Lidl und Rossmann planen Doppelneubau: Das sind die Gründe
Rossmann findet, dass die Drogerie auf der Adolph-Roemer-Straße zu versteckt liegt und von Autofahrern nur schlecht erreichbar ist. Darum soll an der Bauhofstraße neu gebaut werden. Foto: Neuendorf
Ein Doppelprojekt an der Bauhofstraße sorgt für Diskussionen: Lidl und Rossmann wollen ihre Märkte neu bauen und erweitern. Was steckt hinter den Umzugsplänen?
Clausthal-Zellerfeld. Warum planen Lidl und Rossmann in Clausthal-Zellerfeld einen kompletten Neubau? Im Bauausschuss erläuterten die Projektentwickler Benedikt Fleige (Rossmann) und Christopher Heinrigs (Lidl), wieso die bestehenden Märkte nicht mehr ausreichen und welche Verbesserungen die Bauhofstraße bietet.
Lidl will seinen 1000 Quadratmeter großen Markt an der Bauhofstraße abreißen und dort durch einen größeren Neubau mit 1550 Quadratmetern Verkaufsfläche ersetzen. Der aktuelle Markt sei räumlich ausgereizt, erklärte Heinrigs. Das habe auch einen negativen Einfluss auf die Barrierefreiheit, denn künftig sollen auch die Gänge breiter werden. Mit dem Neubau solle nicht nur ein zeitgemäßes Einkaufserlebnis entstehen, auch personell will Lidl im Oberharz wachsen – von derzeit 19 Angestellten und zwei Auszubildenden auf rund 30 Beschäftigte.
Parkplätze sind ein Problem
Rossmann wiederum sieht an der Adolph-Roemer-Straße keine Perspektive mehr. Fleige beschrieb die 500 Quadratmeter große Filiale im Ausschuss als zu klein, zu versteckt und optisch wenig einladend. In der dunklen Passage hätten viele Menschen den Eindruck, der Laden sei geschlossen, was auch durch den Leerstand im vorderen Bereich verstärkt werde. Für größere Einkäufe seien zudem die Parkmöglichkeiten zu knapp.

Erläutern im Ausschuss die Umbaupläne (v.l.): Christopher Heinrigs (Lidl) und Benedikt Fleige (Rossmann). Foto: Knoke
Gleichzeitig verfolgt Rossmann bundesweit die Linie, kleine Innenstadtfilialen in Orten mit weniger als 20.000 bis 30.000 Einwohnern umzustrukturieren und stärker auf gut erreichbare Fachmarktstandorte mit ausreichend Parkraum zu setzen. Umso mehr bedauert es Fleige auch, dass die Filiale in der Goslarer Gutenbergstraße aufgegeben wurde. Für den Neubau von Rossmann im Oberharz ist eine 750 Quadratmeter große Verkaufsfläche vorgesehen. Die Fläche in der Bauhofstraße vereint in den Augen des Projektentwicklers als einzige in Clausthal-Zellerfeld die Größe, die Erreichbarkeit und die Nähe zum Wohngebiet, auch wenn sich Fleige dem Nachteil für die Innenstadt bewusst ist. Rund anderthalb Jahre arbeiteten Rossmann und Lidl an einem Konzept für den Doppelstandort.
Premiere in Niedersachsen
Der Neubau soll über eine gemeinsame Zufahrt verfügen und 121 Stellplätze bieten. Änderungen am Fuß- und Radweg sowie eine Abschirmung zum Wohngebiet sind laut den beiden Unternehmen ebenfalls vorgesehen. Rossmann setzt auf Massivbauweise und plant ein Gründach mit Photovoltaik, eine Wärmepumpe sowie Flächen für E-Ladesäulen. Lidl will seinen Markt als Holzbau mit einem Flachdach errichten – der erste dieser Art in Niedersachsen. Heinrigs verdeutlichte, dass das den Bau sehr beschleunige: Die ersten Wände sollen nach einer Woche stehen und nach drei Wochen folgt das Dach. Insgesamt rechnet Lidl mit rund 20 Wochen Bauzeit.
Im Ausschuss diskutierten die Lokalpolitiker mit den Projektentwicklern auch die Details. Harald Weiß (Glück-Auf-Gruppe) äußerte Zweifel an der Haltbarkeit des geplanten Lidl-Flachdachs im Oberharzer Klima. Heinrigs versprach, den Hinweis an die Architekten weiterzugeben. Jens Knochen (CDU) regte Lösungen gegen illegale Müllentsorgungen in dem Bereich an. Positiv bewertete Fabian Pohl (Glück-Auf-Gruppe), dass auf einer bereits versiegelten Fläche gebaut werde und kein Eingriff in die freie Landschaft nötig sei.
Start eines aufwendigen Prozesses
Ein solcher Doppelneubau lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen, die Beratung im Ausschuss war daher nur der erste Schritt. Bei einer Nein-Stimme von Eva Peinemann (FDP-Fraktion) gab der Bauausschuss eine sonst positive Beschlussempfehlung. Wenn der Rat in seiner Sitzung am 4. Dezember zustimmt, soll zunächst erst einmal ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Diesen haben die DR Bauwert GmbH und die Lidl Immobilien Dienstleistungs GmbH & Co. KG gemeinsam beantragt.
Der bisherige Bebauungsplan Nr. 97 „Einzelhandel Bauhofstraße“ aus dem Jahr 2008 deckt das Gebiet nur teilweise ab, sodass die geplanten Erweiterungen aktuell nicht zulässig wären. Die Verwaltung empfiehlt deshalb, Plan 97 aufzuheben und durch den Bebauungsplan Nr. 104 „Einzelhandel Bauhofstraße II“ zu ersetzen. Gleichzeitig muss der großflächige Bebauungsplan Nr. 20 „Zentrale Versorgungsbereiche“ angepasst werden, da Plan 97 darin wie eine „Insel“ liegt und ohne Anpassung automatisch wieder die Regelungen des übergeordneten Plans greifen würden. Wie üblich haben die Bürgerinnen und Bürger im Laufe des Prozesses die Gelegenheit, sich mit Stellungnahmen einzubringen.
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