Zähl Pixel
Straßenbau und Winterdienst

GZ Plus IconDer Winter kann kommen: Goslars neue Straßenmeisterei ist fertig

Goslars Straßenmeister und ihre Gäste: Bei der obligatorischen Schlüsselübergabe gibt das komplette Team Rückendeckung.

Goslars Straßenmeister und ihre Gäste: Bei der obligatorischen Schlüsselübergabe gibt das komplette Team Rückendeckung. Foto: Epping

Schlüsselfertig übergeben: Die neue Goslarer Straßenmeisterei hat knapp 17 Millionen Euro gekostet und kann jetzt bezogen werden. Ein Staatssekretär hatte schon seinen Spaß am Steuer eines Schneepflugs.

author
Von Frank Heine
Dienstag, 23.09.2025, 18:00 Uhr
Wer träumt nicht davon, sich ans Steuer eines bei voller Ladung immerhin 16 Tonnen schweren Unimogs zu setzen und ein paar Runden drehen zu dürfen? Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier durfte. Als er im ministeriellen Auftrag für das Fachressort Wirtschaft, Bauen und Verkehr aus Hannover nach Goslar gekommen war, um bei der Schlüsselübergabe für die rund 17 Millionen Euro teure neue Straßenmeisterei an der Käthe-Kruse-Straße dabei zu sein, hatte zuerst Profi Florian Wurdinger die Hände am Lenkrad. Sein Können war zum Herbstanfang in einem Schneepflug-Parcours gefragt. Anschließend tauschten die beiden aber doch noch einmal die Plätze. Was den Staatssekretär sichtlich stolz und glücklich machte.
Profi(s) vor der Parcoursfahrt: Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier und Florian Wurdinger (r.) von der Goslarer Straßenmeisterei zeigen gleich, wie geschickt sie mit dem Schneepflug unterwegs sind.

Profi(s) vor der Parcoursfahrt: Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier und Florian Wurdinger (r.) von der Goslarer Straßenmeisterei zeigen gleich, wie geschickt sie mit dem Schneepflug unterwegs sind. Foto: Epping

Stolz und Glück – diese Vokale schwangen an diesem Montagnachmittag öfter in den Reden mit, als das Staatliche Baumanagement Südniedersachsen den eigens gefertigten Riesensymbolschlüssel an die „nutzende Verwaltung“ übergab, wie es im Behördendeutsch so schön heißt und was in diesem Fall die Straßenmeisterei Goslar meint. Die riesige Kfz-Halle war schon mit einigen Einsatzwagen dekoriert, bot aber noch reichlich Platz zum Vollstellen. Der normale Betrieb läuft derzeit noch am alten Standort an der Vienenburger Straße. Dort sitzt die Mannschaft von Andreas Beder aber quasi auf gepackten Koffern, um peu à peu das neue Domizil in der Baßgeige-West zu beziehen. Schilderwald, Container, Gerätschaften, Autos – der Raum werde ganz bestimmt gebraucht und voll, versicherte der Chef von rund 35 Beschäftigten und einem Fuhrpark von einem guten Dutzend Fahrzeugen.
Endlich selbst am Steuer: Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier nimmt auf dem Fahrersitz des Unimogs Platz.

Endlich selbst am Steuer: Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier nimmt auf dem Fahrersitz des Unimogs Platz. Foto: Epping

Drittgrößte Straßenmeisterei

Die Männer und Frauen in Orange, die sommers wie winters für Sicherheit auf den Straßen sorgen, lauschten am Montag, welche Botschaften ihre oberen Chefs und Gäste mitgebracht hatten. Immerhin sind sie in der drittgrößten Straßenmeisterei unter 56 Einrichtungen im Land verantwortlich für stolze 110 Kilometer Bundes-, 137 Kilometer Landes- und 100 Kilometer Kreisstraßen. Ganz zu schweigen von 90 Kilometer Radweg, rund 350 Bauwerken und 40 Ampelanlagen. Im Beisein des Goslarer SPD-Trios Landrat Dr. Alexander Saipa, Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Landtagsabgeordneter Christoph Willeke listete Wunderling-Weilbier nicht nur den Aufgabenbereich der Goslarer Straßenmeister auf, sondern machte ihnen die „großartigen Räumlichkeiten“ schmackhaft, in denen sie nun „optimale Voraussetzungen“ hätten, um den Harzer Herausforderungen vor allem im Winter zu trotzen. Gerade im ländlichen Bereich habe eine solche Einrichtung noch viel mehr Bedeutung, weil es für Mobilität stehe, wenn man von A nach B wolle und die Straßen entsprechend gut seien. Die, die dafür sorgen, leisteten einen „unverzichtbaren Dienst für Gemeinwohl“ – das sei „gelebte Verantwortung“.

Bei der Baugeschichte wiederum lag der Staatssekretär nur ungefähr richtig, als er von verzögerungsfreien Abläufen sprach. In der Tat war die Straßenmeisterei lange auf Kurs.

Verzögerung auf den letzten Metern

Noch zum Richtfest am 20. November 2023 hatte Finanzminister Gerald Heere (Grüne) frohlockt, weil Finanzen und Zeit voll im Plan lagen. Später war ein Auftragnehmer wie berichtet jedoch nicht seinen vertraglichen Verpflichtungen nachgekommen, weshalb ihm das Baumanagement gekündigt hatte. Eine Verschiebung mit Domino-Effekt, sodass der angestrebte Übergabe-Termin im vierten Quartal des Vorjahres nicht zu halten war. Immerhin war die Rede von nur einer halben Million Euro mehr als geplant.
Da ist im Moment noch wenig drin: Im Winter dürfte mehr Streusalz vorrätig sein.

Da ist im Moment noch wenig drin: Im Winter dürfte mehr Streusalz vorrätig sein. Foto: Epping

Stolz durfte Südniedersachsens Chef-Baumanager Marcus Rogge trotzdem sein. Modernste Arbeitsbedingungen, energieeffiziente Technik, eine riesige und dennoch ohne störende Stützen gebaute Fahrzeughalle – das fällt sicherlich unter die Rubrik starke Leistung. Mehr als 50 Baufirmen überwiegend aus der Region hatten fast drei Jahre lang auf der Großbaustelle zu tun. Kein einziger Arbeitsunfall sei in dieser Zeit passiert – selbst ein Wespennest blieb hängen, ohne dass die Tierchen zum Stechen ausflogen.
Da passt was rein: Niedersachsens größte Streustofflagerhalle mit Silo fasst bis zu 2200 Tonnen Salz.

Da passt was rein: Niedersachsens größte Streustofflagerhalle mit Silo fasst bis zu 2200 Tonnen Salz. Foto: Epping

Bald muss niemand mehr in die Grube

Was steht auf dem neuen Areal? Ein Verwaltungsgebäude mit Büros, Besprechungs- und Schulungsräumen sowie Umkleiden mit Wasch- und Duschräumen, durch die Birgit Wölke die Gästeschar führte. Die Leiterin des Fachbereichs für Betrieb und Verkehr in der Goslarer Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr präsentierte auch die neue hydraulische Hebebühne in der Werkstatt, die Lasten bis zu 25 Tonnen hochwuchtet. Was bei Straßenmeisterei-Chef Andreas Beder die Augen leuchten ließ angesichts der bisherigen Grubenlösung im Altbau aus den 1950er Jahren. Die Kfz-Halle wurde schon erwähnt. Und Niedersachsens ab sofort größte Streustofflagerhalle mit Silo fasst laut Rogge 2200 Tonnen Salz – beste Voraussetzungen also, dass im Harz die „Straßen auch im Winter schwarz sind“. Aktuell lagert dort quasi nur eine Tagesration. Ein bisschen dauert es aber auch noch mit Eis und Schnee.

Staatssekretär fährt Unimog in Straßenmeisterei

Staatssekretär fährt Unimog in Straßenmeisterei.
Und warum sollte, durfte und konnte Wunderling-Weilbier den Unimog fahren? An diesem „ganz besonderen Tag“, wie Günter Hartkens es formulierte, wollten die Goslarer auch einmal zeigen, was sie so draufhaben. Der Leiter der Goslarer Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, der als Redner kurzfristig für seinen Präsidenten Timo Quander eingesprungen war, verriet, dass am Wochenende das Team der Seesener Straßenmeisterei an den deutschen Meisterschaften im Schneepflugfahren im oberfränkischen Marktredwitz als eine von zwei Niedersachsen-Mannschaften teilgenommen habe.
Die Fahnen wehen schon am neuen Sitz: Die Goslarer Straßenmeisterei ist fertig, Mannschaft und Geräte ziehen in den nächsten Wochen von der Vienenburger Straße an die Käthe-Kruse-Straße um.

Die Fahnen wehen schon am neuen Sitz: Die Goslarer Straßenmeisterei ist fertig, Mannschaft und Geräte ziehen in den nächsten Wochen von der Vienenburger Straße an die Käthe-Kruse-Straße um. Foto: Epping

Den Winter im Sommer üben

Peter Gottsmann und Dennis Randolph hatten im Juni den Vorentscheid in Seesen gewonnen. Jetzt landeten sie auf Platz 21 von 33 Teams, die Reifenstapel und Fässer in kleine Felder verschieben, Slalom auf der engen Straße fahren und kniehohe Kanthölzer gezielt umstoßen mussten. Insgesamt warteten 14 Hindernisse. Sieger waren am Ende Michael Wilhelmi und Lukas Kniesner aus Oberweyern in Hessen. Ob Wunderling-Weilbier mit Co-Pilot Florian Wurdinger eine Chance auf den Titel gehabt hätte? Zeit zum Üben fürs nächste Mal hätten die beiden noch. Die Meisterschaften werden nämlich stets in den Sommermonaten ausgetragen, weil die Profis im Winter – na klar – auf den Straßen der Republik gebraucht werden...

Weitere Themen aus der Region