Neuer Träger: Stadt Goslar übernimmt die Krippe in Wiedelah
Unter neuer Flagge: Ab 2026 soll die Krippe an der Bäckerstraße unter Regie der Stadt Goslar laufen. Foto: Epping (Archiv)
Eine Überraschung ist es nicht (mehr), und noch sind auch nicht alle Details geklärt: Aber zum Jahreswechsel will die Stadt Goslar die Wiedelaher Krippe samt Personal vom Trägerverein übernehmen. Dort zieht sich der Vorstand zurück.
Wiedelah. Diese Lösung hat sich schon seit Monaten angedeutet, jetzt will und muss die Stadt Goslar Nägel mit Köpfen machen: Die Krippe in Wiedelah, die seit ihrem Start vor mehr als 20 Jahren von einem privaten Trägerverein betrieben wird, soll zum Jahreswechsel in städtische Regie übergehen. Allen pädagogischen Fachkräften soll ein Beschäftigungsangebot gemacht werden. Was am Ende rechnerisch einen Stellenzuwachs von sieben Vollzeitstellen für die Verwaltung bedeutet.
Mit diesem Vorschlag geht der Fachbereich Bürgerservice am 28. August in die Beratungen im Ausschuss für Familie, Bildung und Soziales, der ab 17 Uhr im Goslarer Rammelsberghaus tagt. Eine Lösung muss vor allem deshalb gefunden werden, weil sich wie berichtet der alte Vorstand des Trägervereins mit Ute Altevogt an der Spitze zum Jahresende endgültig zurückzieht. Die Führungsriege hatte diesen Schritt bereits mehrfach aufgeschoben.
Zwei neue Anbauten geplant
Zunächst war geplant, die beiden Gruppen und die insgesamt 30 Kinder im Alter bis drei Jahre auf die katholische Kita St. Josef in Wiedelah und die evangelische Kita an der Rabeckbreite in Vienenburg zu verteilen. Dort sollten Anbauten her. St. Josef hat seine Räumlichkeiten längst erhalten. Vienenburg hinkt hinterher. Mittlerweile hat die Politik aber erkannt, dass Platzbedarf im Krippen-Bereich ohnehin höher ist und die Wiedelaher Einrichtung zusätzlich gebraucht wird.
Lange umstritten war die Frage, ob das Gebäude an der Bäckerstraße nach einem Trägerwechsel eine Betriebserlaubnis erhalten könne. Das kann das Haus offenkundig. Was nicht in der Vorlage steht: Ein zweiter Fluchtweg ist unabdingbar. Oder nicht? „Doch, das ist eine klare Auflage, und der Rettungsweg wird auch vorher gebaut“, sagt Fachbereichsleiter Sven Busse. Weil die Modalitäten noch nicht feststehen, finde sich dazu noch nichts im Beschlussvorschlag. Es werde aber nachgelegt.
Mietvertrag und IT-Upgrade
Was ist demnach geplant? Ab Januar mietet das Goslarer Gebäudemanagement (GGM) die Räume von der Göttinger AKW Immobilienverwaltungs GmbH an. Für die Stadt entstehen geschätzte Kosten von rund 38.900 Euro pro Jahr. Um die IT-Infrastruktur auf Stand zu bringen, sind weitere gut 7300 Euro nötig. In der Einrichtung stehen aktuell Betreuungsplätze für insgesamt 30 Kinder im Alter von null bis drei Jahre im Zeitraum zwischen 7 und 16 Uhr zur Verfügung.
Vanessa Sievert (früher Schulz) von der Wiedelaher Elterninitiative (l.) und Donata Prietz als Vorsitzende des Kita-Stadtelternrates sind mit dem Vorschlag zu Krippen-Beibehalt unter neuer Trägerschaft zufrieden. Foto: Heine (Archiv)
„Wir freuen uns, dass das Betreuungsangebot für die Kleinsten in Wiedelah erhalten bleibt – eine hervorragende Nachricht für Kinder, Eltern und Mitarbeitende“, erklärt Vorsitzende Donata Prietz vom Kita-Stadtelternrat. Besonders positiv sei, dass das vorhandene Team übernommen werde. Den Kindern blieben ihre vertrauten Bezugspersonen erhalten, was für ihre Entwicklung, aber auch für die Sicherheit und das Vertrauen der Familien von großer Bedeutung sei. Ihr großer Dank gelte der Wiedelaher Elterninitiative, die sich mit viel Engagement und Ausdauer für den Erhalt der Krippe eingesetzt habe, schreibt Prietz – „ein starkes Beispiel dafür, wie wichtig und wirkungsvoll Elternarbeit sein kann“. Die so Gelobten geben die Blumen gern zurück und freuen sich, dass ihre Arbeit Früchte getragen habe. „Es ist eigentlich alles drin, was wir uns gewünscht haben“, sagt Sprecherin Vanessa Sievert. Auch sie hebt hervor, wie wichtig es für den Nachwuchs sei, dass die vertrauten Betreuer den Wechsel des Trägers mitmachten.
Zu Vienenburger Zeiten
Der Trägerverein hatte sich einst im November 2001 ebenfalls aus einer Elterninitiative heraus gegründet, die sich Kita-Plätze für ihren Nachwuchs auch schon vor dem Kindergarten wünschten. 2002 wurde das ins Auge gefasste Haus an der Bäckerstraße so umgebaut, dass ein großer Gruppenraum mit Küche und Essbereich, Büro und Besprechungszimmer, sanitäre Anlagen sowie je ein Bewegungs- und ein Ruheraum auf zwei Etagen bezogen werden konnten. 2003 erhielt die Einrichtung die Anerkennung als Krippe für 15 Kinder. Mit Zustimmung der Stadt Vienenburg stellte der Verein 2009 einen Antrag auf Erweiterung um eine zweite Krippengruppe, dem das Land Niedersachen entsprach. Diese Gruppe ging im April 2011 an den Start.
Altes Geld und neue Einrichtungen
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass das Land Fördermittel in Höhe von 217.500 Euro für diesen zweiten Schritt beisteuerte. Das Geld hatte eine Zweckbindungsfrist von 25 Jahren und endet erst im Juni 2036. Den Rückforderungsanspruch des Landes bezifferte die Stadtverwaltung zum Jahresanfang 2025 auf immer noch 91.800 Euro. Sie verringert sich um 8700 Euro per anno. Die Stadt Goslar müsste dieses Geld bei einer Trägeraufgabe dem Land erstatten. Und zur Erinnerung: Erst im Sommer 2023 hatte die Stadt zwei Goslarer Einrichtungen übernehmen müssen. Die DRK-Kinderkrippe mitten in der Altstadt an der Münzstraße und der Eltern-Kinder-Gruppe an der Bäringerstraße hatten auf lange Traditionen zurückgeschaut. Aber hier die Insolvenz des Kreisverbandes, dort die Auflösung eines Vereins machten ein Einspringen nötig. An beiden Orten ging es ab dem 1. August für Personal und Kinder unter dem Dach der Stadt weiter.
Copyright © 2025 Goslarsche Zeitung | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.