Neue Gemälde vom Vater des Altenauer Heimatfestes

Karl Reinecke: Aber wer ist eigentlich der Künstler, auf den die beliebte Großveranstaltung im Oberharz zurückgeht? Foto: Heimatstube
Die Heimatstube Altenau-Schulenberg zeigt zum Heimatfest zwei neue Gemälde von Karl Reinecke. Aber wer war eigentlich der Künstler, auf den die beliebte Großveranstaltung im Oberharz zurückgeht?
Altenau. Wenn im Ort bunte Fahnen wehen, die Häuser harztypisch geschmückt sind, Blaskapellen aufspielen und sonntags der bunte Festumzug durch die Straßen zieht, ist es so weit: In Altenau wird wieder Heimatfest gefeiert. Pünktlich zum Heimatfest wartet die Heimatstube mit einer positiven Nachricht auf: Zwei Neuzugänge können die Besucher – auch während des Heimatfestes – in der Karl-Reinecke Galerie bestaunen.

Das Gemälde „Fichten auf dem Hügel“ können Besucher der Heimatstube jetzt sehen. Foto: Heimatstube
„In den letzten Tagen ist es uns gelungen, gleich zwei großformatige Ölgemälde neu für unsere Sammlung zu erwerben“, berichtet Roland Riesen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde. „Ein Werk, das typischer für Reinecke nicht sein könnte, ist das Bild ‚Zwei Skiläufer im Wettkampf‘. Wir haben es von einem Wintersportverein aus Hannover kaufen können“, erläutert Riesen. Von einem Auktionshaus aus dem Südwesten komme das Werk „Fichten auf dem Hügel“ nach Altenau. Zu sehen ist ein weiter Blick in die Oberharzer Landschaft. Reinecke malte das Bild 1919 im Alter von 34 Jahren. „Es ist das älteste Gemälde in unserer Reinecke-Sammlung“, fügt Roland Riesen hinzu. Aus Anlass des Heimatfestes ist die Heimatstube vom 17. bis 24. September täglich geöffnet.
Fest der Generationen
Das in fünfjährigem Turnus stattfindende Fest gehört seit jeher zu den kulturellen Höhepunkten in der Bergstadt. Auch in diesem Jahr wird es wieder ein Fest der Generationen sein – und ein lebendiger Beweis dafür, dass kulturelles Erbe nicht in Archiven verstaubt, sondern mitten in der Bergstadt Altenau und damit im Leben ihrer Einwohner weiterbesteht.

„Zwei Skiläufer im Wettkampf“ ist ein für Karl Reinecke typisches Gemälde. Foto: Heimatstube
Immer steht dabei auch die Persönlichkeit Karl Reinecke‑Altenau im Mittelpunkt, der bedeutendste Heimatkünstler des Ortes. Er gilt als einer der Hauptinitiatoren des Heimatfestes, das mit dem „1. Altenauer Heimattag“ im Jahre 1926 ins Leben gerufen worden ist. Geboren am 6. Dezember 1885 in Altenau, prägte Karl Reinecke nicht nur als Lehrer und Grafiker die Region, sondern vor allem als Maler, Schriftsteller und Heimatdichter. Sein künstlerisches Werk ist eng mit dem Oberharz verbunden – sei es in Form von Illustrationen, Romanen oder Mundarttexten. Als Mitbegründer des Oberharzer Heimatbundes im Jahr 1933 trug Reinecke auch maßgeblich zur Pflege regionaler Kultur bei. Viele Jahre lebte er in Hannover, wo er an einem Gymnasium als Kunstlehrer tätig war. Mit Altenau und dem Oberharz fühlte sich Reinicke auch in dieser Zeit eng verbunden. Er starb am 30. April 1943 während einer Kur in Bad Nauheim.
700-seitiges Lebenswerk
Überregional bekannt wurde Reinecke Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderem durch das Buch „Harzheimat“, das 1924 erschien und bis heute als Klassiker der Harzliteratur gilt. Darin vereint er Anekdoten und Traditionen mit eigenen Zeichnungen. Seine späteren Werke, wie der Roman „Die reiche Barbara“ oder der posthum veröffentlichte „Berggeselle Behm“ setzen sich mit dem Leben der Harzer Bergleute auseinander. Sein literarisches Lebenswerk wurde auf mehr als 700 Seiten zusammengefasst in dem Buch „Die Schwalben von Toledo“, das 2020 erschien.
Die Altenauer Heimatstube würdigt den Künstler seit 2021 mit einer eigens eingerichteten Karl-Reinecke-Galerie, in der Ölgemälde, Originalzeichnungen, Buchillustrationen sowie historische Werbegrafiken zu sehen sind – etliche davon entstanden für namhafte, auch heute noch existierende Firmen, wie Dr. Oetker oder Continental. Die echten Oberharzer wissen: Karl Reinecke war ein Mann der Berge, der seine Heimat nicht nur liebte, sondern sie in Wort und Bild unvergesslich machte. Besucherinnen und Besucher können in der Karl-Reinecke-Galerie viele Originale seiner Werke bestaunen – und so einen Künstler neu entdecken, dessen Handschrift das kulturelle Selbstverständnis Altenaus bis heute prägt.
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