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Schnelles Internet ade

GZ Plus IconGlasfaser-Stopp in Bad Harzburg: Giga-Netz zieht Ausbaupläne zurück

Ein Glasfaser-Kabel, das aus einem Erdhaufen ragt. Schnelles Internet wird es in Bad Harzburg erst einmal nicht geben, zumindest nicht von der Deutschen Giga-Netz.

Schnelles Internet wird es in Bad Harzburg erst einmal nicht geben, zumindest nicht von der Deutschen Giga-Netz. Foto: GZ-Archiv

Schnelles Internet für Bad Harzburg? Erstmal nicht. Nach monatelanger Werbung zieht Giga-Netz die Reißleine – doch ganz aufgeben will die Firma offenbar nicht.

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Von Christoph Exner
Samstag, 08.11.2025, 10:00 Uhr
Schnelles Glasfaser-Internet für Bad Harzburg wird es erst einmal nicht geben. Jedenfalls nicht mit der Deutschen Giga-Netz. Das hat die Firma am Donnerstag ihren Vorvertragskunden per E-Mail mitgeteilt. Erst vor wenigen Wochen, während einer Glasfaser-Informationsveranstaltung im Freizeitzentrum, hatte Bad Harzburgs Erster Stadtrat Andreas Simon noch angekündigt, der Giga-Netz im sprichwörtlichen Sinn die Pistole auf die Brust setzen zu wollen. Mit dem Schreiben folgte nun eine Reaktion: Die Ausbaupläne würden aufgrund mangelnden Interesses vorerst „zurückgestellt“, heißt es darin. Gleichzeitig wolle man „die Entwicklungen vor Ort weiterhin sehr aufmerksam beobachten“.

Kurzer Rückblick: Vergangenes Jahr hat der Landkreis Goslar gemeinsam mit seinen Kommunen eine Kooperationsvereinbarung mit der Giga-Netz abgeschlossen. Die Firma bekam den Zuschlag, flächendeckend Glasfaserleitungen zu verlegen; auch deshalb, weil sich kein anderes Telekommunikationsunternehmen darum bemüht hatte. Die Stadt Bad Harzburg trat der Kooperation als Letztes bei, wohl nicht ohne Skepsis, wie man aus dem Rathaus hört. Hätte sie es nicht gemacht, wäre das Vorhaben wohl in Gänze gescheitert. Schließlich trat die Stadt damit allerdings auch keine Verpflichtung ein und obendrein entstanden ihr dadurch auch keine Kosten.

Auch Stadt hat Vorverträge

Giga-Netz begann, die Werbetrommel zu rühren. In einer bislang nie dagewesenen Dimension pflasterte sie Bad Harzburgs Straßen mit Reklame in allen möglichen Formen. Sogar auf Brötchentüten beim Bäcker wurde für das schnelle Internet geworben. Darüber hinaus wurden mehrfach Informationsveranstaltungen angeboten. Das Ziel der Firma: einen gewissen Prozentsatz der Bevölkerung von einem Vertrag zu überzeugen. Bezahlt werden sollte dieser erst, sobald das schnelle Internet auch geliefert wird. Ab dieser Menge an Kunden hätte es sich nach Unternehmensangaben gelohnt, mit dem Verlegen der Leitungen zu beginnen. Auch die Stadt Bad Harzburg schloss nach eigenen Angaben Vorverträge mit der Giga-Netz ab, die umfangreichsten etwa für die Feuerwehr und die Verwaltung im Rathaus.
Eine übergroße Kabeltrommel mit aufgedruckter Giga-Netz-Werbung. In den vergangenen anderthalb Jahren wirbt Giga-Netz in der Kurstadt in nie da gewesener Dimension.

In den vergangenen anderthalb Jahren wirbt Giga-Netz in der Kurstadt in nie da gewesener Dimension. Foto: Exner/GZ-Archiv

Nur wurde die Zielquote bis heute nicht erreicht. Parallel legte Konkurrent Telekom im Rahmen des Digitalpakts Glasfaser vor Bad Harzburgs Schulen und zu diversen Mehrfamilienhäusern. Letzteres tat auch Vodafone. Damit war ein weiteres, großes Stück vom Kuchen weg. Aber letztlich eben auch nur ein Stück, nicht alles. „Damit wir in Bad Harzburg eigenwirtschaftlich ausbauen können, also ohne Kosten für die Kommune oder Bürger, brauchen wir eine entsprechend hohe Nachfrage von Bürgerinnen und Bürgern. Denn nur wenn sich eine ausreichende Anzahl an Haushalten für einen Glasfaseranschluss entscheidet, lohnt sich für uns als Unternehmen die Investition in den millionenschweren Netzausbau – damit wir Ihnen kostenlose Hausanschlüsse anbieten können“, heißt es dazu vom Unternehmen in besagtem Schreiben an die Vorvertragskunden.

Hü, Hott oder Hühott?

Gleichzeitig wolle man „die Möglichkeiten für eine Wiederaufnahme [der] Ausbaupläne sorgfältig prüfen“, sobald sich „die Rahmenbedingungen verändern und das Interesse am Glasfaserausbau in Bad Harzburg wächst.“ Die bereits abgeschlossenen Verträge würden ihre Gültigkeit behalten. Wer wolle, könne seinen Vertrag per Schreiben an den Kundenservice aber auch kündigen.

„Wir wollen nicht aufgeben und haben die Hoffnung, dass die Nachfrage doch noch einmal steigt“, ergänzt die Giga-Netz-Sprecherin auf GZ-Nachfrage. Schließlich habe man ja auch schon viel Geld in die Werbung investiert.

Ja, was denn nun? Rückzug, oder dann irgendwie doch nicht? Erster Stadtrat Andreas Simon hat für das jüngste Vorgehen der Giga-Netz kein Verständnis: Ein klares „Nein“ und ein geordneter Rückzug wären die bessere Art der Kommunikation gewesen, findet er. Auf diese Weise bestätige Giga-Netz jetzt nur das ohnehin schon bestehende Misstrauen in der Bevölkerung. Mit Blick auf die Zukunft würden Glasfaserleitungen zwingend benötigt. Man müsse deshalb jetzt gemeinsam mit dem Landkreis prüfen, ob und inwiefern die Kooperation mit Giga-Netz fortgeführt werden könne, so Simon.

Klar ist nämlich: Geändert hat sich trotz der Ankündigung von Giga-Netz rechtlich bislang noch nichts. Die Kooperationsvereinbarung mit dem Landkreis hat nach wie vor Bestand. Bislang waren sich sowohl die Stadt als auch das Unternehmen einig: Wenn Giga-Netz der Glasfaserausbau nicht gelingt – und danach sieht es aktuell nun mal aus, dann wird Bad Harzburg so schnell wohl auch kein schnelles Internet mehr bekommen. Sollte die Kooperationsvereinbarung tatsächlich aufgelöst werden, könnte aber natürlich womöglich doch noch ein anderes Telekommunikationsunternehmen die Gunst der Stunde nutzen.

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