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Goslar feiert seinen Kaisermarkt

GZ Plus IconWenn das Mittelalter mit Wetter und Wolken tanzt

Auf der Bühne des Kaisermarktes wird ein unterhaltsames Programm geboten.

Auf der Bühne des Kaisermarktes wird ein unterhaltsames Programm geboten. Foto: Sowa

Erst strahlendes Kaiserwetter, dann Regen und Wind – doch die Spielfreude siegte: Der Kaisermarkt „Anno 1290“ trotzte den Launen des Himmels. Warum selbst das Wetter die Begeisterung der Besucher nicht trüben konnte, lesen Sie im Bericht.

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Von Sebastian Sowa
Montag, 06.10.2025, 04:00 Uhr

Goslar. Der Kaisermarkt „Anno 1290“ ist Geschichte – und zeigte sich diesmal ebenso facettenreich wie das Herbstwetter selbst. Was am Freitag mit strahlendem Kaiserwetter und einem gut gelaunten Publikum begann, verwandelte sich über Nacht in ein Spiel aus Wind, Regen und Durchhaltewillen. Nach dem verheißungsvollen Auftakt mit blauem Himmel, vollen Gassen und bester Stimmung sorgten Sturmböen und Dauerregen am Samstag für einen empfindlichen Dämpfer. Umsatz und Besucherzahlen blieben hinter den Erwartungen zurück, so mancher Händler zog sich zeitweise unter die Plane zurück.

Jürgen Wiedemeyer aus Warburg verkauft unter anderem Bier- und Fruchtliköre.

Jürgen Wiedemeyer aus Warburg verkauft unter anderem Bier- und Fruchtliköre. Foto: Sowa

Doch das Mittelalter hat bekanntermaßen seine eigenen Gesetze, und so besserte sich am Sonntag nicht nur das Wetter – es blieb meistens trocken – sondern auch die Laune. Dank des verkaufsoffenen Sonntags und des abflauenden Windes füllten sich die Plätze zwischen Marktplatz und Schuhhof erneut mit neugierigen Gästen, Musik und Gauklern.
Eine Dame des Mittelalters zeigt stolz ihr Haustier.

Eine Dame des Mittelalters zeigt stolz ihr Haustier. Foto: Sowa

Ganz an die Besucherrekorde vom Freitag reichten die folgenden Tage zwar nicht mehr heran, doch Veranstalter, Händler und Gäste zogen am Ende ein versöhnliches Fazit: Im Mittelalter war schließlich auch nicht immer alles eitel Sonnenschein – und gerade das machte den besonderen Charme des Kaisermarkts aus.

Ausgelassene Stimmung

Das Konzept der Goslar Marketing Gesellschaft (GMG) und ihrem Kooperationspartner Anno Events ging auf: Im Vergleich zu früheren Jahren herrschte eine deutlich ausgelassenere Stimmung. Dafür sorgte nicht nur die historische Kulisse, sondern auch ein durchdachtes Bühnenprogramm mit Highlights wie dem energiegeladenen Auftritt der Mittelalterband Fabula, die mit Sackpfeifen und Trommeln das Publikum zum Tanzen brachte, und dem artistischen Spektakel der Gauklergruppe Forzarello, die mit Jonglage, Akrobatik und Feuerkunst für Staunen sorgte.

Die Akteure des Kaisermarktes zeigen sich sehr publikumsnah.

Die Akteure des Kaisermarktes zeigen sich sehr publikumsnah. Foto: Sowa

Auch die Falkner-Show auf der Kaiserpfalzwiese zog zahlreiche Besucher an, die sich von den majestätischen Greifvögeln in den Bann ziehen ließen. Dazwischen mischten sich Ritter, Gaukler, Kräuterfrauen und Musikanten unter die Menge – viele Besucher kamen selbst in Gewandung und machten den historischen Marktplatz zu einer lebendigen Zeitreise.

Freitag stärkster Tag

Am Freitag war es rappelvoll. Anders sah es dann am Samstag aus: Der nächtliche Sturm hatte Spuren hinterlassen, Zelte mussten neu gespannt und Stände wieder ausgerichtet werden. So mancher Becher, Beutel oder Talisman wechselte unfreiwillig den Platz – der Wind hatte das Regiment übernommen. „Der Starttag war richtig gut, am Samstag war es dann tatsächlich etwas mäßig“, berichtet Mona Bornschlegel von Monas Wollkessel.
Wolle spielt beim Stand von Mona Bornschlegel die Hauptrolle ihres Angebotes.

Wolle spielt beim Stand von Mona Bornschlegel die Hauptrolle ihres Angebotes. Foto: Sowa

Ihre Wolle stammt von Schafen und Alpakas aus Göttingen, und rund zwölf Märkte besucht sie im Jahr. Dennoch zieht sie ein positives Fazit: „Der Markt und die Kulisse haben mir sehr gut gefallen. Goslar ist eine wunderschöne Stadt – das Wetter weniger. Aber das gehört eben dazu, wenn man auf Mittelaltermärkten unterwegs ist.“

Viele Mittelalter-Fans

Jürgen Wiedemeier von der Likörmanufaktur Warburg erlebte den Markt als besondere Station. „Die Menschen waren unglaublich herzlich, viele echte Mittelalter-Fans aus nah und fern. Für mich war es das erste Mal in Goslar – und sicher nicht das letzte.“ In seinem Sortiment: Cappuccino-, Frucht- und Bierliköre, die an seinem Stand regen Zuspruch fanden. Der junge Handwerker Lasse Niestrath vom Halunkeneck brachte derweil Kindern und Erwachsenen das Schießen mit Armbrust und das Axtwerfen bei. Das Wetter? Kein Problem. „Ich hatte immer gut zu tun. Der Spaß steht im Mittelpunkt – und fürs Wetter kann ja keiner was. Goslar ist schön, das Ambiente war stimmig“, resümierte er.
Halunke Lasse Niestrath führt die Besucher in die Kunst des Armbrustschießens ein.

Halunke Lasse Niestrath führt die Besucher in die Kunst des Armbrustschießens ein. Foto: Sowa

Auch Marina Vetter, Geschäftsführerin der Goslar-Marketing-Gesellschaft, zeigte sich nach drei Tagen zwischen Sonnenschein, Sturm und Regengüssen zufrieden – reflektiert und engagiert zugleich: „Natürlich war der Samstag verregnet, das war schade. Aber gerade solche Momente zeigen, ob eine Idee trotzdem trägt. Der Kaisermarkt lebt von Vielfalt, Authentizität und der Begeisterung der Besucher.“ Der Markt habe von voller Fläche am Freitag über einen leergefegten Platz am Samstag bis hin zu einem belebten Sonntag alles gezeigt, was ein Stadtfest ausmache. „Das hat der stimmungsvolle Freitag eindrucksvoll bewiesen. Auch der Sonntag war gut besucht. Auf dieser Basis wollen wir weiterarbeiten“, so Vetter. Besonders freue sie sich über die positive Stimmung, die trotz wechselhaften Wetters spürbar war: „Die gute Atmosphäre und eine nahezu ausgebuchte Stadt zeigen, dass der Kaisermarkt wieder seinen Platz im Herzen der Stadt gefunden hat.“

Sonntag wieder mehr Besucher

Am Sonntag schließlich lockte der verkaufsoffene Tag zusätzlich viele Menschen in die Altstadt. Handel, Gastronomie und Markt profitierten voneinander – und trotz einzelner Regenschauer zeigte sich Goslar noch einmal von seiner besten Seite. Zwischen dampfenden Kesseln, duftendem Brot und klirrenden Bechern verabschiedete sich das Mittelalter – mit einer leisen Hoffnung: im nächsten Jahr wiederzukehren.
Auch Fabelwesen treiben ihr Unwesen auf dem Kaisermarkt.

Auch Fabelwesen treiben ihr Unwesen auf dem Kaisermarkt. Foto: Sowa

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