Mit Star-Geiger und Radio-Aufzeichnung: Harz-Classix hat begonnen

Zur Eröffnung des Festivals musiziert die NDR-Radiophilharmonie, der Sender zeichnet das Konzert auf. Foto: Neuendorf
Star-Geiger Frank Peter Zimmermann und die NDR-Radiophilharmonie haben am Freitagabend das 12. Harz-Classix-Festival eröffnet. Die Zuhörer erlebten dabei etwas, das so sonst nur äußerst selten passiert.
Clausthal-Zellerfeld. Lang anhaltender Applaus, stehende Ovationen, „Bravo“-Rufe und eine Zugabe. Diese Zeichen der Hochachtung kennt der erfahrene Konzertbesucher normalerweise vom Ende einer Vorstellung. Zur Eröffnung des 12. Harz-Classix-Festivals am Freitagabend gab es das alles hingegen sogar schon zur Pause. So etwas kommt nur äußerst selten vor, da müssen die Zuhörer schon wahrlich beeindruckt worden sein.
Die Veranstalter vom Kuratorium zur Förderung der Musik im Harz hatten aber tatsächlich auch einen Künstler von Weltklasse für sich gewinnen können: Geiger Frank Peter Zimmermann war mit seiner Stradivari „Lady Inchiquin“ zu hören, und mit ihm die NDR-Radiophilharmonie unter der Leitung des französischen Dirigenten Francois Leleux. Zusammen spielten sie Werke des Komponisten Ludwig van Beethoven.
Kuratoriums-Vorsitzender Ulrich Windaus begrüßt die Gäste. Foto: Neuendorf
„Würdevolle“ Ausweichstätte
Aufgrund des Brandanschlags auf die Marktkirche hatte das Eröffnungskonzert wie berichtet verlegt werden müssen. Mit der Aula Academica fand sich ein ebenbürtiger Ausweichort. Eine „würdevolle Spielstätte“ für das Harz-Classix, das eine „außerordentliche Bereicherung für die Kultur im Oberharz“ darstelle, wie Kuratoriumsvorsitzender Ulrich Windaus eingangs lobte. Seinen Dank sprach er deshalb den Verantwortlichen der TU Clausthal aus.
Statt in der Marktkirche erleben die Zuhörer das Eröffnungskonzert in der Aula Academica. Nur ganz wenige Plätze bleiben frei. Foto: Neuendorf
Den einen oder anderen Gast freute der Umzug sogar, in der Aula Academica fänden sich schließlich mehr Toiletten als in der Kirche, ließ sich vernehmen. Anderen hingegen war es während des Konzerts zu warm und der Saal zu schlecht belüftet. Und wieder andere mussten sich erst einmal orientieren, wo denn nun eigentlich das Konzert und wo die dazugehörige Einführung stattfindet. Letztere gab es nämlich in separatem Raum.
Teil der eigenen DNA
Dirigent Leleux sprach darin zum einen darüber, wie er selbst zur Musik gekommen ist. Bereits mit 15 Jahren spielte er im Orchestre National de France, stand beziehungsweise saß auf der großen Bühne. Leleux dirigiert nämlich nicht nur, sondern spielt selbst auch die Oboe. Ungefähr im Verhältnis 80 zu 60, scherzte er. Gleichzeitig ist er Professor an der Hochschule für Musik und Theater in München. Bereits mit vier Jahren sei er mit dem Instrument erstmals in Berührung gekommen, erzählte Leleux, und habe damals sofort gewusst, dass er eines Tages auch so eines besitzen wolle.
Dirigent Francois Leleux im Interview. Vor dem Konzert gibt er eine Einführung. Foto: Neuendorf
Zum anderen führte der Dirigent das Publikum in Beethovens 5. Sinfonie ein, die er schon so oft im Leben gehört habe, dass sie quasi zu seiner eigenen DNA gehöre, sagte er. Die Sinfonie entstand zwischen 1804 und 1808 und gilt als ikonisches Werk der klassischen Musik, das für den „Kampf-und-Sieg“-Topos steht. Kein Zufall, dass es während des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten als Erkennungs- beziehungsweise Rufzeichen eingesetzt wurde. Das Eröffnungsmotiv, der sogenannte „Schicksalsmotiv“, mit seiner Folge von drei kurzen Tönen und einem langen, bildet im Morsecode nämlich den Buchstaben „V“ – in diesem Fall „Victory“ (zu Deutsch: „Sieg“).
NDR zeichnet Konzert auf
Zu hören gab es das berühmte Werk allerdings erst nach der Pause. Eröffnet wurde das Konzert zunächst mit Beethovens Konzert für Violine und Orchester, D-Dur op. 61. Dabei handelt es sich um ein Werk, bei dem die Solovioline eng mit dem Orchester verbunden ist. Der Dialog zwischen Solist und Orchester steht im Vordergrund. Die Töne sind eher ruhig und melodisch als laut und dramatisch.
Das Publikum lauschte andächtig. Frank Peter Zimmermann beeindruckte mit seiner Geige vor allem dann, wenn er sie schnell spielte. Hier zeigte sich wohl am eindrücklichsten, wie außergewöhnlich gut der Künstler sein Instrument beherrscht.
Star-Geiger Frank Peter Zimmermann. Foto: Neuendorf
Mit dem Klatschen musste sich das Publikum zumindest während der einzelnen Sätze aber etwas zurückhalten. Der NDR zeichnete das Eröffnungskonzert nämlich auf. Am 19. Oktober um 13 Uhr soll es im Radio zu hören sein.
Das nächste Konzert des Harz-Classix-Festivals wiederum gibt es im Rahmen des „Musikfestes“ am Dienstag, 28. Oktober, zu hören. Dabei wird insbesondere hochtalentierten Nachwuchskünstlern eine Bühne geboten. Beginn ist um 20 Uhr, erneut in der Aula Academica.
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