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Keine Rechtssicherheit für Hauseigner

GZ Plus IconGoslars Last und Lust mit Denkmalschutz und Unesco-Weltkulturerbe

Enger, gepflasterter Durchgang zwischen alten Fachwerk- und Steinhäusern, mit Laternen an den Wänden.

Weltkulturerbe, Tourismusmagnet und wirklich schön anzusehen: Aber Goslars denkmalgeschützte Altstadt-Häuser werden bisweilen auch zum Groschengrab, wenn sie saniert werden müssen. Foto: Roß (Archiv)

Der Rat hat entschieden: Weil es für Goslars Altstadt-Hauseigentümer keine letzte Rechtssicherheit gibt, soll jetzt eine Gestaltungsfibel zumindest Tipps geben.

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Von Frank Heine
Montag, 22.12.2025, 10:00 Uhr
Der Denkmalschutz ist und bleibt ein dickes Brett, das in Goslar deshalb noch schwieriger zu bohren ist, weil der Status als Unesco-Weltkulturerbe keine letzte Rechtssicherheit zulässt. Am Ende entscheidet im Zweifel der Einzelfall. Als Richtschnur und Orientierungshilfe will die Stadtverwaltung eine Gestaltungsfibel mit Informationsblättern zu verschiedenen Punkten von Bauordnung und Denkmalschutz herausgeben, eine monatliche Sprechstunde im Mach-Mit-Haus am Marktplatz einrichten und auf der eigenen Homepage eine digitale Tauschbörse für historische Baustoffe anbieten.

Diese Vorhaben hat der Rat in der Vorwoche mit großer Mehrheit abgesegnet. Ob aus Überzeugung oder mangels Alternativen, sei dahingestellt. Glücklich wirkte niemand ob der Situation, dass eine echte Garantie für rechtssicheres Vorgehen nicht gegeben kann und es offenkundig bei Ratschlägen bleiben muss. Nicht hinnehmen wollen dies die Liberalen, die AfD und der fraktionslose Christdemokrat Axel Bender, die gegen die Gestaltungsfibel stimmten.

Drei ausgemachte Probleme

„Wir haben vor allem drei Probleme in Goslar“, analysierte Christian Rehse (FDP) und nannte Photovoltaik für Altstadt-Dächer, die Richtung, in die Fenster aufgehen dürfen, und die Farben insgesamt. Wenn hier keine Rechtsverbindlichkeit hergestellt werden könne, habe dies schlimme Folgen wie Investitionsstau und Gebäudeverfall. „Die Häuser verlieren maximal an Wert, es entstehen Ghettos in der Innenstadt“, warnte der Jerstedter. Das Goslarer Zentrum müsse für alle lebenswert bleiben. Und wenn die Verwaltung die Fibel gestaltet, wird der Rat entmachtet. Davon war Rehse überzeugt. Und bekam Unterstützung von Dirk Straten (AfD), der ebenfalls eine Entmachtung der Politik und eine massive Belastung der Hauseigentümer sah. Denkmalschutz und Welterbe seien wichtig. „Es muss aber für alle bezahlbar sein.“

Auch die CDU wünsche sich Verbindlichkeit, Klarheit und Rechtssicherheit, entgegnete Ralph Bogisch für die CDU. Die könne eine Fibel nicht erreichen, aber doch für eine Gleichbehandlung sorgen. Am Ende entscheide die Praxis. Helfen könnte es, die Verfahren in Bauordnung und Denkmalschutz anzupassen.

„Vor dem Machen erkundigen“

Elke Brummer (SPD) erinnerte daran, was ziemlich genau auf den Tag vor 33 Jahren am 14. Dezember 1992 passiert sei. „Goslar war stolz auf seine Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe“, sagte sie und wünschte sich, dass dies so bleibe. Aber Denkmalschutz sollte sich auf Augenhöhe abspielen und ein Welterbe kein Museum werden. Sie zeigte sich optimistisch, dass Fibel, Beratung und Tauschbörse Besserung brächten. „Man muss sich vor dem Machen erkundigen“, riet auch die Grüne Sabine Seifarth. Man könne mit dem Fuß aufstampfen, was aber auch nichts daran ändere, dass „Welterbe nochmal ein anderes Paar Schule“ ist als Denkmalschutz.

Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) versuchte, mit ein paar Zahlen den Druck aus dem Thema zu nehmen. Von 177 Anträgen, die 2025 bis Ende Oktober zum Denkmalschutz eingegangen seien, habe die Stadtverwaltung 141 genehmigt. Und der Rest sei nicht abgelehnt, sondern noch in Beratung und Verfahren. Dies belege, dass die Experten im Alltag einen guten Job machten. Und niemand dürfe aus dem Zustand mancher Häuser in der Altstadt falsche Schlussfolgerungen ziehen. Da gäbe es auch andere Gründe als Denkmalschutz – etwa ob und wie Erbengemeinschaften untereinander sich auf ein gemeinsames Vorgehen einigen könnten.

Nach acht Jahren zum Ende kommen

Klar müsse sein, gab die Juristin Nachhilfe, dass das Denkmalschutzgesetz das Baurecht toppe. Eine vom Rat verabschiedete Satzung täusche vor, was nicht bestehe. „Im Welterbe sind Einzelfallentscheidungen zu treffen“, erklärte sie. Daran sei nicht die Stadt schuld, aber sie müsse in dieser Diskussion jetzt nach fast acht Jahren auch einmal zum Ende kommen und einen Schlussstrich ziehen. Punkt.

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