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Behindertenbeauftragter berichtet

GZ Plus IconInklusion im Landkreis Goslar: Rückhalt in der Politik vermisst

Behindertenbeauftragter Christian Bormann

Behindertenbeauftragter Christian Bormann Foto: Landkreis Goslar

Behindertenbeauftragter Christian Bormann berichtet über Inklusion im Landkreis Goslar. Diplomatisch und doch deutlich weist er auf Schwachstellen und Verbesserungswünsche hin und spricht von fehlendem politischem Rückhalt.

Von Petra Hartmann Samstag, 27.09.2025, 18:00 Uhr

Goslar. Wie sieht es mit der Inklusion im Landkreis Goslar aus? Der Behindertenbeauftragte Christian Bormann legte dem Sozialausschuss des Landkreises am Donnerstagabend seinen Bericht vor. Da er zu dem Zeitpunkt verhindert war, zunächst nur in schriftlicher Form.

„Inklusion ist für mich keine Theorie, sie ist ein Menschenrecht“, stellte Bormann in dem Papier klar. „Jeder Mensch sollte in allen Lebensbereichen dabei sein können: beim Wohnen, Arbeiten, in der Schule, in der Freizeit.“

Er arbeite eng mit dem Inklusionsbeirat zusammen, „einem Gremium, in dem viele engagierte Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven zusammenkommen“ und indem Ideen dafür, wie Teilhabe für alle Menschen gelingen kann, entwickelt würden.

Allerdings, hier scheint es nicht nur Begeisterung und Erfolgsmeldungen zu geben. Bormann schrieb mit einiger Zurückhaltung und Diplomatie: „Ich möchte ehrlich sagen: Veränderungen brauchen Zeit, und sie brauchen Vertrauen in neue Wege. In der Verwaltung gibt es viele gewachsene Abläufe, die nicht von heute auf morgen verändert werden können.“ Er nehme aber auch wahr, „dass die Offenheit wächst, und das ist ein wichtiger Anfang“. Bormann stellte fest: „Natürlich gibt es im Inklusionsbeirat Stimmen, die sich mehr sichtbare Erfolge wünschen. Das kann ich gut verstehen. Aber genau deshalb ist es wichtig, dass wir gemeinsam im Gespräch bleiben und Schritt für Schritt Veränderungen ermöglichen.“

Er gab einen Überblick über die Arbeitsgemeinschaften, in denen er aktiv ist. So gibt es die AG Arbeit, die sich dafür einsetzt, dass Menschen mit Behinderung Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt bekommen. Die AG Wohnen habe mit viel Engagement die Idee eines „Inklusionsverbandes Wohnen“ entwickelt, um barrierefreien und inklusiven Wohnraum im Landkreis gezielt zu fördern. „Auch wenn der politische Rückhalt bislang fehlt, bleiben wir dran“, so Bormann.

Die AG Öffentlichkeitsarbeit hat das „Festival der Inklusion“ auf den Weg gebracht, einen Aktionstag genau zum Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes. Und die AG Partizipation rief einen Workshop mit zwei Trainerinnen aus der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung ins Leben, der Menschen mit Behinderung stärken soll, um ihre Rechte einzufordern.

„Es klingt ein bisschen Kritik an“, meinte Rüdiger Wohltmann (Linke) nach der Lektüre an. Die Ausschussmitglieder sprachen sich einstimmig dafür aus, Bormann zur nächsten Sitzung erneut einzuladen, um mit ihm zu sprechen.

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