Das Ende einer Ära: Harzer Knappenverein Goslar löst sich auf

Wenige Jahre nach der Gründung des Harzer Knappenvereins waren die Straßen bei Paraden noch mit Schaulustigen gesäumt, hier beim Bergaufzug 1968. Foto: Stadtarchiv Goslar
Es war ein dunkler Tag in der Geschichte des Harzer Knappenvereins: Zur Jahreshauptversammlung mit dem Thema „Fortbestand des HKV“ kam nur eine Handvoll Mitglieder ins Vereinsheim. Der Vorsitzende zog die Reißleine; die Auflösung wurde beschlossen.
Goslar. Bergdankfeste gehören in Goslar der Vergangenheit an – es wird keines mehr geben. Der Harzer Knappenverein Goslar löst sich zum Ende des Jahres auf – es gibt weder Nachwuchs noch genügend Aktive. Vorsitzender Bernhard Pollak, dessen Herz dran hängt, hat keine Zeit, darüber in Trauer zu versinken; er hat mit der Abwicklung alle Hände voll zu tun und findet sich jetzt in der Rolle eines „Liquidators“ wieder. „Da hängt eine Menge dran“, sagte er im Gespräch mit der GZ.
Der Entschluss fiel auf der Jahreshauptversammlung des Vereins Ende Juni. Bis dahin hatte Pollak immer noch gehofft, an diesem Tag zog er die Reißleine. Es kam nur „eine Handvoll Leute“ ins Knappenheim: der amtierende Vorstand und ein Mitglied. „Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl konnte zu einigen Punkten der Tagesordnung nicht berichtet werden“, heißt es im Protokoll. Die Ehrung langjähriger Mitglieder entfiel, Anträge wurden nicht gestellt. Dass die Versammlung überhaupt noch beschlussfähig war, machte eine zuvor geänderte Satzung möglich (seitdem ist die Beschlussfähigkeit von der Anzahl der anwesenden Mitglieder unabhängig). Gemäß neuer Satzung besteht der geschäftsführende Vorstand noch aus dem 1. Vorsitzenden und dem Schatzmeister; als Vorsitzender wurde Bernhard Pollak erneut gewählt, als Schatzmeister Volker Eikmeier. Peter Haufmann ist Beisitzer im erweiterten Vorstand. Haufmann und Pollak sind die Liquidatoren. Ausgerechnet Top 13 der Tagesordnung galt dem Fortbestand des Harzer Knappenvereins; seine Auflösung wurde einstimmig beschlossen und am 9. August auf der Auflösungsversammlung bestätigt. Soweit die Fakten.
2023 letztes Bergdankfest
Für Goslar geht damit eine sicht- und hörbare bergmännische Tradition zu Ende, deren jährlicher Höhepunkt mit dem Bergdankfest und Tscherperessen im Lindenhof gefeiert wurde. Dorthin führte die bergmännische Parade, nachdem der Tag mit einem besonderen Gottesdienst am Frankenberg begonnen hatte. Dass es 2023 das letzte Mal sein sollte, konnte vor zwei Jahren niemand wissen, auch wenn Corona einen Einschnitt bedeutete und der Saal längst nicht mehr so voll war wie zuvor: „Früher hatte ich 400 Leute im Saal“, erzählt Pollak, der seit 2002 die Geschicke des Vereins lenkt. „Corona hat uns zerschnetzelt; das ist nie wieder so in Gang gekommen wie davor.“
Vereinsheim zu vergeben
Eine besondere Herausforderung, die Pollak nun zu meistern hat, ist die Auflösung des Vereinsvermögens. Die ist zwar nicht monetärer Art, das Konto ist leer; um die laufenden Kosten bis zur Auflösung sowie die Auflösungskosten aufzubringen, wurde auf der Jahreshauptversammlung die Einziehung eines einmaligen Auflösungsbeitrags in Höhe von 30 Euro pro Mitglied beschlossen. Jenseits des Barvermögens gibt es da aber noch das Vereinsheim, den alten Winkler Wetterschacht, dessen Förderturm 1966 abgerissen wurde. Der Knappenverein nutzt das Gebäude, das erst den Unterharzer Berg- und Hüttenwerken, dann der Preussag gehört habe, seit der Gründung des Vereins im Jahr 1964. Mit der Schließung des Bergwerks ging das Ensemble 1988 ins Eigentum des Vereins über.
Mit viel ehrenamtlichem Engagement erhielt der Knappenverein sein Domizil gegenüber vom Maltermeister Turm, das auch einiges an Investitionen erforderte und insbesondere in den Wintermonaten Energiekosten verschlingt. Ein Sorgenkind? „Das wurde es erst mit schwindenden Mitgliederzahlen“, sagt Pollak; mit einem stabilen Mitgliederbeitrag von 50 Euro bei gerade 46, 47 Mitgliedern, darunter weniger als 20 Goslarer, sei da zuletzt nicht mehr viel zu wuppen gewesen. Jetzt wurde das im Sommer gerne als Grillhütte genutzte Knappenheim anderen gemeinnützigen Vereinen zur Übernahme angeboten; es gibt erste Gespräche, bislang ohne positives Ergebnis.
Geburtstag nicht gefeiert
Der 60. Geburtstag des Harzer Knappenvereins, der am 1. April 1964 gegründet worden war, wurde 2024 nicht mehr gefeiert. Damals musste der Vorsitzende, an dem die ganze Orga hing, aus gesundheitlichen Gründen passen; das Bergdankfest wurde verschoben und konnte auch für 2025 nicht mehr auf die Beine gestellt werden. Überlegungen, mit anderen Vereinen zu fusionieren, liefen ins Leere, laut Pollak (75) unter anderem deshalb, weil niemand mehr die Wege in Kauf nehmen wollte. Jetzt hat Pollak andere Wege, die er noch gehen muss; unter anderem zum Finanzamt und zum Registergericht – dann ist der Harzer Knappenverein Geschichte.

1965 hatte der Winkler Wetterschacht noch seinen Förderturm, er wurde kurze Zeit später abgerissen. Heute dient das Haus den Harzer Knappen als Vereinsheim. Foto: Sammlung Pollak

Beim Bergdankfest des Harzer Knappenvereins im Lindenhof: Vorsitzender Bernhard Pollak. Foto: Epping
Copyright © 2025 Goslarsche Zeitung | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.