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Ausstellung mit Performance

GZ Plus IconKaiserring-Stipendium: Evan Ifekoya im Goslarer Mönchehaus

Evan Ifekoya hat das Kaiserring-Stipendium gewonnen und schaute sich am Wochenende Goslar und das Mönchehaus-Museum an. Die geplante Ausstellung der nichtbinären Künstlerpersönlichkeit wird am 4. Oktober eröffnet und trägt den Titel "The Archive Is An Altar – Das Archiv ist ein Altar".

Evan Ifekoya hat das Kaiserring-Stipendium gewonnen und schaute sich am Wochenende Goslar und das Mönchehaus-Museum an. Die geplante Ausstellung der nichtbinären Künstlerpersönlichkeit wird am 4. Oktober eröffnet und trägt den Titel "The Archive Is An Altar – Das Archiv ist ein Altar". Foto: Hartmann

Evan Ifekoya hat das Goslarer Kaiserring-Stipendium gewonnen und besuchte nun zum ersten Mal das Mönchehaus. Das Konzept für die Ausstellung steht bereits. Im Zentrum steht ein Dokumentarfilm über eine nigerianische Priester-Rebellin an der Trommel.

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Von Petra Hartmann
Dienstag, 05.08.2025, 07:00 Uhr

Goslar. Erstes Schnuppertreffen im Mönchehaus: Evan Ifekoya hat das Kaiserringstipendium gewonnen und wird im Oktober im Mönchehaus-Museum eine Ausstellung eröffnen. Der Titel steht bereits fest: „The Archive Is An Altar“, auf Deutsch: „Das Archiv ist ein Altar“. Damit sind bereits zwei wichtige Schwerpunkte im Werk der 37-jährigen Künstlerpersönlichkeit angedeutet: Es wird um Heiliges, Spirituelles gehen, und zugleich um eine Dokumentation, das Bewahren von Erinnerung, von Überliefertem.

Evan Ifekoya ist eine nicht-binäre Person, also ein Mensch, dessen Geschlecht mit „männlich“ oder „weiblich“ und „er“ oder „sie“ nicht korrekt beschrieben werden kann, im Deutschen wird hierfür unter anderem „ersie“ oder „sier“ verwandt.

Ifekoya kam am Donnerstagabend um 23 Uhr mit einem Flug in Hannover an, dank einer Bahn-Verspätung erreichte sier schließlich erst tief in der Nacht die Kaiserstadt und das Hotel „Zur Tanne“. Bis Sonntag hatte sier bereits Gelegenheit, ein wenig von Goslar zu sehen und im Mönchehaus die Räume für die Ausstellung zu betrachten. Wird es passen? Immerhin hat Ifekoya schon durch sehr große, raumgreifende Installationen von sich reden gemacht. Kein Problem, meint die neue Mönchehaus-Direktorin Miriam Bettin, die mit „Das Archiv ist ein Altar“ ihre erste Ausstellung an der neuen Wirkungsstätte kuratieren wird. Das Konzept steht bereits im Wesentlichen. Der Raum im oberen Stockwerk wird vor allem von einer Filmvorführung beherrscht werden, daneben soll auch eine Installation aufgebaut werden, die den Besuchern Platz zum Lesen bietet. An den Wänden werden Bilder zu sehen sein, die andere Installationen Ifekoyas zeigen.

„Modupe – Dankbarkeit“

Der etwa 20-minütige Dokumentarfilm trägt den Titel „Modupe“. In der Yoruba-Sprache in Nigeria, wo Ifekoya geboren wurde, bedeutet dies so viel wie Dankbarkeit, das Bewusstsein, etwas Bedeutendes empfangen zu haben. Der Film ist eine Hommage an eine nigerianische Künstlerin: Amelia Pedroso. In Nigeria war Pedroso eine Legende: Sie spielte eine spezielle Trommel, die Bata, die bei heiligen Zeremonien benutzt wurde, und eigentlich hieß es, dass nur Männer dieses Instrument spielen konnten. „Sie war eine rebellische, lesbische Priesterin der Yoruba-Tradition“, sagt Ifekoya. Und fügt leise hinzu: „Sie starb zu jung. An Krebs.“ Extra für diese filmische Dankesbezeugung hat sier selbst das Trommeln gelernt. Und das Wandeln zwischen den Künsten, zwischen bildlicher Darstellung, Klängen und Performance ist auf jeden Fall eines der großen Anliegen Ifekoyas.

Vertraute Fachwerkhäuser

Von Goslar habe sier zuvor noch gar nichts gehört, sagt sier. Nun also die erste Live-Begegnung. Die Fachwerkhäuser wirkten jedenfalls schon beim ersten Anblick vertraut, ein wenig an Tudor-Architektur erinnernd. Und der Garten des Mönchehauses mit den schönen Hibiskus-Blüten begeisterte Ifekoya sofort.

Zusammen mit der Mönchehaus-Chefin arbeitet sier nun am Rahmenprogramm für die Ausstellung. Es soll auf jeden Fall eine Performance geben. Und als Mensch, für den Religion, Spiritualität und das Heilige eine große Rolle spielen, möchte sier auch etwas zusammen mit den Kirchen auf die Beine stellen. Das gemeinsame Mittagessen im Schatten der Jakobikirche hat Ifekoya am Freitag bereits einen ersten Eindruck von den Goslarer Gotteshäusern gegeben.

ZUR PERSON

Evan Ifekoya wurde 1988 im Dorf Iperu in Ogun-State in Nigeria geboren. Sier wuchs in Großbritannien auf, studierte in London und ist international bereits durch zahlreiche Ausstellung bekannt, unter anderem auf der 60. Biennale in Venedig, in Virginia und Lagos, Zürich und Berlin. Nächstes Ziel ist Japan.

2018 gründete Ifekoya das kollektiv organisierte und von queeren, trans-,

intersexuellen, Schwarzen und Personen of Colour geleitete Black Obsidian Sound System (B.O.S.S.). Auszeichnungen: Paul Hamlyn Award (2021), Kleinwort Hambros Emerging Artists Prize (2019), Arts Foundation Award for Live Art (2017).

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