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GZ Plus IconGlasfaser-Ausbau: Bad Harzburg will Giganetz ein Ultimatum stellen

Viele Bad Harzburger, die einen Vorvertrag mit Deutsche Giganetz abgeschlossen hatten, haben ihre Schildchen bereits aus dem Vorgarten entfernt.

Viele Bad Harzburger, die einen Vorvertrag mit Deutsche Giganetz abgeschlossen hatten, haben ihre Schildchen bereits aus dem Vorgarten entfernt. Foto: Schlegel

Auf einer Infoveranstaltung zum Glasfaser-Ausbau in Bad Harzburg bricht sich der Ärger der Bürger Bahn. Sie sind frustriert, weil trotz Vorverträgen nichts passiert ist. Die Stadt will dem Anbieter nun ein Ultimatum stellen. Wie heißt das konkret?

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Von Berit Nachtweyh
Freitag, 26.09.2025, 04:00 Uhr
Die Besucher der Informationsveranstaltung zum Glasfaser-Ausbau in Bad Harzburg hatten eigentlich nur eine Frage: Wann geht es endlich los? Gedacht war die Expertenrunde mit Vertretern des Gigabit-Büros des Bundes eigentlich als Motivationsversuch, um mehr Bürger von einem Glasfaseranschluss zu überzeugen. Denn immerhin will der Bund bis 2030 alle Haushalte mit der Schlüsseltechnologie für schnelles Internet versorgt haben. Doch wer sich am Mittwochabend im Freizeitzentrum einfand, musste nicht mehr überzeugt werden. Der wollte nur wissen, warum bisher nichts passiert. Oder konkreter: Warum die Deutsche Giganetz nicht längst mit dem Ausbau begonnen hat?

Es brach sich viel Unmut Bahn an diesem Abend. Diejenigen, die bereits einen Vorvertrag mit der Deutschen Giganetz abgeschlossen haben, warten seither vergebens auf den Startschuss für das Vorhaben (siehe Faktenkasten) und sind entsprechend frustriert. „Die Stimmung ist nicht gut“, konstatierte Erster Stadtrat Andreas Simon, der die Veranstaltung initiiert hatte. Referentin Hülya Günes vom Gigabitbüro des Bundes wollte sich an diesem Abend keineswegs als Rechtsberaterin verstanden wissen, legte der Stadt aber nahe, auf die Firma Deutsche Giganetz zuzugehen, um „Transparenz“ herzustellen.

Rechtliche Fragen

Die Stadt stehe im Kontakt mit der Deutschen Giganetz, bekräftigte Andreas Simon. Aber er werde in der Kommunikation mit der Firma nun anders verfahren, kündigte er an, und „massiv einfordern“, zu erfahren, wie es weitergehen soll. Der aktuelle Schwebezustand sei jedenfalls kein gutes Gefühl, und darüber hinaus sei er es mittlerweile leid, „bei Anfragen immer Antworten für die Firma finden zu müssen“, so Simon. Die Rede war von einem Ultimatum für die Deutsche Giganetz. An welchen Zeitraum er denke, wollten die Bürger wissen. Simon: „Es wird keine Monate mehr dauern, bis eine Entscheidung fällt“. Und wenn es mit der Giganetz nicht mehr gehen sollte, dann wisse man wenigstens woran man ist.
Hülya Günes vom Gigabitbüro des Bundes informiert im Freizeitzentrum über den Stand des Glasfaserausbaus in Bad Harzburg.

Hülya Günes vom Gigabitbüro des Bundes informiert im Freizeitzentrum über den Stand des Glasfaserausbaus in Bad Harzburg. Foto: Nachtweyh

Einige Vorvertragsunterzeichner haben inzwischen Rechtsbeistände eingeschaltet, um zu klären, wie und ob man aus den Verträgen wieder raus kommt. Auf Anregung aus der Runde will die Stadt baldmöglichst durch ihren Justiziar genau diese Frage prüfen lassen. Teilnehmer Klaus Marwede zog nach der Lektüre neuester Wirtschaftsanalysen gar in Zweifel, ob die Deutsche Giganetz aktuell überhaupt noch über ausreichend Bonität verfügt. Alles Dinge, die sich am Mittwochabend nicht ohne weiteres klären ließen. „Ich gehe mit vielen Dingen hier raus“, sagte Andreas Simon und hob nochmals hervor, dass an dem Vorhaben, die Stadt mit Glasfaser auszustatten, festgehalten werde.

Kein weißer Fleck

Ein gänzlich weißer Fleck in Sachen Glasfaser ist Bad Harzburg allerdings nicht mehr. Hülya Günes vom Gigabitbüro des Bundes legte eine Statistik vor, wonach die Stadt Ende 2024 einen Glasfaser-Anteil von 6,25 Prozent hatte. Neben der technischen Ausstattung der Schulen im Rahmen des Digitalpaktes, seien es vor allem neue Wohnanlagen mit gehobener Ausstattung, in denen Glasfaseranschlüsse gelegt worden seien. Auch der Harzburger Rennverein hatte sich unlängst einen Glasfaseranschluss auf der Rennbahn legen lassen (GZ berichtete). Die Leitungsverlegung und die technische Umsetzung für einzelne Objekte sei aber in der Regel mit hohen Kosten verbunden, so Günes. Um genau das zu vermeiden, war einst das Giganetz-Projekt für den gesamten Landkreis in die Wege geleitet worden.

Nach einem Bericht der Thüringer Allgemeinen vom Mittwoch hatte die Deutsche Giganetz ihre Ausbaupläne für einige Ortsteile in Erfurt gerade gestoppt – trotz Vorverträgen.

GIGANETZ-PROJEKT IM LANDKREIS

• Die Firma Deutsche Giganetz (DGN) will im Landkreis flächendeckend Glasfaserkabel verlegen und hat mit den Kommunen Braunlage, Langelsheim, Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Bad Harzburg Kooperationsvereinbarungen geschlossen. Angeschoben worden ist das Projekt vom Landkreis Goslar.

• Aber warum DGN? Nach längerer Suche hatten die Gemeinden nur diese Firma gefunden, die nicht nur die lukrativen Bereiche beispielsweise in den Innenstädten, sondern auch alle Ortsteile und Dörfer versorgen wolle.

• Bad Harzburg ist die erste Stadt, in der das Projekt angegangen werden sollte, der Startschuss für die Akquise fiel im April 2024. Investitionsvolumen seitens der DGN: 20 Millionen Euro für 263 Kilometer Kabel. Die DGN stellte von Beginn an klar: Realisiert wird die Sache allerdings nur, wenn genügend Bad Harzburger mitmachen. Der Bau sollte erst starten, wenn sich mindestens 35 Prozent der 12.200 Bad Harzburger Haushalte für einen Anschluss entscheiden – also rund 4700 Verträge bis zum 1. Juli 2024.

• Die Realität sah anders aus: Mitte Juli 2024 lag die Quote laut Schätzungen nur bei rund zehn Prozent. Offizielle Zahlen nannte die Deutsche Giganetz weder damals noch später. Daraufhin wurde im vorigen Sommer die Anwerbungsphase verlängert.

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