Kinder in Bad Harzburg lernen ihre Grenzen und Gefühle kennen
Bei einer Ferienpassaktion im Jugendtreff sollen Mädchen lernen, ihre Grenzen zu verteidigen und Mut zu beweisen. Foto: Schlimme
Auch im Herbst lädt der Bad Harzburger Jugendtreff zu Ferienpassaktionen. Am Donnerstag standen den Kindern gleich drei Aktionen mit drei verschiedenen Schwerpunkten zur Auswahl.
Bad Harzburg. Damit in den Herbstferien keine Langeweile aufkommt, bietet der Jugendtreff in den zwei Wochen verschiedene Ferienpassaktionen an. Am Donnerstag lockten gleich drei ganz unterschiedliche Angebote die Kinder vom Sofa und aus ihrer Reserve.
Mutige Mädchen machen im Jugendtreff den Anfang. Unter der Anleitung von Erna Lemke, Chefin von „Wild&Stark“, sollten elf Mädchen im Alter von 6 bis 12 in der 90-minütigen Übung lernen, ihre persönlichen Grenzen zu definieren und den Mut aufzubringen, „Stopp“ zu sagen. „Mädchen stark machen“ hieß das Programm. In verschiedenen Übungen erkundeten die Kinder ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung und definierten im Anschluss ihre persönliche Grenze. Darüber hinaus ging es darum, die eigene Kraft kennenzulernen. Dafür nutzte Lemke beispielsweise eine Übung, bei der die Mädchen immer wieder mit der flachen Hand auf ein Polster schlagen.
Der „Mut-mach-Stein“
In einem abschließenden Sitzkreis konnten fast alle Mädchen stolz sagen: „Ich bin heute mutiger geworden“. Dazu kommen Erkenntnisse wie: „Ich habe mehr Kraft als gedacht“, „Ich muss mir nicht alles gefallen lassen“ oder „Auch flache Hände haben Kraft“. Um dies auch in Zukunft nicht zu vergessen, erhielt jedes der Mädchen einen kleinen grünen „Mut-mach-Stein“.

Arbeiten, die im Herbst eben nötig sind: Shirley (10) und Leon (12) harken Laub im Kleingarten. Foto: Schlimme
„Ab ins Beet“
Währenddessen wurde im Kleingarten des Jugendpflege-Teams unter dem Motto „Ab ins Beet“ schon fleißig gegärtnert. „Wir machen heute alles, was im Herbst eben so anfällt“, erklärte Katrin Peters von der Jugendpflege.
Die zehnjährige Shirley harkte gerade motiviert Laub, während ihr zwölfjähriger Freund Leon das Laub in Säcke beförderte. „Meine Eltern haben auch einen Garten hier, da helfe ich auch immer mit“, erzählte sie. Währenddessen wurden in der anderen Gartenparzelle des Jugendtreffs Blumenzwiebeln für die kommende Saison in die Erde gepflanzt. Auch Peters und ihr Kollege Gero Laube unterstützten die kleinen Gärtner und schnitten beispielsweise die Büsche zurück. Vier Kinder zwischen 10 und 12 Jahren, ausgestattet mit Gummistiefeln und Regenhosen, hatten sich trotz des schlechten Wetters für zwei Stunden in den Garten gewagt. Zur Belohnung gab es für die fleißigen Helfer im Anschluss ein Picknick mit gesunden Snacks – auch einige selbst gepflückte Äpfel aus dem Garten waren dabei.

Mit dem Kennlernball sollen die Jungs sich gegenseitig kennenlernen, bevor sie sich mit ihren Gefühlen auseinandersetzen. Foto: Schlimme
Eigenes Gefühlsglas
Zurück im Jugendtreff drehte sich alles um das Thema Gefühle. Dieses Mal richtet sich der 90-minütige Kurs von Erna Lemke an zehn Jungs im Alter von 6 bis 12 Jahren. „Wir wollen heute weg von dem Männlichkeitsbild, in dem jeder der starke Löwe sein muss, getreu nach dem Motto: Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, erklärte Lemke und ergänzte: „Jungs dürfen auch fühlen und weinen.“
Viele Jungs würden merken, wenn sie beispielsweise ein Druckgefühl auf der Brust haben, könnten es aber nicht mit Angst in Verbindung bringen, und darum ginge es heute – die Gefühle im Körper definieren zu können und sie anschließend nach außen zu tragen, erklärt Lemke den Kurs.
Dafür nutzte die Trainerin unter anderem ein Buch namens „Farbenmonster“, welches jedem Gefühl eine Farbe zuordnet. Auf einem Tisch standen schon leere Gläser und Schalen mit bunten Kugeln bereit. Damit konnte sich am Ende jeder Teilnehmer sein persönliches Gefühlsglas befüllen. „Die Jungs sollen nach dem Kurs in der Lage sein, ihr inneres Chaos zu verstehen, zu ordnen und in Worte fassen zu können“, ergänzte Lemke.
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