Wurzeln her Harzer; seine Heimat erdet ihn. Lars Wiedemann ist Berliner. Sein Bild vom Harz? War ein klassisches Klischee: „Brocken und Borkenkäfer.“ Das forderte Hille heraus; nach einer durchdiskutierten Nacht war die Idee geboren, der Welt zu beweisen, dass es im Harz mehr gibt als Hinterwäldler und braune Bäume.
Heute denkt Wiedemann, der im Wandel des Harzes schnell „eine gewisse Ästhetik“ entdeckte, anders über die Region, die ihm einen Wau-Effekt entlockt: „tolle Landschaft, viel Veränderung, tolle Menschen“ sind seine neuen Schlagworte. Sein Tipp: „Man sollte immer eine Regenjacke im Auto haben.“ Auch Christian Hille profitiert vom Projekt, er lernte viel vom Ostharz kennen.

Zur Vernissage geht die Rechnung auf: Im „NeuHarz“ sind die Menschen eingeladen, zu kommunizieren und sich zu vernetzen. Foto: Kempfer
Neben dem ehemaligen Ministerpräsidenten Thüringens steht auch der Rektor der Hochschule Harz, Prof. Dr. Folker Roland, für Zusammenhalt, fordert und fördert ihn: „Drei Bundesländer, drei Unis, ein Projekt“ – das gibt es. Auch Melanie Funkes „Harzkind“ entstand aus verletztem Heimatstolz nach einem Fernsehbeitrag über Osterode mit dem Titel: „Diese Stadt stirbt zuerst“. „Leute, wieso sagt eigentlich keiner, wie schön das hier ist?“, rief sie und erntete den stärksten Zwischenapplaus des Vormittags. Mit gezieltem Marketing und Sprüchen auf Kleidung wie „Home is where Your Harz is“ arbeitet sie fürs Selbstbewusstsein der Region.
Raus aus der Bubble
Die neue Ausstellung in den Eindickern soll die Gelegenheit zu Austausch und zum Vernetzen bilden, ganz nach dem Motto „Raus aus der Bubble, rein in die Ausstellung“. Dr. Johannes Großewinkelmann wird es freuen; es handelt sich um die erste größtenteils fremdfinanzierte Präsentation, sagte der Hausherr, der laut Bürgermeister Axel Siebe auf 122.000 Besucher allein im Jahr 2024 stolz sein kann. Die Präsentation in Wort und Bild ist eine „positive Imagewerbung für die Region und ihre Menschen“, sagte Großewinkelmann. Viele davon sind in dem mehr als 300 Seiten starken Buch „NeuHarz – Aus Vergangenheit wächst Zukunft“ des Murmann-Verlags zu finden, viele „Vorwärtsmacher“ bleiben noch ungenannt – da steckt der Harz noch voller Potenzial.

Zur Eröffnung der Ausstellung „NeuHarz“ am Rammelsberg hält Thüringens ehemaliger Ministerpräsident Dieter Althaus den Impulsvortrag. Foto: Kempfer
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