Die Nacht, in der Kater Lucky sein Beinchen verliert

Peter Meißner und Ingrid Schiedung sind froh, dass es Lucky nach der Amputation seines rechten Vorderbeins wieder besser geht. Foto: Schlegel
Kater Lucky aus Bündheim verlor auf rätselhafte Weise ein Bein. Seine Besitzer fürchteten, eine brutale Falle sei der Grund. Liegen sie richtig? Müssen auch andere Katzenbesitzer um ihre Tiere bangen? Die GZ ist der Sache auf den Grund gegangen.
Bad Harzburg. Wie hat Kater Lucky sein Beinchen verloren? Diese Frage quält das Ehepaar Ingrid Schiedung und Peter Meißner seit Wochen. Lucky kam nämlich eines Tages schwer verletzt nach Hause. Seine rechte Pfote war abgerissen, der Tierarzt musste dem 16 Jahre alten Tier das komplette Bein abnehmen. Mittlerweile ist Lucky über den Berg, aber seine Besitzer machen sich natürlich Gedanken darüber, was dem armen Kerl passiert sein könnte. Ob er in eine Schlagfalle geraten ist, die irgendwer in einem der Nachbargärten aufgestellt hat? Theoretisch denkbar. Praktisch jedoch eher unwahrscheinlich, wie die GZ recherchiert hat.
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Lucky lebt seit gut 14 Jahren bei dem Rentnerehepaar in der Radaustraße. „Das ist unser Kind“, sagt Peter Meißner. Lucky hatte auch einen festen Tagesrhythmus. Abends gegen 21. Uhr ging er durch seine Katzenklappe hinaus, streifte durch die Nachbarschaft und war eigentlich immer pünktlich am ganz frühen Morgen wieder da. Geschlafen wurde dann bei Herrchen im Bett. Am 13. August jedoch, Meißner hat den Tag in seinem Kalender notiert, war Lucky morgens noch nicht wieder da.
Tagelange Quälerei
Dass eine Katze mal „unpünktlich“ ist, mag vorkommen. Doch Lucky blieb verschwunden. Zweieinhalb Tage lang. Dann tauchte er plötzlich wieder auf – dort, wo seine rechte Pfote war, klaffte eine schreckliche Wunde. Seine Besitzer eilten mit ihm zum Tierarzt, der nur noch das ganze Bein amputieren konnte. Denn die Verletzung muss schon einige Stunden oder Tage alt gewesen sein, das Bein war nicht mehr zu retten.
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Peter Meißner und Ingrid Schiedung möchten sich gar nicht ausmalen, was ihrem Kater passiert ist. Wahrscheinlich hat er sich irgendwo eingeklemmt und dann stunden- oder tagelang versucht, sich zu befreien. Am Ende dürfte er sich das Pfötchen abgerissen oder abgekaut haben, um sich dann mit letzter Kraft nach Hause zu schleppen. Auf alle Fälle eine endlose Quälerei für den kleinen Kerl.

Lucky hat sich auf drei Beinen ins Leben zurückgekämpft. Foto: Schlegel
Peter Meißners erster Verdacht: Irgendwer habe in den nahen Kleingärten eine brutale Schlagfalle aufgestellt, um Hühner gegen hungrige Füchse zu beschützen. Und statt des Fuchses ist Lucky in die Falle geraten.
Totschlagfallen sind verboten
Müssen jetzt alle Katzenbesitzer in der Radaustraße Angst um ihre Tiere haben? Eher nicht, jedenfalls nicht mehr als sonst auch, wenn ihre Katzen nachts unterwegs sind. Denn sowohl der Tierarzt, der Lucky operierte, als auch Mechthild Wenke als Vorsitzende der Kreisjägerschaft halten es zwar für denkbar, letztlich aber unwahrscheinlich, dass die Verletzung von solch einer Falle herrührt.
So brutal es klingt: „Da ist dermaßen Kraft dahinter, dass die Pfote sofort abgetrennt worden wäre“, sagt Mechthild Wenke über die Funktionsweise dieser Fallen. Nicht von ungefähr werden sie in der Jägerschaft schon lange nicht mehr verwendet, sie sind sogar verboten. Totschlagfallen gäbe es nur noch für Mäuse und Ratten, und selbst von denen rät die Jägerschaft ab. Denn sie könnten für andere Tiere oder auch Kinder sehr gefährlich sein. Die Jägerschaft beispielsweise verwendet für Füchse und Waschbären nur Lebendfallen.
Irgendwo eingeklemmt
Wer privat solch eine Schlagfalle aus Opas Nachlass im Schuppen findet, sollte sie wegwerfen, so die Vorsitzende der Kreisjägerschaft. Auf keinen Fall darf man sie benutzen. Und das sollte man auch nicht, denn schon das Spannen ist gefährlich. Da ist auch schnell mal eine Menschenhand amputiert, eine derartige Wucht haben die Fallen.
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Nein, nach Ansicht des Veterinärs und der Jägerin ist es sehr unwahrscheinlich, dass der arme Lucky Opfer einer solchen Schlagfalle geworden ist. Er dürfte sich die Pfote eher irgendwo eingeklemmt haben, vielleicht in einem Fenster, einer Tür. Jedenfalls so, dass er lange brauchte, ehe er sich befreien konnte. Kein Trost für Peter Meißner und Ingrid Schiedung. Wohl aber beruhigend für die Katzenbesitzer in der Radaustraße. Der Verdacht, dass irgendwer illegal eine Schlagfalle aufgestellt hat, ist wohl unbegründet.
Lucky geht es schon besser
Dem dreibeinigen Lucky geht es übrigens mittlerweile wieder viel besser. In den ersten Tagen nach der Amputation stand es um ihn gar nicht gut. Er wollte nicht mehr fressen, nahm fast die Hälfte seines Gewichts ab. Das Laufen fiel im schwer, obwohl er es immer wieder versuchte. Doch langsam kam er wieder auf die (drei) Beine, läuft durch die Wohnung und möchte Streicheleinheiten. Peter Meißner und Ingrid Schiedung verwöhnen ihn mit gutem Futter. Nur vor die Tür lassen sie ihn nicht mehr.
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