Pfalzquartier in Goslar: Mehrheit sieht eine neue Chance

Blick auf die Brachfläche im Kaiserpfalzquartier: Neue Investoren werden gesucht. Foto: Privat
Investor Hans-Joachim Tessner sagt weiterhin 10,5 Millionen Euro für eine Stadthalle zu. Auch die Pläne des gesamten Projekts im Kaiserpfalzquartier will er zur Verfügung stellen. Doch wie schätzen die politischen Fraktionen die neue Situation ein?

CDU-Fraktionschef Norbert Schecke. Foto: Roß
CDU: Historische Chance
Mit seinem Angebot widerlege Tessner zugleich kritische Stimmen, die das Finanzierungsvolumen für das Kaiserpfalzquartier im Zusammenhang mit dem Engagement der Tessner-Stiftung für die Hotels „Kaiserworth“ und „Brusttuch“ infrage gestellt hätten. „Es liegt nun an uns – an der Stadt, an der Politik, an der Bürgerschaft –, diese historische Chance zu ergreifen und das Kaiserpfalzquartier doch noch zu einem Leuchtturmprojekt zu machen. Ein Projekt und ein Gönner, um die uns andere Städte beneiden“, resümiert Schecke.
SPD-Fraktionschef Martin Mahnkopf. Foto: Hartmann
„Unsere Hoffnung wurde erfüllt“, sagt SPD-Fraktionschef Martin Mahnkopf: „Es ist eine Freude und gleichzeitig auch Erleichterung. Wir sind Herrn Tessner sehr dankbar.“ Wenn der Bebauungsplan nun vorangebracht und in die Öffentlichkeit getragen werde, dann sei dies „ein sehr gutes Zeichen im weiteren Verfahren um eine Investorensuche“, erklärt Mahnkopf.
SPD: Sind fest entschlossen
Im Rat gebe es eine Mehrheit, „und wir sind fest entschlossen, das Projekt weiterzuentwickeln“. Zugleich müssten sich Stadt und Politik aber auch kompromissbereit zeigen für Ideen möglicher neuer Investoren, signalisiert Mahnkopf. Schließlich ist offen, ob neue Interessenten das Projekt identisch übernehmen.

FDP-Fraktionschef Christian Rehse. Foto: Sowa
Linke: Bleibt ein dicker Brocken

Linken-Fraktionschef Michael Ohse. Foto: Ross
Bürgerliste: Ungelöste Probleme

Henning Wehrmann, Bürgerliste. Foto: Sowa

Sabine Seifarth, Sprecherin der Gruppe „Grüne Partei 42“. Foto: Ross

AfD-Fraktionschef Dirk Straten. Foto: gs
Sigmar Gabriel fordert Projektmanager

Sigmar Gabriel (SPD), Goslarer Ehrenbürger und ehemaliger Vizekanzler. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa
Bei der Projektsteuerung schreibt Gabriel der Stadt mehr Struktur und Tempo ins Gebetbuch: „Die Stadt braucht aus meiner Sicht einen Projektmanager an der Spitze“, der das umfangreiche Vorhaben kontinuierlich vorantreibe. Sein Appell an die Fraktionen: Der Rat müsse der Versuchung widerstehen, die Entwicklung im Kaiserpfalzquartier in den Wahlkampf zu ziehen.
Schwerdtner: Zutiefst dankbar

Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Hans-Joachim Tessner: große Freude nach dem Bürgerentscheid 2024 für das Kaiserpfalzquartier. Foto: Epping
Hans-Joachim Tessner habe „ein starkes Zeichen der Verbundenheit mit seiner Heimatstadt“ gesetzt, heißt es im Rathaus. Es sei nun Aufgabe der Stadt, gemeinsam mit den politischen Gremien, der Bürgerschaft und möglichen weiteren Partnern das Projekt zu realisieren und zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, sagt Urte Schwerdtner.
Bürgerinfo am 18. September
Der weitere Fahrplan stehe bereits fest und sei mit den Fraktionen des Stadtrats nach zwei interfraktionellen Gesprächen und einer nicht öffentlichen Ratsinformationsveranstaltung abgestimmt. Zunächst soll der Bebauungsplan in den städtischen Gremien verabschiedet werden, bevor eine Neuausschreibung für Investoren und Partner erfolgt. „Die Stadt wird die Öffentlichkeit regelmäßig über den Fortgang informieren“, heißt es. Eine erste Bürgerinformation ist am Donnerstag, 18. September, vorgesehen. Ort und Zeit werden noch genannt.
Insgesamt soll laut Stadt kein Stillstand in der Entwicklung des Kaiserpfalzquartiers eintreten. Denn die Entwicklung des Areals rund um die Kaiserpfalz beinhalte auch zwei Programme zur Städtebauförderung, die unabhängig von Hotel- und Stadthallenplanungen fortgesetzt würden. Dies betreffe insbesondere die Sanierung der Grünflächen um die Kaiserpfalz.
Als Zwischenlösung auf dem Areal für Hotel und Stadthalle wolle die Stadt – wie bereits angekündigt – die ehemaligen Parkplätze auf der Abbruchfläche des früheren Kasernengeländes auf beiden Ebenen wieder herrichten und freigeben.
Gibt es andere Investoren?
Bei viel Lob und Dankbarkeit gibt es aber auch nachdenkliche und mahnende Töne in der Diskussion um das Kaiserpfalzquartier. Die CDU fordert mehr Initiative im Rathaus: „Um es salopp zu formulieren: Frau Oberbürgermeisterin, bitte übernehmen Sie den klaren Handlungsauftrag mit höchster Priorität“, sagt CDU-Stadtverbandsvorsitzender Mario Hoffmeister.
Spannung herrscht zudem, ob sich denn neue Investoren finden – und welche Erwartungen sie hegen. Gibt es jemanden, der das gesamte geplante Ensemble übernimmt? Oder bieten sich möglicherweise Interessenten für einzelne Vorhaben an – Hotelbetreiber, Parkhausbetreiber, Eventmanagement für die Stadthalle? Das wiederum würde zusätzliche strategische Abstimmungen erfordern.
Und wie steht es um die politische Tragfähigkeit? Denn nach den interfraktionellen Gesprächen und der internen Ratsinformation sei längst nicht alles eitel Sonnenschein: „Wir haben noch lange keine breite Mehrheit“, sagt ein Insider.
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