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Fußball und Schule in Sambia

GZ Plus IconAmalia Saupe (19) aus Goslar trainiert ein Mädchenteam in Afrika

Amalia Saupe zeigt bei einem Selfie mit Kindern aus Mukuni das Victory-Zeichen.

Mittendrin, nicht nur dabei: Amalia Saupe hat sichtlich Spaß mit ihren Schützlingen in Sambia. Foto: Privat

Seit zwei Monaten betreut Amalia Saupe (19) aus Hahndorf in Sambia Schulkinder im Sportunterricht sowie ein Fußball-Mädchenteam. Was sie bisher erlebt hat.

Von Amalia Saupe Dienstag, 11.11.2025, 19:45 Uhr
Mukuni/Hahndorf. Seit zwei Monaten lebe ich in Sambia – genauer gesagt in Mukuni, einem Dorf nahe der Stadt Livingstone. Nach einer rund 20-stündigen Reise landeten wir dort – und wurden sofort mit dem konfrontiert, was hier im Alltag ganz selbstverständlich ist: Geduld. Am Flughafen gab es einen Stromausfall. Also hieß es erst einmal warten, bevor wir unser Visum bekamen. Stromausfälle gehören hier besonders in der Regenzeit dazu. Manchmal dauern sie nur eine Stunde, manchmal auch den halben Tag.
Amalia Saupe setzt sich zusammen mit drei Kindern aus Mukuni ein Trainingshütchen auf den Kopf.

Gut behütet: Wozu sich die Hilfsmittel fürs Training nicht alles gebrauchen lassen. Foto: Privat

Genauso typisch ist die sogenannte „Zambian Time“. Wenn man sich hier um 8 Uhr verabredet, weiß jeder, dass der Treffpunkt eigentlich erst gegen 9 Uhr oder sogar später gemeint ist. Termine sind weniger fixe Zeitpunkte, sondern eher ungefähre Richtlinien. Anfangs ist das verwirrend – aber man lernt, sich darauf einzulassen und innerlich ruhiger zu werden.
Vier Helfer aus Europa posieren vor dem Sambesi.

Pause am Wasser: Livingstone liegt am Sambesi etwa acht Kilometer nördlich der Victoria Falls und rund 900 Meter über dem Meeresspiegel. Foto: Privat

Herzliche Aufnahme in Livingstone

Unsere ersten Tage verbrachten wir in einer Unterkunft in Livingstone. Schon da haben wir die Offenheit der Menschen erlebt. Die Nachbarskinder kamen auf uns zu, nahmen uns an die Hand und führten uns herum, als wären wir schon lange Teil ihrer Gemeinschaft. Wir wurden in Gespräche verwickelt, haben viel gelacht und wurden sogar spontan zur Kirche mitgenommen. Diese Herzlichkeit begegnet uns bis heute täglich.
Amalia Saupe freut sich, dass ihr der Maisbrei Nshima bei der ersten Zubereitung gelungen ist und schmeckt.

Schmeckt: Das erste selbst gemachte Nshima besteht den Geschmackstest. Foto: Privat

Auch kulinarisch haben wir viel gelernt. Das Hauptgericht hier heißt Nshima. Es ist ein fester Maisbrei, der mit den Händen gegessen wird. Dazu gibt es Beilagen wie Pumpkin Leaves (gekochte Kürbisblätter), Bohnen, Tomaten-Zwiebel-Relish oder Hühnchen.
Auf dem Teller liegt Nshima, ein fester Maisbrei., der das Hauptgericht in Sambia darstellt.

Das Hauptgericht in Sambia: Nshima ist ein fester Maisbrei, der mit den Händen gegessen wird. Dazu gibt es Beilagen wie Pumpkin Leaves (gekochte Kürbisblätter). Foto: Privat

Am Anfang war das Essen ungewohnt, vor allem weil man lernt, ohne Besteck zu essen und den Nshima mit den Fingern zu formen. Aber inzwischen gehört es für uns zum Abend dazu. Wir essen fast jeden Tag Nshima bei unseren Nachbarn – und es fühlt sich nach Zuhause an. Wir haben sogar gelernt, es selbst zu kochen. Man rührt einfach Maismehl in heißes Wasser und „schlägt“ die Masse, bis sie die richtige Konsistenz hat. Es dauert nur etwa 15 Minuten. Dann ist es fertig.
Amalias Mitstreiter Marc holt aus einem Brunnen Wasser und füllt es in einer Flasche ab.

Wasser kommt nicht frei Haus: Mitstreiter Marc füllt das begehrte Nass am Brunnen ab. Foto: Privat

Kein fließendes Wasser

Mukuni hat etwa 8000 Einwohner und ist trotzdem sehr übersichtlich. Der Fußballplatz liegt drei Minuten entfernt, die Grundschule gleich um die Ecke, und zum Markt laufen wir etwa 15 Minuten. Was am Anfang wirklich ungewohnt war: Wir haben kein fließendes Wasser. Jeden Tag holen wir es mit Kanistern an einer Wasserstelle etwa 100 Meter von unserem Haus entfernt. Aber mittlerweile hat man sich dran gewöhnt, und es lebt sich damit gar nicht mal so schlecht. Wäsche waschen muss man auch per Hand. Die Frauen und Kinder im Dorf haben uns gezeigt, wie man richtig wäscht. Und selbst jetzt noch helfen uns die Kids sehr gerne. Woran man noch einmal merkt, wie herzlich alle hier sind. Es ist wie eine große Familie, in der jeder jedem hilft – egal, womit.
Das Mädchenfußballteam, das Amalia Saupe trainiert, hat sich zum Mannschaftsfoto aufgestellt.

Die Mannschaft: CvD-Abiturientin Amalia Saupe (rechts hinten), die sonst in der Bezirksliga für den SV Hahndorf als Spielerin aufläuft, trainiert ein Mädchenteam. Foto: Privat

Zusammen mit Marc arbeite ich in zwei Grundschulen und gebe Sportunterricht. An der Muchinga Primary School haben wir die erste bis vierte Klasse immer eine halbe Stunde lang dienstags und mittwochs. An den anderen Tagen sind wir in Mukuni und haben dort die erste bis dritte Klasse und die Vorschulkinder immer eine Stunde. Die Kinder freuen sich jedes Mal unendlich, wenn wir kommen.

Erster Sieg im ersten Spiel

Außerdem trainiere ich eine Mädchenfußballmannschaft mit Spielerinnen zwischen 12 und 19 Jahren jeden Tag von 16.15 bis 18 Uhr. Die Altersunterschiede spielen kaum eine Rolle – alle unterstützen sich gegenseitig und haben einfach Spaß am Spiel. Am Anfang war die Rolle als Trainerin ungewohnt, weil ich selbst eigentlich Spielerin bin. Aber inzwischen wachsen wir gemeinsam hinein. Und es trägt Früchte: Unser erstes Ligaspiel haben wir 3:1 gewonnen. Das hat uns als Team sehr zusammengebracht – und, wer weiß, vielleicht reicht es ja wirklich für die Meisterschaft am Ende der Saison. Zehn Teams sind in der Liga, und die Saison geht bis Anfang Mai.

AMALIA SAUPE

Amalia Saupe ist 19 Jahre alt, kommt aus Hahndorf, hat Ende Juni ihr Abitur am Goslarer CvD-Gymnasium bestanden und betreut in Sambia seit Anfang September an der Nukumi Primary School und der Muchinga Primary School in der Nähe von Livingstone Grundschulkinder im Sportunterricht sowie eine Fußball-Mädchenmannschaft.

Zusammen mit Mitstreiter Mark aus Berlin lebt sie in einem kleinen Dorf in einer Zweier-WG. Kennengelernt haben sich beide im August in einem Vorbereitungsseminar in Clausthal-Zellerfeld. Sie sind erst der zweite Freiwilligen-Trupp am Standort und möchten die Arbeit ihrer Vorgänger gut weiterführen.

Das Jahr in Sambia bestreiten sie unter Regie des Freiwilligendienstes „Weltwärts“, den es seit 2008 gibt und der in dieser Region am Göttinger Sportverein ASC angedockt ist. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gewährt finanzielle Förderung und staatliche Absicherung.

Den GZ-Lesern berichtet Amalia Saupe in unregelmäßigen Abständen, wie ihr Leben und Alltag weit weg von Zuhause verläuft. Was sie bewegt. Was sie erlebt. Und was sie beeindruckt. fh

Hier lernt man Geduld – und wie gut es tut, nicht ständig auf die Uhr zu schauen. Dankbarkeit für Dinge, die zu Hause selbstverständlich sind. Und wie wertvoll Gemeinschaft ist – echte, unkomplizierte, herzliche Gemeinschaft. Es sind bis jetzt nur zwei Monate hier, aber es fühlt sich schon wie ein Zuhause an, und ich freue mich auf die nächsten acht Monate.
In Mukuni geht die Sonne unter.

Beeindruckend: In Mukuni geht die Sonne unter. Foto: Privat

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