Achtung Krötenwanderung: Helfer am Goslarer Kahnteich gesucht
Wer hat ein Herz für Kröten? Gudrun Sakowski sucht Helfer, um die Amphibien sicher über die Straße zu bringen Foto: Hartmann
Die Krötenwanderung vom Goslarer Rammelsberg zum Kahnteich und zu den Judenteichen beginnt. Anwohnerin Gudrun Sakowski sucht nach Helfern, um Erdkröten, Grasfrösche und Teichmolche über die Bundesstraße zu bringen.
Goslar. Der Winter ist vorbei, und mit den ersten Frühlingsboten wachen auch die Kröten auf. Doch auf ihrer Wanderung vom Rammelsberg hinab zum Kahnteich und zu den Judenteichen droht vielen von ihnen der Tod. Vor allem der Straßenverkehr, aber auch die Straßengullys, können den Tieren zum Verhängnis werden.
Gudrun Sakowski, Anwohnerin der Wallstraße und Amphibienfreundin, ist sehr besorgt. Sie sucht dringend nach Helfern, die mit ihr in den Abendstunden oberhalb der Teiche im Bereich Bergdorfstraße, Wehrenbergstraße, Wallstraße und Siemensstraße auf Patrouille gehen und Frösche und Lurche einsammeln, um sie sicher über die Bundesstraße 82 zu tragen. Die meisten Kröten seien zwischen 19 und 20 Uhr unterwegs, sagt Sakowski, die schon jahrelange Erfahrung mit dem Einsammeln von Kröten hat.
Sehr kleines Team
Das Team der Krötenretter ist klein. Gudrun Sakowski ist 67 Jahre alt und gehbehindert. Unterstützt wird sie gewöhnlich von ihrer Tochter, die aber zurzeit erkrankt ist, und von einer Rentnerin aus Goslar. Weitere Helfer werden dringend gesucht. Zumal die Krötenfreundin zwar von der Eurawasser Stahlhaken zum Öffnen der Gullydeckel zur Verfügung gestellt bekam, aber einfach nicht mehr kräftig genug ist, die schweren Deckel zu heben. Kleine Handzettel, die sie im vergangenen Jahr in der Nachbarschaft verteilt hatte, brachten nicht den erhofften Zustrom an Helfern.
Mit dem Beginn der Krötenwanderung rechnet Sakowski täglich. Hohe Luftfeuchtigkeit, Temperaturen über zehn Grad, „dann laufen sie“, sagt sie. Manche Tiere machen sich schon als Pärchen auf die Reise, die Männchen auf dem Rücken der Weibchen – und sterben dann unter dem Autoreifen, malt sich die Goslarerin das Schicksal der Liebespaare drastisch aus. Sie will auch dieses Jahr alles daran setzen, ihre Lieblinge vor diesem Tod zu bewahren. So schwer es auch werden mag. „Die Stadt müsste hier überall große Schilder aufstellen“, wünscht sie sich. Während des Aufsammelns macht sie mit zwei kleineren Schildern am Straßenrand auf die Sammelaktion aufmerksam. Denn die auf der Bundesstraße vorbeirauschenden Autos haben ein hohes Tempo. „Man müsste für die Zeit eigentlich eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde anordnen“, sagt sie.
Verkehrssicherheit vor Krötensicherheit
Thomas Moll, ehemals Leiter der Unteren Wasserbehörde, hat die Krötenretter in den vergangenen Jahren unterstützt. Allerdings hat auch er bei seinen Gesprächen mit Verkehrs- und Naturschutzbehörde eine Abfuhr erhalten, wie er berichtet: „Man hat mir erklärt, die Erfordernisse der Sicherheit des fließenden Verkehrs seien höher zu bewerten als die Sicherheit einer geschützten Art“, berichtet er. Dabei stünden grundsätzlich alle Amphibien unter besonderem Schutz, stellt er klar. Während der Zeit, in der die Krötensammler unterwegs sind, könnten sie auch die Gullys mit grobmaschigem Maschendraht abdecken, sagt Moll. Aber die Straßeneinläufe komplett abzudecken, das sei in Goslar – gerade im Hinblick auf die Probleme mit Hochwasser – zu Recht nicht erlaubt, betont er und erinnert an die Flutkatastrophe von 2017 und das Weihnachtshochwasser 2023.
In den nächsten Tagen werden sich vor allem Erdkröten, aber auch Grasfrösche, Teichfrösche und Molche auf den Weg zum Kahnteich und zu den Judenteichen machen. Im vergangenen Jahr haben die Krötenretter 100 bis 200 Tiere pro Gewässer gesammelt, hat Moll gezählt. Eine Besonderheit: „Gerade bei den Judenteichen haben wir relativ viele Teichmolche gesammelt. Das ist sehr erstaunlich für ein Gewässer im Innenstadtbereich.“
Gerade die Erdkröte sei ausgesprochen wanderfreudig und lege durchaus schon mal zwei Kilometer zurück, um zu ihrem Laichgewässer zu gelangen. Diese Tiere benötigen den Teich nur zum Ablaichen, den Rest des Jahres verbringen sie in Wäldern, Gärten und Wiesenlandschaften. Viele von ihnen würden vermutlich in den Gärten entlang der Glockengießerstraße leben.
Sechs Wochen Wanderzeit
Voraussichtlich dauert die Hin-Wanderung drei Wochen. Wenn sich die Tiere dann einige Tage zur Paarung und zum Ablaichen aufgehalten haben, setzt die Rückwanderung ein. Insgesamt sei also mit einer Wanderzeit von rund sechs Wochen zu rechnen, in denen die Autofahrer etwas vorsichtiger fahren und besonders gut auf die Straße achten sollten. Für die Krötenretter ergibt sich daraus vor allem in der Mitte der Saison das Problem, herauszufinden, in welche Richtung die Tiere getragen werden müssen. Kröten, die auf die falsche Straßenseite gebracht werden, machen sich kurz danach wieder daran, die gefährliche Bundesstraße zu überqueren.
Wer helfen möchte und bereit ist, sich in den Abendstunden mit Eimer, Taschenlampe und Gummihandschuhen auf die Krötensuche zu machen, ist herzlich willkommen. Bitte melden unter: 0151/ 11940051.