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Gründungszentrum Clausthal-Zellerfeld

GZ Plus IconGoslarer Keramik-Café macht jeden zum Künstler: Paar lebt Traum

Julieth Andrea Bohorquez Ambrocio und Venkata Subramanian stehen an ihrem Brennofen, der mit Keramik gefüllt ist.

Julieth Andrea Bohorquez Ambrocio und Venkata Subramanian betreiben seit August 2024 das Keramik-Café in Goslar. Die Kunstwerke werden vor Ort im Ofen gebrannt und können dann abgeholt werden. Foto: Neuendorf

Im Goslarer Keramik-Café erfüllt sich ein Ehepaar einen Traum. Jetzt wagen die beiden im Gründungszentrum in Clausthal-Zellerfeld den nächsten Schritt für ihre Vision.

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Von Corinna Knoke
Sonntag, 23.11.2025, 19:45 Uhr

Clausthal-Zellerfeld/Goslar. In ihrem Keramik-Café in Goslar lassen Venkata Subramanian und Julieth Andrea Bohorquez Ambrocio die Besucherinnen und Besucher zu Künstlern werden. Aus einer kleinen Idee ist schnell eine Erfolgsgeschichte geworden. Inzwischen gibt es einen zweiten Standort in Salzgitter-Lebenstedt. Seit diesem Herbst hat sich das Ehepaar zudem im Gründungszentrum in Clausthal-Zellerfeld eingemietet. In ihrem Büro und Ofenraum wollen die beiden die Brennprozesse weiterentwickeln, um ihren Kunden künftig noch mehr zu bieten.

Zu sehen ist das Gründungszentrum in Clausthal-Zellerfeld.

Das Gründungszentrum in Clausthal-Zellerfeld ist abgesehen von einer Halle im November 2025 voll belegt. Foto: Neuendorf

Im August 2024 eröffnete die Harzer Kaffee Jungs GbR der beiden Clausthal-Zellerfelder das Café in der Breiten Straße in Goslar. Auf 40 Quadratmetern können Gäste aus mehr als 80 Rohlingen wählen, diese nach ihren Vorstellungen bemalen und nach dem Brennen als glänzendes Unikat mit nach Hause nehmen. Und weil Kreativität eben auch ein bisschen Zeit erfordert, gibt es währenddessen heiße und kalte Getränke. Der 37-jährige Subramanian ist ausgebildeter Barista und sorgt dafür, dass der Kaffee gut schmeckt.

Kein Talent im Malen nötig

Die Idee hinter dem Keramik-Café kam von Ambrocio, die in Clausthal-Zellerfeld in der Pflege arbeitet. Sie weiß, wie wichtig gemeinsame Zeit für Kinder, Eltern und Großeltern ist. „Viele Omis und Opis wohnen ganz allein“, bedauert die 34-Jährige. Im Café können alle kreativ werden, Vorkenntnisse braucht es nicht.

Unbemaltes Keramik-Geschirr steht im Regal.

Vor dem Bemalen sind die Keramikrohlinge weiß. Darum bieten sie viel Potenzial für die Gäste, kreativ zu werden. Foto: Kempfer

Beim Betreten der Räume wird jeder Kunde Schritt für Schritt angeleitet. Es gibt zudem Tipps, welche Farbkombination sich auf welchem Rohling gut eignet. Wer möchte, kann sich zudem an Schablonen und Stempeln bedienen oder einfach drauflosmalen. Die Fertigkeiten im Keramikbrennen hat sich das indisch-kolumbianische Ehepaar in einem Workshop in Berlin angeeignet. Schon im ersten Jahr haben die Gäste im Goslarer Café rund 7000 Keramikstücke bemalt, 2025 sind es schon fast 13.000. Auch die Zahl der Kunden hat sich verdoppelt – von 2200 im Jahr 2024 auf 4300 bis Oktober dieses Jahres. Längst ist das Café kein Geheimtipp mehr: Spontane Besuche haben nur selten Erfolg. Die Termine sind bis zu sechs Wochen im Voraus vergeben. Im Laden in Goslar beschäftigt das Ehepaar zwei Vollzeitkräfte, ebenso in Salzgitter.

Freundlicher Charakter trifft auf Know-how

Auch die Gründer sind regelmäßig vor Ort, packen mit an und stehen den Gästen zur Seite. Ihr freundlicher, offener Charakter, den sie aus ihren Heimatländern mitgebracht haben, prägt die Atmosphäre im Café. Subramanian, der in Indien Maschinenbau studiert und an der TU Clausthal noch einen Master gemacht hat, bringt technisches Know-how ein. Ambrocio sorgt mit ihrem Sinn für Gestaltung und ihrer warmherzigen Art dafür, dass sich die Gäste wohlfühlen.

Das Bild zeigt bemalte Keramikstücke von Kunden des Goslarer Cafés.

Im Keramik-Café in Goslar wird jeder zum Künstler. Ein Talent im Malen ist nicht nötig, die richtige Anleitung macht es möglich. Foto: Neuendorf

Die Clausthal-Zellerfelder beklagen aber, dass es zunehmend schwieriger wird, Mitarbeiter und Aushilfen zu finden. Deshalb denken sie langfristig über ein voll automatisiertes Café nach: Roboter könnten die Arbeit übernehmen, während die Gäste über QR-Codes Anleitungen auf ihre Handys erhalten, um ihre Keramikstücke selbst zu gestalten.

So wäre auch eine mobile Version des Cafés denkbar, die sich für private Veranstaltungen buchen lässt – genauso wie das Kaffee-Fahrrad, mit dem Subramanian bereits regelmäßig auf Events unterwegs ist.

Der große Traum des Ehepaares: kleine Keramik-Cafés nach dem Franchisemodell im gesamten Harz. Dabei würde jeder Gründer das bestehende Konzept gegen Gebühr übernehmen und unter dem bekannten Namen selbstständig betreiben. „So wie McDonald‘s?“ „Ja, nur eine Nummer kleiner“, sagt Subramanian lachend.

Schritt in die Zukunft

Das Gründungszentrum ist für die beiden ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Zum einen wollen sie den Ofenraum nutzen, um neue Mitarbeiter anzulernen, wie in einer Art Trainingszentrum. Zum anderen – und fast noch wichtiger – möchten sie neue Brennprozesse testen und mit Glasuren experimentieren. Bisher haben die Kunstwerke ihrer Kunden nach dem Brennen eine glänzende Oberfläche. Laut Ambrocio gibt es aber noch viele weitere Möglichkeiten, zum Beispiel matte oder glitzernde Effekte.

Mit dem Bezug des Gründungszentrums schließt sich besonders für Subramanian der Kreis: Es liegt auf dem Campus, unweit der Institute, an denen er früher studierte. Auf die beiden wird nun noch mehr Arbeit zukommen, obwohl der 37-Jährige bereits als freiberuflicher Ingenieur 40 Firmen betreut. „Unser Tag könnte auch gern 48 Stunden haben.“

Während andere Menschen vom „American Dream“ sprechen, leben Venkata Subramanian und Julieth Andrea Bohorquez Ambrocio ihren deutschen Traum: Sie können ihre Visionen verwirklichen, ihr Café gestalten und stetig verbessern. Nicht ohne Grund sprechen sie beide von ihrem „Baby“.

Wirtschaft im Harz kann online heruntergeladen werden: www.wirtschaft-im-harz.de.

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